SutorBank geht an UK-Investor: Das bedeutet es für die Branche

Die britische BCB Group übernimmt die SutorBank aus Hamburg. Der britische Investor steigt in zwei Schritten in die Traditionsbank ein: zunächst als Minderheitsgesellschafter, danach soll die komplette Übernahme erfolgen – die Erlaubnis der BaFin vorausgesetzt. Medienberichten zufolge soll hierfür ein „substanzieller Betrag“ geflossen sein.

Zu der BCB Group gehören bereits regulierte Unternehmen in der Schweiz und dem Vereinigten Königreich. Auch im Kundenstamm des Krypto-Dienstleisters gehören Bitstamp, Coinbase und Kraken – und damit keine Unbekannten. Die SutorBank, einst als White-Label gestartet, gilt hierzulande als verlässlicher Partner aufstrebender Fintechs und hat über die Jahre beträchtliche Partnerschaften vorangetrieben.

Und das sagt das Team von Payment and Banking zur Übernahme:

Kilian Thalhammer

Zunächst ist es irgendwie auch schade, denn es wäre eine gute Chance auf für den ein oder anderen deutschen Investor oder auch Bank gewesen. Aber man soll ja nicht zu national oder lokal denken. Die Sutorbank war immer so was wie ein “Hidden Champ”. Aber sie war auch schwer greifbar: immer – viel gemacht und an vielen Stellen unterwegs. Sie ist fast schon die “erste Solarisbank” und in diesem Kontext vermutlich fast unterbewertet, wenn der im Markt geschätzte “hohe zwei stellige Millionen Betrag” stimmt. Aus einer Übernahme nun gleich eine „Vorhut“ zu schließen ist aus meiner Sicht „Quatsch“, denn der Markt ist und bleibt aktiv im M&A-Bereich.

Vielmehr aber wundert es mich, dass es augenscheinlich zu keinem Bieterkampf kam, denn hierzu ist der Preis zu gering und der Käufer zu wenig präsent. Inhaltlich scheint es nun eine Fokussierung der SutorBank zu geben. Das ist richtig und nachhaltig für eine gute Wachstumsstory. Ich freue mich auf ein neues Kapitel. Viel Arbeit für das Business Develeopment – go Hartmut….

André M. Bajorat

In der Tat spannend. Die SutorBank hat seit Jahren gezeigt richtige Themen besetzten zu wollen und zu können. Bisher schien von außen immer ein wenig der letzte Wille zum echten Scale zu fehlen. Das heißt Timing bisher immer gut (Robo, banking as a service, crypto), allerdings mit angezogener Handbremse. Diese zu lösen kann nun sicher gelingen. Spannend, dass der neue Besitzer kein sichtbarer Player in der Krypto-Welt ist, sondern mit Payment und Settlement eine sehr wichtige Basisinfrastruktur bietet. In dieser Basis scheint die SutorBank ein sinnvoller und bisher fehlender Baustein zu sein. Bin gespannt, ob das ‘klassische’ banking as a service auch weiter auf der Agenda bleibt. Glückwunsch jedenfalls an die Herren in der City – ihr wart der Gastgeber der ersten Fintech des Jahres Preisverleihung. Das vergessen wir nie ;-)

Maik Klotz

Die SutorBank, fast ein Mauerblümchen, aber eben ein Blümchen wird von der BCB übernommen. Unser stetige Gast Business-Development-Chef Hartmut Giesen lag also mit dem Fokus auf den Krypto-Bereich augenscheinlich nicht falsch und hier kann und muss man gratulieren. Die englische BCB ist ja alles andere als unbekannt im Krypto-Universum, schließlich zählen zu den Kunden unter anderem Kraken und Coinbase. Was heißt das für die deutsche Bankbranche? Vor allem, dass Krypto ein ernstzunehmendes Thema ist, dessen man sich nicht annehmen muss, aber sollte. Die SutorBank hat das schnell erkannt, andere Banken tun sich damit noch schwer. Ich bin da bei Kilian: freu mich und bin gespannt. 

Nicole Nitsche

Eigentlich ziemlich smarter Move im Hinblick auf die Entwicklung der deutschen Banken in diesem Bereich. Die SutorBank als Traditionsbank hat im letzten Jahr mit wenig Schlagzeilen geglänzt und wurde von mir irgendwie immer als Underdog gesehen. Dabei arbeiteten sie einfach nur still und heimlich an den wirklich richtig innovativen Themen. Und das müssen sie richtig gut gemacht haben, wenn jetzt ein so großer und internationaler Investor aufspringt.

Gebe Kilian recht, einem deutschen Investor hätte das sicherlich auch gut gestanden. Doch rein inhaltlich betrachtet, und wenn man sich das Kundenportfolio von BCB anschaut, reiht sich nun die SutorBank in einen beachtlichen Kreis ein – neben Coinbase, Kraken oder Bitstamp. Zudem lässt es sich natürlich mit Investition im Rücken viel entspannter an einer weiterhin soliden Fintech- und Krypto-Strategie arbeiten.

Die jüngsten Meldungen dieser Woche zum Einstieg der Sparkassen in den Kryptohandel zeigt, dass das Thema Kryptowerte als eigene Anlageklasse, irgendwie dann doch schneller als gedacht irgendwie im Mainstream angekommen ist. Kryptowerte wurden vom Nerd- zu einem Mainstream-Thema mit Hipness-Charakter. So sollte das, woran die SutorBank schon lange arbeitet, eigentlich für jede deutsche Bank zum Establishment werden, den Kauf und Verkauf von Kryptowerten genauso radikal vereinfachen wie den Handel mit Wertpapieren.

Ich glaube 2022 wird sowieso zeigen, dass Kryptowerte sich als Anlageklasse sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Anleger weiter etablieren werden. Und so ist abzuwarten wie die anderen deutschen Banken das Thema, auch technologisch für sich besetzten.

Auf jeden Fall, gut gemacht SutorBank, richtiger Schritt, zur richtigen Zeit. Bin gespannt was aus dem Team um Hartmut Giesen, 2022 zu hören ist! Viel Erfolg. 

Christina Cassala

Der Einstieg des britischen Investors ist de logische Konsequenz einer lang angelegten Strategie der SutorBank. Eindrucksvoll haben die Hamburger bewiesen, was Fokus bedeutet. Seit über 100 Jahren treibt die Traditionsbank die Adaption von Innovation voran, aber eben mit norddeutschem Understatement: Niemals laut und wild, sondern vornehm zurückhaltend, aber mit Nachdruck und Vision.

Einem deutschem Investor hätte der Einstiegt sicher gut gestanden, aber vielleicht sind die beiden Meldungen der Woche ein Signal in die Branche, mutiger zu werden. Das Thema Krypto, ob Mainstream oder nicht, geht nicht mehr weg und es ist Zeit, sich jetzt ein Stück vom Kuchen zu sichern.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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