Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass gerade Fintechs sehr unzufrieden mit der Bafin sind. Die wehrt sich gegen die Kritik. Gibt es Lösungen, die beiden Seiten gefallen könnten?

Es waren deutliche Worte, die die deutschen Fintech-Gründer in einer aktuellen Bitkom-Umfrage in Richtung Politik und Behörden richteten: Nicht einmal jeder Fünfte würde wieder in Deutschland gründen, wenn er die Wahl hätte. Die Gründe sind vielfältig: Es gebe unter anderem zu wenig Wagniskapital und zu viel Bürokratie. Ein Adressat von besonders viel Gründerfrust: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Beantragungsprozesse würden im Schnitt zwei Jahre dauern, bemängeln die Start-ups, 75 Prozent der Gründer sind das  deutlich zu lang. Zwei Drittel empfinden den Prozess als unnötig kompliziert und schwer planbar. Auch die mangelnde Dialogbereitschaft beschäftigt so manchen Start-up-Unternehmer.

Was aber sollten für Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen erfolgen? Wie angenehm sollte eine Aufsicht für Gründer überhaupt sein? Die Bafin hat eine klare Meinung zu den Vorwürfen – und die Gründer selbst machen einige Verbesserungsvorschläge.

Beim Bitkom verantwortlich für die Studie ist Sarah Palurovic, Referentin Digital Banking & Financial Services. Sie sieht viele Fintech-Gründer in einer Zwickmühle, wenn es um die Beantragung einer Bafin-Lizenz geht. „So ein Antrag kostet einiges an Geld, das man ohne Lizenz aber nicht ohne weiteres bekommt“, erklärt sie. Die Bafin selbst erhebt, je nach Art des Antrags, Gebühren im vier- bis fünfstelligen Bereich, den Großteil der Kosten macht aber die juristische Begleitung durch Anwälte aus. „Das Geld dafür schießen die wenigsten Investoren vor, die Gründer müssen also in Vorleistung treten“, erläutert Palurovic. Mehrere zehntausend Euro aus der eigenen Tasche zu bezahlen, kann aber nicht jeder.

Wer es doch kann oder einen willigen Sponsoren findet, der hat dann aber mit den teils langwierigen Prozessen zu kämpfen. Die teils jahrelangen Prozesse würden wie ein Damoklesschwert über dem Geschäft schweben, bemängelt die Bitkom-Referentin. „Erschwerend kommt hinzu, dass das Verfahren von außen einer Blackbox gleicht, bei der man vor dem Bescheid nicht mit Sicherheit weiß, was passiert.“

Bei der Bafin selbst verwahrt man sich gegen solche Vorwürfe und sieht die Gründer selbst in der Verantwortung. „Die Dauer eines Erlaubnisverfahrens ist maßgeblich vom Antrag abhängig – seiner Art, seinem Umfang und seiner Vollständigkeit“, erklärt die Anstalt. Gerade an der Vollständigkeit hapere es aber „in den allermeisten Fällen.“ Was bedeutet, dass Unterlagen nachgefordert werden und die Verfahren länger dauern. Mangelnde Transparenz wollen sich die Bonner auch nicht vorhalten lassen. Alle erforderlichen Informationen seien online abrufbar. Die Webseite biete auch „die Gelegenheit für eine unkomplizierte, aber strukturierte Kontaktaufnahme.“

Eine verzwickte Lage also, in der beide Seiten die Schuld beim jeweils anderen zu sehen scheinen. Wie also könnten Lösungen aussehen, die allen Beteiligten zusagen? Der erste Schritt wäre wohl, miteinander zu reden. Und es ist ja nicht so, als sei die Bafin nicht auf Konferenzen und Meetings der Szene präsent, wo Gründer und CEOs ihre Sorgen äußern können. Das erkennt auch Sarah Palurovic an. „Wie viel davon dann umgesetzt wird, ist natürlich eine andere Frage“, sagt sie. Sie würde sich wünschen, dass die Politik auf mehr Geschwindigkeit und Transparenz drängt: „Allerdings kann die Bafin auch losgelöst davon eigenständig Prozesse modernisieren und anpassen.“

Gründer verweisen vor allem aufs europäische Ausland, wo einige Dinge besser funktionieren sollen. Zum Beispiel in der Schweiz: Die dortige Aufsicht Finma hat eine sogenannte Fintech-Bewilligung im Angebot, die es unter anderem erlaubt, Einlagen von bis zu hundert Millionen Franken zu verwalten – ohne das komplizierte reguläre Bewilligungsverfahren in Gänze durchlaufen zu müssen. Einen solchen Ansatz könnten sich viele aus der Branche auch in Deutschland vorstellen. Vielleicht ein Hoffnungsschimmer: Der ehemalige Finma-Boss Mark Branson leitet seit 2021 die Bafin.

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