Dürfen wir vorstellen: Diana Avila von Wise

Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche  stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Diana Avila unsere Fragen.

Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Diana Avila unsere Fragen. Diana arbeitet als Global Head of Banking und Expansion beim britischen Fintech Wise.

Wer bist Du, was machst Du?

Mein Name ist Diana Avila und ich bin Global Head of Banking und Expansion bei Wise (ehemals TransferWise). Unser Ziel ist es, den gesamten grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr der Welt zu bewegen. So schnell, bequem, transparent und günstig wie nur möglich – vielleicht sogar irgendwann kostenlos. Unsere Marktabdeckung ist dabei eine der wichtigsten Säulen. Daran arbeiten mein Team und ich.

Wie sieht ein klassischer Tag in Deinem Leben aus?

Einen “klassischen” Tag gibt es bei mir natürlich nicht. Mein Team verfolgt zwei Ziele, die auch meine tägliche Agenda bestimmen: Zum einen möchten wir unsere gesamte Produktpalette, also unser Geldtransfer-Produkt, das Multi-Währungs-Konto mit Debitkarte für Privat- und Geschäftskunden sowie die Wise Platform API in so vielen Ländern der Welt wie möglich verfügbar machen.

Gesichter Diana Avila

Wir arbeiten eng mit Regulatoren überall auf der Welt zusammen, damit wir die entsprechenden Lizenzen erhalten. Gleichzeitig arbeite ich mit unseren regionalen Produkt- und Compliance-Teams zusammen, damit wir alle regulatorischen Anforderungen erfüllen.

Aber für uns geht der Begriff der Expansion noch weiter: Marktabdeckung und Expansion bedeutet auch, möglichst tief mit der nationalen Zahlungsinfrastruktur verbunden zu sein, um unsere Produkte schneller, billiger und zuverlässiger zu machen. Denn: Bei Wise wird Geld immer auf ein lokales Konto überwiesen und von einem lokalen Konto im Empfängerland ausgezahlt. Je unabhängiger wir von Partnerbanken sind und beispielsweise über direkten Anschluss an ein Zentralbankkonto und die Echtzeit-Abwicklungssysteme verfügen, desto schneller und günstiger können wir unsere Services anbieten und diese Einspareffekte direkt an die Kund*innen weitergeben.

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

Ich habe nach meinem Jura-Studium in Kolumbien für einige Jahre im Finanz-Sektor gearbeitet. Allerdings eher für traditionelle Institute. Ich war schon früh davon fasziniert, wie ich meine Jura-Kenntnisse anwenden kann, um Innovation und Inklusion im Finanzsektor voranzutreiben.

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

Gute Frage! Vermutlich als ich im Jahr 2013 für meinen Master nach London gekommen bin und selber auch Geld nach Hause überweisen musste und dafür nicht länger meine Hausbank nutzen wollte, weil es viel zu teuer war.

Wie definierst Du FinTech?

Für mich sind Fintechs Unternehmen, die bestehende Prozesse neu denken und den Status Quo im Finanzbereich täglich neu infrage stellen, technologiebasierte Lösungen bauen und dabei stets Mehrwerte für den Endnutzer im Fokus haben.

„Fintechs stellen den Status Quo im Finanzbereich täglich infrage.“

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

Die Menschen vertrauen den traditionellen Instituten und das langfristig. Daher versuchen wir Wise dorthin zu bringen, wo Menschen gerne ihre Finanzgeschäfte abwickeln. Wenn das die Hausbank ist, dann ist das so und das möchten wir auch nicht ändern. Wir haben kein Problem damit, wenn jemand für Auslandsüberweisungen lieber seine Hausbank benutzen will. Daher bieten wir unsere Technologie den Banken per API an. Heute nutzen bereits 15 Banken diese Schnittstelle. Wir freuen uns, dass auch immer mehr traditionelle Banken, sich dafür interessieren.

Was kann man von FinTechs lernen?

Fintechs sind schnell und agil, sie sind nah an den Endkunden und passen sich an veränderte Kundenbedürfnisse an. Wir fragen unsere Kunden z.B. welche neuen Routen sie sich wünschen. Wenn es genug Nachfrage gibt, dann machen wir das möglich, Geld dorthin zu überweisen. Gleichzeitig haben es Fintechs geschafft, bestehende Prozesse zehnmal schneller, günstiger und effizienter zu gestalten und gleichzeitig nachhaltige Unternehmen zu bauen. Wise ist seit fünf Jahren profitabel. Es geht also darum, Umsätze zu generieren und gleichzeitig Produkte zu bauen, die die Kunden mögen.

Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

In unserem Fall, also grenzüberschreitender Zahlungsverkehr, ist es einfach: Die Margen sind gut und nur wenige Menschen wissen überhaupt, dass es versteckte Wechselkursaufschläge gibt. Warum sollte man also ein Geschäft modernisieren, das hohe Erträge erwirtschaftet?

Was macht deinen Job täglich interessant?

Wir bauen bei Wise einen völlig neuen Weg, um Geld international zu bewegen. Es ist eine Mammut-Aufgabe, an die sich noch kein Unternehmen vor uns herangewagt hat.  Das bringt natürlich unerwartete Herausforderungen mit sich, für die es kein Playbook gibt. Wir müssen dafür Lösungen finden.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

Ich würde wohl ein Café betreiben. Irgendwo am Strand in Portugal oder Kolumbien.

Worauf bist du stolz?

Gesichter Diana Avila

Ich bin stolz auf das Team, das wir bei Wise aufbauen und dass wir keine Angst davor haben, Dinge anders zu machen. Wir sagen unseren Kunden auf unserer Webseite beispielsweise, wenn ein Wettbewerber günstiger ist. Diese Transparenz macht mich stolz. Außerdem bin ich sehr stolz darauf, dass wir ein wirklich faires Produkt bauen, dass Menschen täglich nutzen können. Technologie und Angebote die vorher nur FX-Tradern vorbehalten war, kann so jeder nutzen.

Wieso gibt es nicht mehr Frauen in der Tech-Branche?

Die Finanztechnologiebranche war und ist nach wie vor stark von Männern dominiert. Das muss sich unbedingt ändern. Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder und ich freue mich, dass es immer mehr Gründungen von Frauen gibt. Wir brauchen diese Vorbilder, um noch mehr Frauen für diese Branche zu begeistern.

Ich selber will auch meinen Beitrag leisten. Ich bin Coach und Mentorin bei Wise und auch extern teile ich meine Erfahrungen und mein Wissen mit Frauen in meinem Netzwerk.

Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?

Ich würde gerne für die Weltbank arbeiten, insbesondere an der Zahlungs- und Remisseninitiative.

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

In letzter Zeit war es schwierig zu reisen und meine Familie zu besuchen. Ich kann es kaum erwarten, endlich mal wieder ein Bier mit meinem Vater zu trinken.

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