Sozial-ökologische Bank vs. klassische Bank – Wie „grüne Banken“ ticken

Sozial-ökologische Bank vs. klassische Bank – Wie „grüne Banken“ ticken

Sie nennen sich grüne Bank, Ökobank oder Ethikbank und investieren in sozial und ökologisch nachhaltige Projekte: Kreditinstitute wie die GLS Bank, die EthikBank eG, Openbank; Tomorrow und die Evangelische Bank. Wir wollen uns in diesem Beitrag einmal genauer ansehen, wie grüne Banken arbeiten, was sie von „herkömmlichen“ Geldhäusern unterscheidet und in welche Branchen sie eigentlich investieren.

Ökobank – was heißt das?

Echte Öko- und ethische Banken investieren in naturbewusste, nachhaltige Projekte und in Aktien von Unternehmen, die sich Umwelt- oder Klimaschutz, auf jeden Fall aber einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen auf die Fahnen geschrieben haben. Das ist der Anspruch dieser Kreditinstitute, die sich in Sachen Investitionen und Finanzierung in dieser Hinsicht stark von den klassischen Banken unterscheiden.

Überhaupt wollen die Ökobanken weg vom Schmuddel-Image einiger traditioneller, großer und etablierter Institute, die man bislang mit vielem in Verbindung brachte – allerdings eher weniger mit Gemeinwohl, dem Umweltgedanken oder ökologisch verträglichen Projekten. Stattdessen mit fragwürdigen Finanzprodukten, üppigen Manager-Gehältern oder der (Mit-) Finanzierung von Rüstungsunternehmen.

Natürlich nutzen auch die nachhaltigen Banken das Geld ihrer Anleger und reinvestieren es – allerdings gelten hierfür sehr viel strengere Regeln beim Re-Investment. Das Geld soll ethisch vertretbar und verantwortungsbewusst angelegt werden. Die Anlagekriterien unterliegen also daher allerhöchsten Anforderungen.

Sozial-ökologische Bank vs. klassische Bank – Wie „grüne Banken“ ticken

Bei der Mehrheit der ethischen Banken handelt es sich um Direktbanken, die ihre Services ausschließlich online anbieten.

Die grüne Geldanlage – 6 bekannte Ethik- bzw. Umweltbanken in Deutschland

Triodos Bank

Die in den Niederlanden beheimatete Triodos Bank ist seit 2009 auf dem deutschen Markt aktiv und unterhält einen Unternehmenssitz in Frankfurt am Main. Das 1980 gegründete Kreditinstitut zählt zu Europa bekanntesten Ökobanken und beschäftigt insgesamt knapp 1500 Mitarbeiter. Berühmt wurde Triodos vor allem durch die erste grüne Zahlungskarte. Diese besteht nicht aus Plastik, sondern wurde aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt.

Die EthikBank

Die EthikBank ist eine Zweigniederlassung der Volksbank Eisenberg und seit 2002 am Markt. Das Kreditinstitut finanziert vor allem soziale Projekte. Unternehmen, die von der EthikBank einen Kredit erhalten wollen, müssen ein aktives Engagement und eine große Bereitschaft unter Beweis stellen, nachhaltig und sozial verträglich zu handeln. Das Investment in Rüstungsgeschäfte oder in die Atomenergie sind kategorisch ausgeschlossen. 2006 folgte die Expansion nach Österreich. Aktuell beschäftigt die EthikBank über 80 Mitarbeiter.

GLS Bank

Die GLS Bank (GLS steht für „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“) mit Sitz in Bochum bezeichnet sich selbst als „erste Ökobank der Welt“. Tatsache ist, dass es sich bei ihr um die erste Umweltbank Deutschlands handelt. Bereits Mitte der 1970er-Jahre gegründet, unterhält die Bank heute acht Niederlassungen in deutschen Großstädten wie München oder Berlin. Jährlich finanziert sie mehr als 10 000 soziale und umweltfreundliche Projekte, etwa aus den Bereichen Bildung, regenerative Energien sowie Soziales und Gesundheit.

Tomorrow

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Mobile Banking für ein besseres Morgen – so lautet der Slogan der 2017 gegründeten, reinen Smartphone-Bank Tomorrow. Das Startup richtet sich mit seiner Banking-App vor allem an online-affine junge Erwachsene und Kunden, die Digitalisierung, Modernität und vor allem Nachhaltigkeit gegenüber offen eingestellt sind.

Umweltbank

Seit 1997 hat sich die Umweltbank ganz dem nachhaltigen Gedanken und Umweltschutz verschrieben. In jenem Jahr wurde die unabhängige Privatbank, die weder ein Girokonto noch eine Bank- oder Kreditkarte anbietet, gegründet. Stattdessen liegt der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit in der Finanzierung von „grünen“ Immobilien, der verträglichen Altbausanierung, ökologischem Landbau und verschiedenen Umweltprojekten. Darüber hinaus bietet die Umweltbank nachhaltige Kapitalanlagen und Vermögensberatung (Umweltaktien, Umweltfonds u.a.) an.

Evangelische Bank

Sie ist die gegenwärtig größte Kirchenbank hierzulande: die Evangelische Bank. Die 2104 gegründete, alternative Bank arbeitet nach sozial-ethischen sowie ökologischen Prinzipien und setzt sich vor allem für Projekte in den Segmenten Kirche, Diakonie sowie Gesundheits- und Sozialwirtschaft ein. Sie unterhält Direktionen über ganz Deutschland verteilt (darunter Nürnberg, Stuttgart und Speyer), der Unternehmenssitz befindet sich im nordhessischen Kassel.

Wohin fließen die Gelder?

Alternative Banken pflegen einen „ethisch korrekten“ Umgang mit dem Geld ihrer Kunden. Sie investieren zum Beispiel in Projekte und Firmen aus den Bereichen

  • erneuerbare Energien
  • Tierschutz
  • Umwelt- oder Naturschutz
  • Bio-Landwirtschaft
  • ökologisches Bauen
  • Bildung
  • Gesundheit
  • nachhaltige Wirtschaft

Auch die Investition in kirchlich-karitative Einrichtungen spielt, etwa bei den Kirchen-banken, eine große Rolle. Darüber hinaus fördern viele ethische Banken Umweltprojekte überall auf der Welt. Sie investieren in Green/Climate oder Social Bonds sowie in Firmen, die sich dafür einsetzen, den ökologischen Fußabdruck der Menschen zu minimieren.

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Das Gegenteil davon sind all jene Geschäftsbereiche und Tätigkeitsfelder, die jenem Nachhaltig-keitsgedanken zuwiderlaufen. Viele der regulären, etablierten Großbanken unterstützen mit ihrem Geld Firmen dieser Sparten. Darunter: die Tabak- und Rüstungsindustrie, Gentechnik oder die Atom- bzw. Kernenergie.

Die Zielgruppe / Kunden:

Grüne Banken haben längst nicht mehr nur den Strickpullover tragenden Öko oder den seit Jahren überzeugten Grünen-Wähler im Blick. Vielmehr richten sich Umweltbanken an alle Kunden, denen soziale und umweltverträgliche Projekte und entsprechende Themen wichtig sind. Menschen, die aufgeschlossen sind für eine ethische, sinnvolle Geldanlage und nicht wollen, dass ihr Geld in Unternehmen fließt, die in fragwürdigen Geschäftsfeldern agieren.

Denn das Thema der überlegten, bewussten Ressourcen-Nutzung hat spätestens im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts massiv an (nicht zuletzt medialer) Bedeutung gewonnen. Dem unaufhaltsam voranschreitenden Klimawandel sei Dank. Und dies schlägt sich zunehmend im Verhalten und in der Lebensweise nieder: Immer mehr Menschen ernähren sich bewusster, gesund, komplett fleischlos[1] und setzen verstärkt auf regionale Lebensmittel. Hinzu kommt, dass sich Second-Hand-Kleidung größerer Beliebtheit erfreut[2] und viele Deutschen heute lieber Urlaub im eigenen Land machen als viele tausend Kilometer mit dem Schiff oder Flugzeug in weit entferne Regionen zu reisen. All diese Personen kommen als potentielle Kunden von Ökobanken theoretisch in Betracht.

Kirchliche Banken und Kreditinstitute wie die Bank für Kirche und Caritas, die Evangelische Bank oder die Pax Bank richten sich zudem vor allem an Mitglieder kirchlicher Ein-richtungen.

Die Unterschiede:

Wie weiter oben bereits erwähnt verdienen ethische Banken ihr Geld ebenso mit dem Geld ihrer Kunden wie die klassischen Geldinstitute. Also zum Beispiel, indem Menschen ihr Vermögen (oder Teile davon) der Bank überlassen oder ein Girokonto bei ihr eröffnen. Auch das Investmentbanking-Geschäft ist eine tragende Säule vieler Umweltbanken – solange es um nachhaltige Geldanlagen geht. Weitere Unterschiede zwischen der Umwelt- und der herkömmlichen, konventionellen Bank sind:

Transparenz

Ökobanken bieten ihre Kunden vollkommene Transparenz über die Geldanlagen und Investitionen die Kunden werden genau darüber aufgeklärt, für welche Projekte ihr Geld genutzt wird. Die Banken legen also jede Geschäftstätigkeit offen. Und: Kunden finden darüber hinaus ausführliche Informationen über die Anlagekriterien auf der jeweiligen Internetseite ihrer Bank.

Mitbestimmung
Viele grüne Banken räumen ihren Kunden ein Mitbestimmungsrecht ein. Welche Projekte lohnen eine Investition? Welche Unternehmen sollen gefördert werden? Der Kunde nimmt hier also bewusst und aktiv Einfluss auf die Nutzung des Geldes. Zudem betreiben manche Banken auch Crowdfunding-Plattformen für gemeinnützige Projekte. 

Gewinnmaximierung und Profitabilität
Profit und Rentabilität stehen nicht im Fokus der Geschäftstätigkeit einer Umweltbank. Anstatt des Ziels der unbedingten Gewinnmaximierung geht es alternativen Kreditinstituten darum, etwas zum Erhalt von Natur und Umwelt beizutragen.

Man möchte mit der Investition in sinnvolle, die Gesellschaft und den Zusammenhalt fördernde Projekte ein positives Signal setzen und etwas für die ökologische Nachhaltigkeit tun. Dieser ökologische Kurs ist entscheidender als die Gewinnabsicht.

„Der ökologische Kurs ist entscheidender als die Gewinnabsicht.“

Doch es gibt auch Aspekte und Bereiche, in denen die nachhaltigen Banken im Vergleich mit den herkömmlichen Geldinstituten zurückfallen.

Nachteile grüner Banken

Filialnetz
Viele der Öko- bzw. Ethikbanken besitzen kein Filialnetz. Kunden können ihre Bankgeschäfte in einem solchen Fall also nur per Online-Banking oder App tätigen. Hinzu kommt bei komplexeren Fragestellungen oder größeren Problemen die Tatsache, dass direkte Ansprechpartner vor Ort fehlen. Hier sind die klassischen Banken mit ihren niedergelassenen Zweigstellen und Filialen klar im Vorteil.

Die meisten Ökobanken bieten an, Bargeld bei Partnerbanken kostenfrei abzuheben. Kunden der Ethikbank, der ethisch-ökologische Direktbank mit Sitz im Allgäu, können zum Beispiel an den Geldautomaten der Volks- und Raiffeisenbanken kostenfrei in ganz Deutschland Geld abheben. Das Einzahlen von Bargeld ist bei Ökobanken jedoch nicht selten mit Gebühren verbunden.

Die Kosten
Kunden, die ein günstiges oder gar kostenloses Girokonto suchen, werden bei den herköm-mlichen Banken vermutlich eher fündig als bei den alternativen. Das Gros der Umweltbanken verlangt eine Monatspauschale bzw. Kontoführungsgebühr. Diese liegt etwa bei der Ethikbank aktuell (Stand: Dezember 2020) bei 8,50 Euro pro Monat für Personen über 24 Jahren. 18- bis 24-Jährige zahlen zwei Euro, wer darunter liegt, zahlt nichts. Bei der Triodis Bank kostet das Basis-Konto 5,50 Euro.

Sozial-ökologische Bank vs. klassische Bank – Wie „grüne Banken“ ticken

Bei der ältesten ethischen Bank Deutschlands, der Steyler Ethik Bank, zahlt man 5 Euro (für unter 27-jährige Kunden ist das Konto kostenlos). Und die sozial-ökologische GLS Bank verlangt 3,80 Euro / Monat. Hinzu kommen bei einem Großteil der Banken Jahresbeiträge für die Girocard und die Kosten für die Kreditkarte.

Die Zinsen
Die Zinskonditionen der ethischen Banken sind häufig nicht sonderlich attraktiv, da etwa eine Vielzahl der (günstigeren) Tagesgeldkonten schlicht keine Zinsen erwirtschaftet[3].

Fazit:

Ein Wechsel zu einer Ökobank kann sich für all jene lohnen, die ihr Geld mit gutem Gewissen anlegen möchten und wissen wollen, woran sie sind. Heißt: was mit ihrem Geld passiert und wie es investiert wird. Da Transparenz ein hohes Gut aller Umweltbanken ist, finden sie hier das wonach sie suchen. Und wer ohnehin Wert legt auf eine schonende, verantwortungsbewusste Lebensweise und dies auch bei der Wahl seiner Bank unbedingt berücksichtigen will, der stößt mit Sicherheit auf attraktive Angebote bei einer der ethischen Banken in Deutschland. Außerdem könnte eine solche Bank für Kunden interessant sein, die sich von den gewinn- und profitorientierten, klassischen Instituten abwenden möchten.

Beachten muss man vor einem möglichen Wechsel jedoch, dass die meisten Ökobanken Direktbanken sind und sich daher nur selten Filialen am eigenen Wohn- bzw. Standort befinden. Klar sein sollte einem zudem, dass die Kontoführungsgebühren bei Ethik- und Umweltbanken meist höher sind als bei den althergebrachten Instituten.


Quellen:

[1] Anzahl der vegetarisch und vegan lebenden Menschen in Deutschland (proveg.com)

[2] Nachhaltigkeit als wichtigstes Motiv für Second-Hand-Einkauf – internetworld.de

[3] Die besten Ökobanken: Grüne Banken im Vergleich | reisetopia

Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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