Vorgestellt: Was macht eigentlich … Divizend?

Als Team von Payment and Banking versuchen wir, einen kontinuierlichen Überblick über die Branche zu behalten und berichten über kleine wie große Fintechs und Insurtechs, über etablierten Banken ebenso wie über Neo-Banken, über digitale Strategien, über große Investitionen nationaler und internationaler Geldgeber, schreiben über Exits und liefern Analysen zu aktuellen Themen.

Manche Unternehmen erscheinen dabei häufiger in der Berichterstattung als andere. Das wollen wir ändern und starten mit „was macht eigentlich …“ eine neue Rubrik, in der wir den vielen tollen Unternehmen der Branche Aufmerksamkeit schenken werden, die einen hervorragenden Job machen, im täglichen Business aber manchmal ein wenig unter dem Radar bleiben. Wir wollen wissen, was die Gründer gerade umtreibt, was Stand der Stunde ist, welche Pläne aktuell verfolgt werden und womit uns das Unternehmen sogar bald überraschen wird.

Dieses Mal sprechen wir in der Rubrik „Was macht eigentlich…?“ mit Thomas Rappold, Gründer von Divizend.

Hallo Thomas, bitte erzähluns doch einmal: Was ist Divizend?

Divizend ist die weltweit erste Plattform, welche den Prozess zur Rückerstattung ausländischer Quellensteuer auf Dividenden weitestgehend automatisiert und digitalisiert hat. Dabei grenzen wir uns von Konkurrenten insbesondere dadurch ab, dass wir diesen Dienst gezielt auch privaten Investoren zur Verfügung stellen und keine Software für lediglich große Institutionen entwickelt haben. Das spiegelt sich auch darin wider, dass wir die Ersten sind, die diesen Prozess nutzerfreundlich gestaltet haben. Somit kann jeder ohne spezielles Vorwissen seine Quellensteuer zurückfordern, läuft keine Gefahr dabei Fehler zu begehen und kann sich währenddessen einer einladenden, modernen Benutzeroberfläche erfreuen.

Unser intuitives Dashboard spricht entsprechend mittlerweile auch eine Vielzahl von Kundensegmenten über den privaten Investor hinaus an, eben aufgrund der Einfachheit der Bedienung und ganz klar aufgrund unserer geringen Kosten, welche wir durch die Automatisierung erreichen.

Seit wann gibt es euch und wie viele Mitarbeiter habt ihr aktuell?

Zusammen mit meinem Co-Gründer Julian Nalenz haben wir Divizend 2020 gegründet. Ende 2021 sind wir mit der Plattform live gegangen und sind mittlerweile ein Team von etwa 15 Personen. Dabei war uns von Anfang an auch wichtig, dass wir ein diverses Team aufbauen. So sind bei uns verschiedene Herkünfte vertreten. Im Gegensatz zu vielen anderen FinTechs  besteht unser Team nicht nur aus Männern. Durch unsere agile und flexible Arbeitsmentalität locken wir außerdem auch viele junge Talente an, wodurch unser Team durchgehend in Schwung bleibt. Insgesamt setzen wir stark auf den Austausch untereinander und legen viel Wert darauf, alle Perspektiven in unsere Arbeit einfließen zu lassen.

Aus welchem Problem heraus seid ihr entstanden?

Das Problem, welches wir lösen, ist das der sogenannten Doppelbesteuerung. Hintergrund ist, dass jedes Mal, wenn ein Investor Dividenden von einem ausländischen Unternehmen erhält, dieser doppelt besteuert wird. Und zwar zum einen in seinem Heimatland durch die Kapitalertragsteuer und zum anderen im Quellenstaat, sprich dem Land, in welchem das ausschüttende Unternehmen sitzt, durch die Quellensteuer. Dadurch ergibt sich eine quasi unrechtmäßige Doppelbesteuerung, da dasselbe Einkommen zweimal versteuert wird. Entsprechend haben fast alle Staaten sog. Doppelbesteuerungsabkommen untereinander vereinbart, welche die rechtliche Grundlage bilden, sich die zu viel gezahlte Quellensteuer rückerstatten zu lassen, sofern man seinen steuerlichen Wohnsitz nachweisen kann.

Nun ist diese Rückerstattung allerdings ziemlich kompliziert und benötigt spezifisches Fachwissen. Alle Anträge sind papierbasiert und es gibt keinerlei Standardisierung auf internationaler Ebene. Das heißt, jedes Land unterscheidet sich hinsichtlich des Antrags, der benötigten anzuhängenden Dokumente und der Fristen. Anleger mit einem breit diversifizierten Portfolio, welche die Rückerstattung für eine Reihe verschiedener Länder beantragen wollen, sind demnach schnell überfordert und verlieren den Überblick. Doch auch Anleger, welche z.B. nur für die Schweiz eine Rückerstattung beantragen wollen, scheitern oft. Und zwar einfach aus dem Grund, da ihnen das genaue Wissen über den Prozess fehlt und sie oftmals auch keine Zeit besitzen, sich tiefergehend in das Thema einzuarbeiten. Daraus resultiert dann, dass viele Anleger ihre Quellensteuer gar nicht zurückfordern, und das, obwohl es ihr gutes Recht ist.

Entsprechend kamen wir zu dem Entschluss, dass dieser Zustand so nicht weitergehen kann, und eine Lösung für die Anleger geschaffen werden muss. Durch unsere Expertise im Bereich Wertpapiere, Dividenden, APIs und Robotic Process Automation sahen wir uns in der perfekten Position, dieses Problem endlich lösen zu können.

Was reizt dich eigentlich persönlich an dem Thema Dividenden?

Ich bin selbst schon lange am Aktienmarkt aktiv und habe den Wert von Dividenden immer zu schätzen gewusst. So bin ich z.B. selbst Aktionär bei Nestlé, Lindt und Roche, welche große Dividendenzahler sind. Konstante Dividendenausschüttungen über viele Jahre hinweg, mit teils noch jährlich gesteigerter Dividende sind dabei immer wieder Zeichen von starken Unternehmen mit soliden und sicheren Geschäftsmodellen.

Grundlegend liegt die Kraft von Dividenden allerdings im reinvestieren. Zahlreiche Modelle und Bücher stellen dar, wie schon über einen 10 oder 20 Jahres-Zeitraum durch kontinuierliches Reinvestieren der Dividende immense Gewinne möglich sind.

Wie macht ihr euch auf dem heimischen Markt bekannt?

Dadurch, dass wir ein echtes Problem für viele Anleger lösen, und zudem eine wirkliche Innovation liefern, kommen wir bislang ohne Ausgaben für Marketing aus. Das Thema Quellensteuer ist und war vielen Anlegern eine lange Zeit ein Dorn im Auge und wurde entsprechend in Fachzeitschriften thematisiert. Da ich selbst Buchautor bin und regelmäßig Interviews zu relevanten Themen gebe, bin ich außerdem in der Medienwelt gut vernetzt. Wenn sich dann eine Lösung wie unsere rumspricht, sehen viele Zeitschriften, Verlage und Zeitungen die Gelegenheit, ihren Leserinnen und Lesern endlich Abhilfe beim Thema Quellensteuer leisten zu können.

Entsprechend haben wir bislang einige Artikel veröffentlichen können, welche uns in Deutschland schon eine gewisse Bekanntheit verschafft haben. Überdies kooperieren wir auch mit relevanten Anlegerportalen wie Börse.de, haben einen eigenen Dividenden-Podcast mit dem Börsenradio und schlossen zuletzt auch eine Kooperation mit dem DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz). 

In wie vielen Märkten seid ihr bereits aktiv?

Mittlerweile sind wir in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Singapur sowie Hongkong aktiv. In der Schweiz und Luxemburg haben wir zudem eigene Niederlassungen gegründet, und Anfang nächsten Jahres werden wir voraussichtlich auch eine Niederlassung in Singapur gründen.

Wir sind in der DACH-Region mittlerweile gut etabliert und erfahren hier durchweg positives Feedback. Dadurch gestärkt sind wir derzeit mitten in der Expansion nach Südostasien, wo sich bereits einiges an Potential abzeichnet, und blicken außerdem optimistisch nach England, die USA und Kanada. Quellensteuer ist ein internationales Problem.

Habt ihr schon Investoren?

Derzeit sind wir vollständig selbst finanziert und bootstrapped und finanzieren uns durch unseren eigenen Cash-Flow. Für 2023 planen wir eine Series-A, um besser und schneller skalieren zu können. Allerdings haben wir hier keinen Druck und sind bei der Auswahl potenzieller Investoren zudem sehr bedacht. Im Gegensatz zu vielen anderen Start-ups generieren wir seit dem ersten Tag Umsatz. Das gibt uns einiges an Spielraum.

Warum hat sich bisher niemand dieses Themas angenommen, warum gibt es hier noch keine Lösung?

Es gab vor uns schon Anbieter, die sich diesem Thema angenommen haben, allerdings immer auf eine völlig andere Art und Weise.  Wir sind das weltweit erste FinTech auf diesem Gebiet, welches die Customer-Experience in den Mittelpunkt gerückt hat. Erstmalig können nun sogar Endkunden, ohne steuerliches Hintergrundwissen einzig durch das Einlesen ihrer Depots komfortabel Quellensteuer zurückfordern. Durch unsere kundenorientierten Benutzeroberflächen, den Cloud- und API-First Ansatz sind wir sehr agil und flexibel für spezifische Kundenanforderungen. Andere Anbieter zielen primär auf große Institutionen ab und haben allein deshalb schon deutlich höhere Eintritts- und Setup-Kosten.

Aber das Thema Steuern muss nicht nur staubtrocken und unansehnlich sein, es kann auch Spaß machen – und schick aussehen. Und damit zielen wir auf eine größere Zielgruppe ab, als es die anderen Anbieter tun. Anfänglich mit dem Gedanken, es speziell den Privatanlegern anbieten und deren Leben erleichtern zu können, wurden schnell auch immer mehr professionelle Kunden sowie Privat- und Retailbanken, große Custodian Banken und die Big Four auf uns aufmerksam. Durch unseren API-first Ansatz sind auch viel zukunftsfähiger. Wir haben von Anfang an das Potenzial von Schnittstellen und Automatisierung verfolgt. Mit der Benutzerfreundlichkeit schaffen wir im Endeffekt Barrierefreiheit beim Thema Wertpapiere, was uns immer wichtig war.

TaxTech wird ein immer größeres Thema innerhalb der Branche – seht ihr euch etwas als Vorreiter?

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Definitiv. Es gibt viele andere spannende Lösungen in der Branche und wir sehen andere Anbieter zudem immer in erster Linie als potenzielle Partner statt als Konkurrenten. Trotzdem haben wir durch unsere zugrundeliegende Software und technische Infrastruktur, sowie unsere innovative Datenbank einen Vorreiter-Weg eingeschlagen. Durch TaxTech kann ein Feld, welches lange sehr trocken war und vielen Kopfschmerzen verursacht hat, angenehmer und schöner gestaltet werden. Da gibt es noch einiges an Potenzial zur Verbesserung.

Wodurch finanziert ihr euch und wen habt ihr als Kundenstamm identifiziert? Geschlechterverhältnis?

Wir finanzieren uns nun seit knapp einem Jahr durch unseren eigenen Cash-Flow. Weiterhin wurden wir mehrfach für unsere Innovationskraft ausgezeichnet und haben in diesem Sinne auch Zuschüsse von Bund und Ländern erhalten. Daneben haben wir auch an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen und viele gewonnen, wodurch wir dort einiges an Preisgeld sammeln konnten. Das zusammen hat uns bis hierhin immer wieder den Rücken gestärkt und uns ein gewisses Maß an Freiheit ermöglicht.

Hinsichtlich des Geschlechterverhältnisses auf unserer Plattform ist dieses tatsächlich ziemlich ausgeglichen. Im Vergleich zu anderen Anbietern und anderen FinTechs haben wir von Anfang an das Ziel gehabt, keine kalte, maskuline Software / Anwendung zu entwickeln. Einer der wichtigsten Punkte für uns war Barrierefreiheit, unsere Anwendung sollte also jedem zugänglich sein und unsere Benutzeroberfläche kommt geschlechterübergreifend gut an. Dies spiegel sich in der hohen Quote an Nutzer:innen auf unserer Plattform wider.

Was sind eure Ziele für die nächsten Jahre?

Im nächsten Jahr sind wir definitiv stark auf das Thema Schweiz fokussiert. Dort haben wir nun alles Nötige eingeleitet, um im nächsten Jahr unser Geschäft wirklich hochfahren zu können. Zudem sehen wir in der Schweiz immenses Potenzial und haben bereits einige Kooperationen in Aussicht.

Daneben werden wir ebenso das Ziel verfolgen, auch Anleger aus Luxemburg unterstützen zu können. In Luxemburg haben wir die vergangenen Monate viel Arbeit geleistet und wichtige Kontakte hergestellt, um im nächsten Jahr auch dort mit unserer Plattform live gehen zu können.

Außerdem verfolgen wir natürlich immer noch das Geschäft in Südostasien. Dort stehen vor allem die Gründung in Singapur und das Abschließen von ersten Kooperationen an, welche sich ebenso in den vergangenen Wochen abgezeichnet haben.

Das klingt nach großen Plänen – warum 2026 an den NASDAQ? Warum der Schritt in die USA, wie sieht dort eure Roadmap aus?

Generell sind wir im Unternehmen sehr amerikanisch geprägt: Wir lieben es groß zu denken, aber auch zu liefern. Not talk, work, ist unser Motto. Darin unterscheiden wir uns auch von vielen anderen europäischen FinTechs. Groß zu denken heißt eben auch, in den USA Fuß zu fassen. Wir sehen uns da in den Fußstapfen der SAP. Gerade die SAP hat gezeigt, wie man als Deep-Tech Unternehmen „Made in Germany“ in den USA punkten kann, wenn man die Sprache des Marktes spricht.

Die USA sind weltweit der größte Finanz- und Asset Management Markt und folglich auch der größte Markt für uns. Das Problem der Quellensteuerrückerstattung erfordert aber sehr viel Deep-Tech-Know-how und ist zudem stark europäisch geprägt, da es eben noch keinen einheitlichen europäischen Kapitalmarkt gibt. Wir als Divizend werden aber inzwischen selbst von der EU-Kommission als wesentlicher Treiber für einen einheitlichen Kapitalmarkt angesehen. Wir setzen uns große Ziele, haben ein großartiges Team. Also werden wir auch die USA erobern. Die Aussichten stehen gut, haben wir doch dort im Markt richtig große Kaliber in der Pipeline, die unser weiteres Wachstum noch deutlich pulverisieren werden.

Für europäische Unternehmen bedeutet der Sprung über den Atlantik, bei Null anzufangen. Nun warst du aktuell in den Staaten – wie aufgeschlossen für europäische Fintechs nimmst du US-Amerikaner wahr?

Das Schöne an den USA ist: Herkunft spielt keine Rolle. Entscheidend ist, dass du etwas anzubieten hast, was sie nicht haben und worauf sie scharf und neugierig sind. Löse ein großes Problem auf eine sehr smarte Weise. Genau das tun wir. Henry Kissinger sagte einmal über die Außenpolitik der Amerikaner: Amerika braucht keine Freunde, Amerika hat Interessen. So ist es auch im Business. Du musst Ihre Sprache sprechen, dann findet man Gehör und hat Erfolg.


Divizend war Teil der Delegationsreise im Oktober/November nach Atlanta und New York, durchgeführt von der Berlin Finance Initiative, die sich 2019 aus dem Gedanken heraus gründete, das Ökosystem der Stadt zu stärken und zu verknüpfen und versteht sich als Drehscheibe für technologiebasierte Finanzen und digitale Wirtschaft. Mit der BFI USA baut die Initiative seit diesem Jahr eine transatlantische Brücke und unterstützt Berliner Fintechs dabei, den US-amerikanischen Markt kennenzulernen und bringt sie mit den entscheidenden Playern auf der anderen Seite des Atlantiks zusammen.

Payment and Banking begleitet die Initiative als exklusiver Medienpartner:


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Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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