Taxfix, nach eigenen Angaben Europas führende mobile Steuerplattform, hat heute die Übernahme des Stuttgarter Taxtech Start-ups Steuerbot bekannt gegeben. Damit will Taxfix seine Marktführerschaft im Bereich der Steuer-Apps ausbauen und seine Expansion auf dem deutschen Markt beschleunigen.

Nach Abschluss der Übernahme soll Steuerbot als Tochterunternehmen der Taxfix AG fortgeführt und trotz der Übernahme die Unternehmen und Produkte unabhängig und komplementär angeboten werden.

Taxfix das erste Unicorn

Vor nicht einmal einem Jahr, im April 2022, schaffte es Taxfix 220 Millionen Dollar frisches Kapital einzusammeln und stieg damit zum ersten Taxtech Unicorn auf. Mit der Übernahme von Steuerbot dürfte Taxfix jetzt das erste Taxtech Start-up sein, welches in Deutschland einen Wettbewerber übernimmt und das ist aus verschiedenen Gründen interessant. Zum einen zeigt es erneut, dass Taxtech keine Nische ist und der Markt sich dynamisch weiter entwickelt. Zum anderen ist hier noch viel Luft nach oben.

Im Jahr 2022 gaben laut Statista 28 Prozent der Befragten ihre Erklärung über eine kommerzielle Software ab, 22 Prozent über die kostenlose Elster-Webseite, aber nur 4 Prozent der Befragten gaben ihre Steuererklärung mit einer App ab.  Eine Statistik mit 1000 Befragten spiegelt sicher nicht zu 100 Prozent den Markt wider. Was sie aber zeigt, ist eine recht klare Aufteilung zwischen Do-It-Yourself und das Bemühen einer Steuerberatung. Diese wurde laut Umfrage nur von 13 Prozent in Anspruch genommen. 

Weitere Fokussierung auf den Markt

Dass eine App, die eine Lösung bei einem Thema verspricht, welches ungefähr so beliebt wie Fußpilz ist, bei den Anwender:innen großen Anklang findet, liegt nahe. Geht man zusätzlich davon aus, dass das Gros der Steuerpflichtigen in Deutschland recht einfache Steuerfälle haben (verheiratet, Kinder, Fahrten zur Arbeit), dann braucht es nicht viel Fantasie, dass Taxtech wohl ein Wachstumsmarkt ist. Dass der Staat durch jährliche Änderung der Steuergesetze für ein gottgegebenes Abo-Model sorgt, dürfte sicher auch helfen.

Warum die Tochterfirma Smartsteuer der Haufe Group, welche 2018 Steuerbot übernommen hat, Steuerbot jetzt abgibt, kann nur spekuliert werden. Zwei Gründe können eine Rolle spielen: weitere Fokussierung auf den Markt der Solo-Selbständigen und KMUs oder der Aufbau einer neuen mobilen Lösung. 

Fazit: Taxtech ist da und geht nicht mehr weg

Nervös dürfte das nicht zuletzt Anbietern wie  Buhl Data, Herausgeber der WISO Steuersoftware machen, die sich den Steuermarkt jahrzehntelang mit Steuerberatern und Lohnsteuerhilfevereinen aufgeteilt haben. Seit der Generation Y dürfte WISO als Marke keinen besonderen Wert mehr haben. WISO läuft halt nicht auf Netflix. Vor allem sind die Zielgruppen mobil unterwegs und wollen keine große Software für den PC. Auch sind die einzigen Vermarktungsplattformen mobiler Apps im Grunde der Apple App Store und Google Play – und da sind alle Hersteller mehr oder weniger gleich. 

Taxtech ist ein spannender Markt vor allem in Ländern, die ein ähnliches Steuerrecht haben wie Deutschland. Das macht die Skalierung zwar schwieriger, aber dafür gibt es nicht die Gefahr, dass morgen Google oder Apple mit einer Lösung um die Ecke kommt. Das Abgeben der Steuererklärung ist aus Anwender:innensicht ein echtes Problem, was Raum für gute Lösungen bietet. Taxfix und Steuerbot scheinen das erkannt zu haben und es bleibt spannend zu sehen, wohin die Reise im Taxtech geht.

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