Folge 9: Starke Frauen – starke Stimmen am Weltfrauentag

Jeden Mittwoch beantworten in unserer beliebten Reihe „Gesichter der Branche“ Personen aus der Payment- und Banking-Industrie unseren standardisierten Fragebogen mit jeweils zehn Fragen. Über die Jahre ist hierbei eine Vielzahl interessanter Antworten zusammen gekommen.

In dieser Reihe kommen auch viele tolle Frauen der Branche zu Wort, die mit ihren Ideen, Visionen und Weitsicht die Finanzindustrie entscheidend prägen und den Weg hin zu mehr Diversität voranbringen. Heute gibt es eine Auswahl ihrer Antworten auf die Frage: Wieso gibt es nicht mehr Frauen in der Tech-Branche?

Und hier die Antworten unserer Interviewgäste:

Über meine Beteiligungsgesellschaft erhalte ich monatlich das IHK Magazin für die Region Nordhessen. Als ob es keine Frauen gäbe, war da 15 Ausgaben infolge keine Frau auf dem Titel abgebildet; nur einmal Mann und Frau. Das ist unrealistisch und trägt genau 0,0 zum Umdenken bei. Es demotiviert mich obendrein gelegentlich bis ich wieder die Energie habe, es zu ändern. Sehr ähnlich ist es übrigens bei Tech-affinen Formaten, auch bei einschlägigen Fintech Podcasts: Da mal eine Frauenstimme zu hören? Eine Rarität. Das lässt den falschen Schluss zu, es gäbe Keine.

Es ist unser aller Verantwortung die Branche divers abzubilden. Seitdem ich das FinTech Meetup mitorganisiere, hatten wir immer diverse Panels. „Es gibt keine Frauen“ ist eine Lüge. Man braucht gelegentlich nur ein My länger, um sie zu finden. Deshalb sind mir Benennungen von Kolleginnen der Branche wichtig.

Um zugrunde liegende Muster zu erkunden, empfehle ich immer wieder das Buch „Break The Good Girl Myth“ von Majo Molfino.
Lena Justen, Deutsche Bank

Das Thema ist sehr vielschichtig und wurde auch sicherlich schon viel besprochen. Persönlich glaube ich, dass es wichtig ist, bewusst auf diverse Teams zu achten. Also bereits im Interviewprozess auf „unconscious bias“ Interviewfragen zu setzen und zuallerletzt in flexible Arbeitszeitmodelle zu investieren. Damit meine ich nicht nur, Home-Office zu ermöglichen, das „dank“ Corona nun zumindest in unserer Branche zum Standard gehört. Auch zeitlich flexible Arbeitsmodelle, die es etwa Müttern sowie auch Vätern erlauben, zum richtigen Zeitpunkt Familienpflichten erfüllen zu können, sind wichtig.

Bei KUNO hat jede:r Mitarbeiter:in sein eigenes Zeitmodell, das für alle transparent ist. Das sind für mich wichtige Schritte, um eine hohe Frauenquote in der FinTech Branche etablieren zu können. Bei KUNO liegt diese bei über 50 %, was schon für sich spricht. Die Grundlage ist natürlich eine sehr frühe Förderung der neuen Generationen in dem Bereich, sowie die gezielte Weiterbildung und Förderung von weiblichen Talenten zu einem späteren Zeitpunkt sowie die Sichtbarkeit von Vorbildern in dem Bereich.
Katharina Jung, Kuno

Die Gründe dafür sind komplex, sie reichen von fehlenden Vorbildern, Sozialisierung, strukturellen Hürden bis hin zu Vorurteilen bei allen Beteiligten. Mittlerweile gibt es zum Glück einige Initiativen, die Kindern Tech-Themen spielerisch vermitteln. Es gibt Tools, die Firmen helfen, inklusive Job-Ads zu schreiben, es gibt Organisationen wie z.B. WE SHAPE TECH, bei der ich im Board bin, die mehr Menschen mit diversen Hintergründen für die Tech-Branche begeistern wollen und es gibt glücklicherweise ganz viele tolle Frauen in der Tech-Welt, die andere inspirieren und als Vorbild agieren. 
Melanie Gabriel, Yokoy

Alte Strukturen und Denkmuster sind leider nach wie vor weit verbreitet und das obwohl erwiesenermaßen divers aufgestellte Unternehmen besser performen. Diese Paradigmen müssen aufgebrochen werden, aber von allen Seiten: Frauen können mutiger sein, sollten sich mehr zutrauen sowie sichtbarer werden und gleichzeitig sichtbar gemacht werden. Vorbilder tragen z. B. wesentlich dazu bei, dass Frauen sich inspiriert fühlen und ihre Expertise nicht nur akzeptiert, sondern auch von Unternehmen sowie der Gesellschaft geschätzt und gewünscht wird.
Nadja Hofman, Exporo/Propvest

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Die Finanztechnologiebranche war und ist nach wie vor stark von Männern dominiert. Das muss sich unbedingt ändern. Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder und ich freue mich, dass es immer mehr Gründungen von Frauen gibt. Wir brauchen diese Vorbilder, um noch mehr Frauen für diese Branche zu begeistern. Ich selber will auch meinen Beitrag leisten. Ich bin Coach und Mentorin bei Wise und auch extern teile ich meine Erfahrungen und mein Wissen mit Frauen in meinem Netzwerk.
Diana Avila, Wise

Das Thema ist sehr komplex und fängt bei der Beschulung an. Aus verschiedenen Gründen sind die Naturwissenschaften so unterrichtet worden, dass Mädchen wenig erfolgreich waren oder die Lust daran verloren haben. Dadurch ist die Tech-Branche historisch von Männern dominiert worden. Allerdings sehe ich große Veränderungen. Auch die Tech-Branche erkennt, dass Diversität im Team nur gut sein kann. Das sehe ich z.B. an Stellenausschreibungen, die Frauen jetzt viel mehr ansprechen sollen.
Fabiana Mingrone, American Express

Ich denke, da gibt es mehrere Gründe: zum einen sind Frauen in Entscheidungspositionen immer noch stark unterbesetzt. Das führt dazu, dass oftmals eine starke Vorbildfunktion für die nachkommende Generation fehlt – ‘if you see it, you can be it‘ ist wichtig. Zum anderen führt es dazu, dass passende Arbeitsbedingungen für Frauen nicht in dem Ausmaß geschaffen werden, in dem sie notwendig sind. Ich glaube auch, dass der Tech-Sektor ein Imageproblem hat. Er wird immernoch als eine männliche Disziplin wahrgenommen – dabei ist er zu wichtig um alleine den Männern überlassen zu werden. 
Eva-Maria Baumer, ethoca

Es gibt sie, aber sicher noch nicht genug. Vor allem nicht in den Positionen, die ihrer Begabung und Einsatz entsprechen. 
Lea Siering, finleap connect

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Teaserbild iStockphoto Bildnachweis:mixetto

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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