Siegerts sündige Sonderserie der Erfahrungen aus der digitalen Welt
Bei dem geflügelten Wort der ‚Sieben Todsünden‘, handelt es sich um sieben Charaktereigenschaften oder vielmehr Laster, für die man laut der katholischen Kirche für alle Zeiten in der Hölle schmort. „Ist der Ruf erst ruiniert, treibt man’s gänzlich ungeniert.“ – „Der Kaffee muss schwarz wie die Nacht, heiß wie die Hölle und süß wie die Sünde sein.“ So lauten geläufige Entschuldigungen für die kleinen Sünden des Alltags. Aber „Wehret den Anfängen!“ muss man denen zurufen, die vor dem nächsten Schritt stehen und vielleicht bald mit einem weiter abgestumpften Gewissen größere Untaten begehen… Jochen Siegert begegnen diese „Untaten“ in seinem täglichen Arbeitsalltag allerorts. Bekannt als Moralapostel ? versucht er tugendhaft in seiner neuen Serie „Die sieben Todsünden der Digitalisierung“ ein wenig Bekehrung in die digitale Welt zu bringen und dem von ihm vorgefundenen Lasterkatalog ein Ende zu bereiten.
Aus diesem Grund möchten wir hier im Blog eine Reihe starten und regelmäßig von diesen Sünden berichten: Die sieben Todsünden der Digitalisierung im Payment und Banking, die ihm über Aussagen und Erfahrungenen bei diversen Konferenzen in den letzten Wochen begneten. Ähnlichkeiten mit der Realität ist gegeben und nicht erfunden :)
Der Ist-Zustand der Digitalisierung
In den letzten Wochen sprach ich wieder auf einigen Konferenzen zum Thema Digitalisierung und Banking. Dabei durfte ich auch den Vorträgen von Vertretern großer Banken lauschen. Teilweise war ich begeistert, wie klar und realistisch der eine oder andere Banker die großen und schwierige Aufgabe Digitalisierung, Mind-Set-Wechsel und Aneignung neuer Skills für das jeweilige Kreditinstitut beschrieb. Aber ich war auf der anderen Seite auch erschrocken über die z.T. grundlegenden Fehler, die von anderen Kollegen gemacht werden und die dennoch tief überzeugt sind die großen Herausforderungen meistern zu können.
Erste Todsünde: Komplette Unterschätzung des Wandels
(oder: “Das ist nur ein Hype und geht wieder weg”)
Digitalisierung ist so generalisitsch und „grundlegend“, dass der Begriff Hype einfach falsch ist. Digitalisierung ist ja kein „Geschäftsmodell“, das mal „in” ist und mal nicht. Eher passt der Vergleich zum Internet, welches grundlegend unser Verhalten und etliche Geschäftsmodelle komplett verändert und zum Teil obsolet gemacht hat.
Im Jahr 1999 hatte ich, noch nicht ganz fertig mit dem Studium, in New York am Times Square im Bertelsmann Tower ein Job-Interview bei BMG Music. Ich wurde von der “Head of Innovation” interviewed. Als ich mit ihr über die Digitalisierungsstrategie dieses weltweiten Musiklabels sprach, wunderte mich wie sehr die Diskrepanz ihrer Realität und meine studentische Realität bei Musikkonsum auseinanderklafften. Napster, damals DIE MP3-Plattform für (illegale) Musikdownloads war der de-facto Standard unter uns Studenten. Sie negierte die Entwicklung als “nicht relevant für die Masse” und “Hype”. Wir kennen alle die Entwicklung in den folgenden Jahren, den dramatischen Wandel durch die Musikindustrie gehen musste ist inkl. kompletten Wechsels des “Geschäftsmodells” für Künstler weg vom Verkauf von Tonträgern, hin zum Hauptverdienst über Konzerte.
Gleiches gilt für Amazon, Zalando, eBay, iTunes, iPhone, iPad, Spotify, PayPal, Mobile First, Voice First .. man kann die Aufzählung lange fortsetzen. Bei allen diesem Themen hörte man am Anfang und hört man z.T. noch immer, dass es nur Hype sei, dass es vielleicht in woanders, aber niemals bei “uns” in Deutschland oder in “unserer” Industrie funktionierte. Die große Unterschätzung der immanenten Netzwerkeffekte und Nichtbeschäftigung mit den Trends ist der grundlegendste Fehler, den man in der Digitalisierung machen kann.
Die Digitalsierung geht nicht mehr weg. Entweder man passt sich an die neue Lebenswirklichkeit der Kunden an, oder es ist nicht der Hype, sondern man selbst als Unternehmen oder Industrie der weggeht.
tbc…
Jochen Siegert ist Co-Founder von Payment & Banking, Unternehmer, Investor und erfahrener Experte für digitale Transformation. Er schaut zurück auf knapp 25 Jahre Erfahrung in Einführung und Management von Innovationen / digitalen Finanzprodukten. Jochen begleitete senior Führungspositionen bei globalen Paymentanbietern, Fintechs und Banken. [mehr]