Das vergangene Jahr war aus Sicht der Payment- und Bankingbranche eines der spannendsten der vergangenen Jahrzehnte. Leider nicht im besten Sinne. Ein persönlicher Jahresrückblick über Spacs, Bitcoin und Nachhaltigskeits-Bla-bla.

Kein Monat vergeht, ohne dass neue Produkte, Banken, Fintechs und Payment-Lösungen auf den Markt kommen. Aber wer braucht das eigentlich alles und muss man das alles gut finden? Unser Autor Nils Wischmeyer beleuchtet in seiner Kolumne „Nils nörgelt“ ein Produkt, Thema oder eben den „letzten heißen Scheiß“. Etwas zu meckern gibt es schließlich (fast) immer.

2021 war hart. Es war lang, es war Lockdown, keiner hatte so richtig Spaß. Da fällt es mir schon fast schwer, jetzt auch noch zu meckern, zu nörgeln und zu spotten. Doch das muss leider sein, damit 2022 endlich mal ein schönes Jahr werden kann.

Bitcoin bleibt hinter den Erwartungen zurück

Fangen wir bei meinem Lieblingsthema an: Bitcoin. Zehn Worte Ende Mai reichten, um mich mehr als einen Monat in gehässigen Kommentaren zu ertränken. “Es ist Panik angesagt: Der Traum von Bitcoin ist tot” stand über einer meiner Kolumnen und brachte mir einen, wie man heutzutage so schön sagt, kleinen “Shitstorm”. Denn die Bitcoin-Jünger waren gar nicht d’accord mit meiner Weltsicht, zig Kommentare bei Twitter durfte ich jeden Tag beantworten, was für ein ignoranter Idiot ich denn wäre.

Es folgte ein fruchtbares Streitgespräch mit Fabio de Masi und Philipp Mattheis, der mich daraufhin blockte – Grüße gehen raus. Und naja, was soll ich sagen: Während Seiten wie btc-echo immer noch von den 100.000 US-Dollar je Bitcoin bis Ende des Jahres träumen, dümpelt der Kurs bei unter 50.000. Dafür haben die Sparkassen nun offenbar Ambitionen, in Kryptowährungen einzusteigen, dazu noch die ein oder andere Bank. Das Problem ist nur: Nur weil viele Verkäufer ein schlechtes Produkt verkaufen, wird es deswegen nicht automatisch gut. Ich stehe dazu: Bitcoin und andere Kryptowährungen bleiben Spekulationsobjekte – das war Mitte 2021 so und bleibt auch 2022 so.

Der große Spacs-Hype endet unschön

Während ich nun auf den neuen Shitstorm warte, springen wir doch ins nächste Hype-Thema Spacs, genauer gesagt zu Volocopter. Das Flugtaxi-Start-up wollte beim großen Hype um Spacs doch unbedingt dabei sein, mit dem ganz großen Debüt an der Nasdaq. Ende November dann der Schock: Das klappt alles nicht und, na klar, die Investoren gehen leer aus, wie Kollegen von FinanceFWD vorbildlich aufgeschrieben haben. Wer hätte das nur ahnen können? Immerhin hat Frank Thelen doch in den Spacs-Trend investiert – und der ist schließlich ein wahrer VC-Gott. Fragt mal Philipp Klöckner. Naja, PAB-Leser hätten es spätestens im April ahnen können, als es hieß: Der Dealer gewinnt, Deutschland verliert. Aber achten Sie nicht auf mich, ich p̶u̶t̶z̶e̶ nörgel hier nur.

Blicken wir doch stattdessen auf das große Ganze. Deutschland, dein Payment-Debakel war eine der Überschriften, die wir dafür gewählt haben und weil daran unverändert alles stimmt, muss ich dazu glaub ich nicht mehr viel sagen.

Grün, grün, grün ist die Finanzwelt leider nicht

Ein bisschen weiter ausholen muss ich beim  Thema “Green” oder “Nachhaltigkeit”. Spätestens jetzt wo die Grünen mitregieren dürfen, könnte im kommenden Jahr das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Fokus rücken. Das wäre auch dringend an der Zeit, denn blickt man einmal zurück, kann man in Sachen Nachhaltigkeit nicht von großem Erfolg sprechen – weder bei den Fintechs noch bei den Banken, geschweige denn bei den Fonds. Denn als ich die Kolumne über nachhaltiges Banking und Fintechs schrieb, bekam ich viel böse Post: Ich sei ein wenig übers Ziel hinausgeschossen, man bemühe sich doch. Das will ich aber auch gar nicht in Abrede stellen und ich würde auch gern glauben, dass es etwas bringt. Aber dann kam vor ein paar Tagen diese Studie von Finanzwende, die sich viele nachhaltige Fonds angeschaut hat. Überschrift: “Greenwashing im großen Stil”. Fragen? Nein? Gut. Denn da würde ich mir für 2022 so einige Verbesserungen wünschen.

Zum Schluss aber ein Lichtblick im Jahr 2021: Fintechs sind jetzt erwachsen, zumindest einige. Mehrere völlig überzogene Multimillionen-Fundingrunden und Milliardenbewertungen später muss man sagen, dass die meisten von ihnen wohl nicht mehr verschwinden werden. Das mag daran liegen, dass sie mit Geld förmlich zugekleistert werden, aber wer bleibt, der bleibt. Zwar gibt es bei einigen noch Nachholbedarf, beispielsweise beim Thema Service, beim Thema Kundenzentrierung, beim Thema Risiko, dafür spielen andere schon in der gleichen Liga. Aber Spaß beiseite: Hier hat sich tatsächlich eine sehenswerte Landschaft entwickelt, die langfristig wichtige Innovationen voran- und den gesamten Bankensektor ein wenig besser machen könnte. Nur, liebe Fintechs, bitte aufpassen: Das ist kein Aufruf zur Selbstbeweihräucherung.

Nun aber genug von mir. Erholen Sie sich gut, bleiben Sie gesund – und bis zum nächsten Jahr.

PS: Reformiert 2022 bitte die Bafin.

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