Gedanke zu #dk – was ist denn nun die Lage und Entwicklung?
Banken sprechen über Verschmelzung von paydirekt und giropay
Vor gut einer Woche geisterte eine Meldung durch die Presselandschaft, in der über die Verschmelzung von paydirekt und giropay gemutmaßt wurde – mal wieder. Auch der Dienst Kwitt soll für Handy-an-Handy-Zahlungen mit den anderen Bezahldiensten zusammengefasst werden. Ziel sei, „die derzeit bestehenden Bezahlverfahren paydirekt, giropay und Kwitt unter einer Marke zusammenzuführen“, schreibt das „Handelsblatt“ mit Verweis auf die Deutsche Kreditwirtschaft, die gemeinsame Interessenvertretung der deutschen Bankenverbände.
Nun, wirklich überraschend war diese Nachricht nicht, denn Spekulationen gibt es schon – um präzise zu sein, seit ziemlich genau einem Jahr und die Frage nach der Sinnhaftigkeit verschiedener Online-Zahlungsverfahren “made in Germany” stellt sich in Anbetracht des mäßigen Erfolges der Anbieter mehr als deutlich.
Was ist also dran an den neuesten Spekulationen. Kommt Bewegung in das sogenannte Projekt #dk (als Abkürzung für “digitale Kreditwirtschaft”) und wenn das nur der sogenannte Arbeitstitel ist, bekommt das Kind dann jetzt endlich einen ordentlichen Namen? Wir hätten da einen – zugegeben nicht ganz ernst gemeint: Wie wäre es etwa mit Girodirektkwittpaycard? Nun, vermutlich wird es das nicht werden, aber er fasst zusammen, was zusammen kommen würde. Aber soll zusammen kommen was auch zusammen gehört?
Paydirekt als Online- & P2P-Zahlverfahren, soll zusammen gelegt werden mit Giropay (Online-Banking-basiertes e-Payment-Verfahren) und KWITT (P2P App von Sparkassen und Genossenschaftsbanken). Zeitgleich soll beim Erfolgsprodukt Girocard eine seit Jahren klaffende Wunde geschlossen werden. Die beliebte deutsche Debitkarte ist auch im Jahr 2020 immer noch nicht onlinepaymentfähig, auch wenn es in den letzten 20 Jahren in verschiedenen Formen immer wieder angekündigt wurde.
Hinter allen deutschen Online-Bezahlverfahren stehen entweder deutsche Banken und/oder die Sparkassen. Alle starteten über die Jahre hinweg mehr oder weniger erfolgreich in den Markt, um sich entweder selbst Konkurrenz zu machen oder reagierten damit zunehmend auf den großen Konkurrenten aus den USA, namentlich PayPal genannt. Alleine in Deutschland zählt 25,6 Millionen Nutzer und verbuchte im Mai die weltweit höchste Zahl an Transaktionen seiner Geschichte – vermutlich auch wegen des Corona-beschleunigten Boom des Online-Handels.
Die Deutsche Kreditwirtschaft erklärte, sie wolle ihr Angebot von Bezahlverfahren für Kunden und Händler weiter verbessern. „Ziel ist es, Verbrauchern und Händlern sowohl im stationären Handel als auch im E-Commerce noch mehr Vorteile und Wiedererkennbarkeit zu bieten. Gleichzeitig sollen sich gewohnte Funktionen nicht ändern und eine Umstellung für die Händler mit möglichst geringem technischen Aufwand verbunden sein“, schreibt das „Handelsblatt“, aber trifft das wirklich den gesellschaftlichen Kern und den Zahn der Zeit? Und welche Zielgruppe wird überhaupt angesprochen?
Müssen sich Paypal, Mastercard & Visa jetzt wirklich fürchten?
Der Markt der Zahlarten wird immer breiter. Beide Online-Bezahlverfahren, gibt es schon seit fast zehn Jahren. Im Kern wird die Zahlung über das Online-Banking des Kunden abgewickelt. Millionen Nutzer können mit beiden im Onlinehandel bezahlen. Doch spielen eben auch die großen Player wie PayPal, Visa und Mastercard eine signifikante Rolle bei der Auswahl des Kunden, wenn er sich für einen Dienst beim Bezahlen entscheidet. Ach ja und da wäre ja auch noch Instant Payment? Wer die Wahl hat, hat die Qual. In den meisten Fällen ist es dann eben doch nicht so, das viel, viel hilft.
Ob das also der große Angriff auf PayPal wird und die Banken von einem „Extremely Late Mover Advantage“ profitieren können ist fraglich? Ebenso fraglich und ist in dem Zuge natürlich wie das geplante Projekt in den europäischen Kontext passt, um es tatsächlich wettbewerbsfähig zu bekommen? Vielleicht hat auch das Yomo Debakel an der ein oder anderen Stelle zum Umdenken geführt. Lieber zusammen Relevanz als alleine keine. Miteinander “Ringen” statt gegeneinander.
Keiner weiß etwas Genaues. Aber kommt jetzt tatsächlich Bewegung in die Szene?
Wie seht ihr das? Wie beurteilt ihr den aktuellen Status?
Mit Blick in die Glaskugel: Für welchen Weg werden sich die Beteiligten entscheiden? Wird unsere Girodirektkwittpaycard 2.0 doch eines Tages the new normal?
Jochen Siegert
Wir hatten die Gründe des vielfachen Scheiterns der digitalen Payment-Angebote deutscher Banken und Sparkassen in mannigfaltiger Form in diesem Blog in Form von Artikeln, Infografiken und Podcasts begleitet. In unseren Analysen haben wir die Gründe identifiziert und in den allermeisten Fällen die traurigen Entwicklungen sehr präzise vorhergesagt. Alles wurde zu dem Thema schon geschrieben, zuletzt im März 2020: https://paymentandbanking.com/das-zu-dicke-brett-der-kreditwirtschaft-im-payment-bei-xpay-dk-epi-peps-i/
An den fundamentalen Parametern und Problemen hat sich bis dato nichts geändert. Für den Markt, also Endkunden und Handel, haben die dominierenden Anbieter offensichtlich alle relevanten Probleme gelöst, wie man an den Marktanteilen ablesen kann, auch und während der Corona-Krise. Die vielen internen kreditwirtschaftlichen Probleme und Altlasten wie mangelnde Kundenadaption auf den eigenen Lösungen, keine schlagende Produkt-Value-Proposition im direkten Wettbewerb, viel zu langsame Execution aufgrund gremienbedingter Langsamkeit, Fokus auf interne Politik statt Unternehmertum und Markt, keine direkte P&L-Verantwortung, starke Netzwerkeffekte internationaler Lösungen etc. ändern sich nicht plötzlich, nur durch einen neuen Namen und dem Zusammenraufen der Verfahren.
Die handelnden Personen, die den jetzigen Status Quo und die Historie mit den vielen teuren geplatzten Versprechungen persönlich verantworten, können sich und ihre geschaffenen Gremienstrukturen und -verfahren nicht mehr “disrupten”.
Wenn überhaupt kann nur ein harter Schnitt einen Erfolg bringen: Neue, frische externe Köpfe vom Markt, die unternehmerisch komplett neue, vor allem zukunftsgerichtete Produkte bauen, unabhängig von bestehenden Gremien und Verbänden.
Kilian Thalhammer
Von außen gesehen gibt es keinen Grund, es nicht zusmmenzulegen – die aktuellen Angebote sind zu kleinteilig, zu wenig international und die für das Payment dringend nötigen “Economies of Scale” können so nicht erreicht werden.
Schon lange ist die Basis eigentlich da, zusammen etwas Großes oder wenigstens marktrelevantes entstehen zu lassen. Die interne Politik ruiniert es leider immer wieder.
Meine Hoffnung ist, dass der Marktdruck und damit die “Realität” so offensichtlich wird, dass man sich die Diskussion gar nicht mehr stellt. Zahlmethoden und Services werden sich konsolidieren (müssen) – auch hier gilt wie beim Banking ein Rebundling nach dem Unbundling.
Ohne ein Zusammenlegen werden die einzelnen Services verschwinden – Payment ist und bleibt am Ende Commodity – und die konsolidiert. Auch wenn der Zug schon längst losgefahren ist, sehe ich eine Chance, dass man durch konsequentes und zielgerichtetes Zusammenlegen am Markt noch etwas tun kann (bevor man seine Energie auf “Gerichtsscharmützel” mit der (ex-) Sofort verwendet).
Das Zusammenlegen alleine wird es aber nicht richten. Das Produkt muss am Ende “best of both worlds” sein – nicht der kleinste gemeinsame Nenner. International, Multi Kanal (Omni /Unified whatever), günstig, offen und integriert/integrierbar. Kein einfacher Pitch – aber hey :-) – wenn nicht wir, wer dann :-) ?!
Offene Frage dir mir dann kommt – Wie passt da die Girocard rein? – muss die da “nicht rein” ?