Joonko und seine Kreditpläne

Joonko und seine Kreditpläne

Vor einigen Tagen hatten wir es im Newsletter bereits berichtet. Unter der Überschrift “Joonko vermittelt nun auch Konsumentenkredite” hieß es in der Meldung, dass das Finanzportal Joonko nun auch Verbraucherkredite anbiete. Joonko will Kunden mit dem neuen Angebot einen schnellen, voll digitalen Kreditabschluss ohne Lockangebote mit garantiertem Zinssatz ermöglichen. Die Identifizierung erfolgt per Videoident, die Auszahlung nach wenigen Tagen. Der Launch erfolgt mit einem voll funktionalen Produkt, aber zunächst als erweiterte, offene Testphase mit drei Banken: Consors Finanz, Solarisbank und SWK Bank. Während der Betaphase will Joonko Produktfeedback generieren, das Angebot optimieren und weitere Banken anbinden.

Nachdem nun die Kollegen von FinanceFWD die Meldung in der vergangenen Woche noch einmal aufgenommen hatten, haben wir dies zum Anlass genommen, uns noch einmal grundsätzlich über das Kreditgeschäft in Deutschland Gedanken zu machen. Denn: So ganz allein ist Joonko mit dieser Idee ja nun nicht und es gibt bereits etliche Anbieter, die mit einem vergleichbaren, ähnlichen oder identischem Angebot um die Gunst der Kunden buhlen. Wie bekannt ist Joonko eigentlich und kann das Finleap-Gewächs den – nicht zuletzt auch Corona bedingt – zeitlichen Rückstand aufholen.

Mit der bereits geschlossenen Vertriebspartnerschaft mit der Zeitschrift “Auto Bild“ wurde Anfang des Jahres ein Anfang gemacht. „Schon beim ersten Gespräch war klar, dass wir gemeinsame Werte wie absoluten Kundenfokus und den Wunsch nach Transparenz teilen“, sagte Joonko-Chefin Carolin Gabor vor wenigen Tagen auf LinkeIn über die Kooperation. Diese nach Informationen von FinanceFWD jedoch schleppend an, weil Autohäuser und Zulassungsstellen geschlossen blieben. Einen Teil des Teams musste Joonko in Kurzarbeit schicken.

Joonko und seine Kreditpläne

Es bleibt abzuwarten, wie schnell Joonko nun tatsächlich Gas mit dem neuen Produkt der Verbraucherkredite geben kann. Mit dem Investor Ping An aus China und Finleap im Rücken standen die Vorzeichen für das Vergleichsportal zum Start zunächst nicht schlecht. Doch der Markt für Kredite ist mit deutschen Anbietern wie beispielsweise Check24 oder Verivox bereits gut besetzt. Ob diesen Anbieter mit Joonkos aktuellen Produkten tatsächlich – wie seinerzeit zum Launch noch geunkt – nun das Fürchten gelehrt wird? Letztendlich entscheidet das der Kunde!

Und das sagt das Team:

Jochen Siegert

Es ist generell gut für den Markt, dass Joonko sich als Alternative zu den Schwergewichten wie Check24 & Co positioniert. Beim 1. Produkt, der KFZ-Versicherung, nahm ich jedoch primär deutlich mehr Startupmedia-Filterblase-Eigenbuzz als eigentliche Produkt-Vermarktung wahr. Eine kurze Recherche in meinem näheren und erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis ergab eine ähnliche Erkenntnis: Als eigentliches Versicherungsprodukt/Vergleichsprodukt kannte kaum jemand Joonko. Es ist ein logischer Schritt das Portal jenseits des Peaks beim KFZ-Versicherungswechsel einmal im Jahr breiter aufzustellen. Der Kreditvergleich ist daher eine vermeintliche “Low-Hanging-Fruit” und liegt sehr nahe. Ähnlich wie beim Versicherungsvergleich ist der Markt aber hier schon stark gesättigt durch verschiedene Anbieter. Es ist ein klassischer Red-Ocean-Markt in dem Joonko sich nun neu bewegt.

Schon vor 15 Jahren, zu meiner Zeit bei der KarstadtQuelle Bank, als damals starker und führender Player im deutschen Konsumentenkreditgeschäft, waren die CPCs/CPOs für Onlinekredite extrem teuer. Die Situation hat sich seitdem nicht wirklich entspannt angesichts vieler neuer Portale und mächtiger Vermittler im Markt. Schön für die Banken, wenn Joonko sich als (bankfreundlichere?) Alternative zu Check24 & Co positioniert und noch schöner für den Kunden, wenn da neue Wege bei der Kreditprüfung gegangen werden und ggfs. mehr Kunden Zugang finden.

Joonko und seine Kreditpläne

Aber das alles geht nicht ohne Leads und somit ohne Aufmerksamkeit für das Produkt, Portal und einer großen Partnerauswahl darauf. Diese Aufmerksamkeit wird in der Masse aber gerade über Lockangebote und viele (teure) Ad-Kampagnen erreicht. Also genau das was Joonko ausschließt bzw. wo zumindest meine “Filterblase” und ich das Portal seit seinem Start kaum wahr genommen haben. Ich bin gespannt, ob sich das ändert, denn der konstante Marketingdruck der, durch Joonko herausgeforderten, Bestandsplayer ist gewaltig.

Nicole Nitsche

Die Kreditvergabe durch die Fintech-Unternehmen hat in den letzten Jahren überall auf der Welt rasant zugenommen, allerdings in einer von Land zu Land sehr unterschiedlichen Größenordnung. Die Gründe dafür sind der jeweilige Entwicklungsstand der Wirtschaft und die Finanzmarktstruktur: je höher das „Volkseinkommen“ und je schwächer der Wettbewerb innerhalb des Bankensystems, desto umfangreicher die Aktivitäten von Fintechs im Kreditgeschäft. Zudem ist die Kreditvergabe von Fintechs dort höher, wo die Bankenregulierung weniger streng ist. Fintech-Kredite sind seit Jahren eine alternative Finanzierungsquelle für Unternehmen und Konsumenten und können unterversorgten Kundensegmenten besseren Zugang zu Finanzmitteln verschaffen. Sie können zudem die Effizienz der Finanzintermediation erhöhen. Allerdings haben diverse Insolvenzen und Fälle von unseriösem Geschäftsgebaren gezeigt, dass die Kreditvergabe durch Fintechs auch einige Herausforderungen für Regulierungsinstanzen mit sich bringt.

Joonko und seine Kreditpläne

Wie auch immer, Joonko steigt in einen gut besetzen Markt ein. Wichtig ist, dass sie hierbei den richtigen Ansatz verfolgen, den beim Autokredit sollte es nicht bleiben. Die meisten Verbraucher schulden mithilfe von Fintech-Krediten bestehende Kredite um oder konsolidieren sie, einige nutzen Fintech-Kredite aber auch für größere Anschaffungen, da muss also noch mehr gehen. Wie immer kommt es auf die Raffinesse an. Carolin Gabor, ist super versiert, und hat ein gutes Team. Es könnte also gelingen, wenn man es richtig macht. Aus dem Blickwinkel, hier nochmal ein Angriff auf die Etablierten, also Bank oder bestehende große Fintech-Player, wie Check24, eher eine ermüdende Meldung.

Maik Klotz

Was soll man sagen? Spontan dachte ich: ganz schön spät um mit dem Thema um die Ecke zu kommen, denn es war irgendwie naheliegend und “low hanging fruits”. Zu dem a) Menschen seit Monaten Geld brauchen und der Bedarf sicher steigen wird und b) das Kopfgeld nicht ohne ist und c) es ein völlig standardisierter Prozess ist. Braucht der Markt eine weitere Plattform al a Check24 oder Smava? Bestimmt. Ob sich die Angebote für den Konsumenten am Ende groß unterscheiden, glaub ich nicht. Punkten kann Joonko in der Kundenansprache, dem UX und am Ende natürlich mit Angeboten, wobei letzteres schwieriger sein wird als die ersten beiden Punkte. Ich finde es Ok, wenn ein Fintech wie Joonko auch Kredite anbietet. Haut es mich vom Hocker? Irgendwie nicht.

Joonko und seine Kreditpläne

Kilian Thalhammer

Ich bezweifle etwas, ob das der revolutionäre Ansatz ist, die den Kunden dazu bringt Joonko, statt Check24 et al zu nutzen. Kredite und Kreditvergleiche sind Commodity – im Detail unterschiedlich, aber für die Masse der Kunden doch alles die gleiche “Suppe”. Details im Prozess wie “wann ist der Kontoblick?” merkt der Kunde sowieso erst, wenn er schon “im Prozess” ist – ob er deswegen kommt? -Ich denke es ist umgekehrt, man kann den Kunden im Prozess “verlieren”, wenn man an der falschen Stelle unnötige Checks einbaut.

Das Versprechen nach “weniger nervigen SMS” mag gut sein, ob man diese nicht doch braucht, um in einem umkämpften Markt die “teuer eingekauften” Leads nicht doch zu konvertieren, wird die Zeit zeigen? Ich glaube, der Wettbewerb macht es nicht aus purer “Lust an der nervigen SMS”.
Anyhow, Wettbewerb belebt das Geschäft und der Kampf um den Kunden wird hart und teuer – aber er muss gekämpft werden. Wünsche da Joonko viel Erfolg und einen langen Atem. (und smarte Ideen :-))

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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