Das neue Jahr ist noch jung und viele Wochen voller Überraschungen liegen vor uns. Und auch, wenn wir nicht das Orakel von Delphi sind, so gibt es doch eine Reihe von Unternehmen und Fintechs, auf die wir (neben vielen anderen Unternehmen selbstverständlich) in den kommenden Monaten einen besonderen Blick werfen werden. Die Gründe hierfür sind vielfältig, ebenso wie die Liste der ausgewählten Unternehmen.
Darin finden sich neben neu investierten Unternehmen auch solche, die bereits mehrere Funding-Runden hinter sich haben. Neben alten Hasen und Einhörnern beinhaltet die Liste Neulinge am Markt, Unternehmen mit und ohne Deutschlandchef sowie Fintechs, die neben ihren erprobten Business-Modellen auch auf neuem Terrain erfolgreich werden wollen. Unser Blick in die Glaskugel:
Vanguard
Der US-Vermögensverwalter Vanguard plant den Angriff auf den Robo-Advisor-Markt in Deutschland, der mit Unternehmen wie Scalable Capital, Quirion (das vor wenigen Tagen eine Finanzierungsrunde in Höhe von 13 Mio. Euro erfolgreich abgeschlossen hatte), Ginmon oder Growney bereits prominent besetzt ist.
In den USA ist Vanguard bereits der größte Robo-Advisor und verwaltet dort Gelder in Höhe von etwa 150 Milliarden Dollar. Das Deutschlandprojekt habe bislang noch keinen Namen, wie ein Unternehmenssprecher erklärt, soll aber nach langer Geheimniskrämerei in 2021 starten. Das Unternehmen hat sich für das Projekt prominente Unterstützer gesucht: den früheren Solarisbank-Manager Andreas Bittner und Jesper Wahrendorf, der seinerzeit Ratepay aufbaute. Das Triumvirat wird seit Anfang dieses Jahres von Ex-Scalable Manager Thomas Wolff komplettiert. Noch sei es zu früh für ein Gespräch über das Projekt zu sprechen, es bleibe aber auf jeden Fall spannend, kündigt Wahrendorf auf Nachfrage an.
Mambu
Einhörner haben wir in Deutschland nicht viele, aber mit dem Berliner Unternehmen Mambu ist eines hinzugekommen. Insgesamt 110 Millionen Euro stecken Spotify-Investor TCV gemeinsam mit Tiger Global und Arena Holdings sowie den Altinvestoren Bessemer Venture Partners, Runa Capital und Acton Capital in Mambu – die Unternehmensbewertung steigt damit auf über 1,7 Milliarden Euro.
Mambu entwickelt cloudkompatible Software, mit der Banken ihre Prozesse elektronisch abwickeln und neue Finanzprodukte entwickeln können. Neben der Smartphonebank N26 setzen auch ABN Amro und Santander auf die Software des 2011 gegründeten Berliner Start-ups. Mit dem Geld will CEO Danilkis nicht nur den Ausbau seines Teams (von 30 Mitarbeitern in 2019 auf 1000 in 2021) voranbringen, sondern auch Übernahmen finanzieren. Die Investitionen werden es ihm ermöglichen, „komplementäre Technologien und Unternehmen aus einer M&A-Perspektive zu betrachten“, wie es aus dem Unternehmen heißt. Über welche weiteren Namen wir im Laufe des Jahres schreiben werden? Wir bleiben dran.
Banxware
Wenn Ratepay-Gründerin Miriam Wohlfarth (auch im Payment & Banking-Gründerteam) ein neues Projekt aufzieht, dann schauen viele besonders genau hin. Nach ihrem schrittweisen Rückzug aus Ratepay hat sie gemeinsam mit Fabian Heiß, Aurel Stenzel und Jens Röhrborn Banxware aus der Taufe gehoben, ein Unternehmen, das als White-Label-Lösung Kredite an Plattformhändler vergeben will. Der Start Anfang 2020 verlief zunächst holprig:
Als Bank im Hintergrund sollte zunächst die Wirecard fungieren. Aus bekannten Gründen wurde daraus nichts. „Zum Glück”, wie Wohlfarth danach sagte, als Ende vergangenen Jahres Ersatz gefunden wurde. Als Partner im Hintergrund fungiert nun die Vereinigte Volksbank und Raiffeisenbank, ein Zusammenschluss regionaler Banken aus Franken und Südhessen. Sie stellt künftig 100 Millionen Euro zur Verfügung, die das Fintech über seine Plattform vergeben kann. Wir sind uns sicher: Dabei wird es vermutlich nicht bleiben.
Qonto
Erst im vergangenen Jahr war Qonto mit einiger medialer Aufmerksamkeit in Deutschland gestartet. Das lag zum einen daran, dass Qonto als französisches Unternehmen sowohl im Heimatland erfolgreich und auch über die Landesgrenze hinaus schon einigermaßen bekannt war. Aber ebenso daran, dass der damalige Deutschlandchef Philipp Pohlmann schnell zu einem präsenten Kopf der Szene wurde. Alle Zeichen standen hierzulande auf Wachstum.
Dann der Knall: Pohlmann verließ das Unternehmen auf eigenen Wunsch, um sich eigenen Projekten zu widmen. Seitdem ist es ruhig um die Franzosen geworden. Doch zuletzt vermeldete das Unternehmen, in Torben Rabe einen neuen Deutschlandchef gefunden zu haben. Der kommt vom Scooter-Startup Bird und will nun das Geschäft hierzulande vorantreiben. Qonto muss jetzt Gas geben, um den Anschluss an deutsche Mitbewerber nicht zu verlieren.
WeFox
Klotzen statt kleckern: Bereits im Dezember letzten Jahres rechnete WeFox-Gründer Julian Teicke mit einem Umsatz von 100 Millionen Euro. Daraus sollen 2021 satte 300 Millionen werden, wie er gegenüber der Agentur Reuters ankündigte. Nach Informationen von Finanz-Szene und Finance Forward hat Wefox im September mindestens 100 Millionen Euro von Investoren eingesammelt.
Dabei bekam das Unternehmen erst im vergangenen Jahr knapp 100 Millionen Euro von seinen Geldgebern. Kommuniziert wurde diese Runde nicht. Deutet das die Vorbereitung auf weitere Runden an? Es bleibt spannend: Wird es Teicke gelingen, seiner Ankündigung Taten folgen zu lassen?
Fortsetzung folgt…
In Teil 2 unserer Liste blicken wir morgen auf fünf weitere Payment-Unternehmen und Fintechs, von denen wir in 2021 sicher noch hören werden.