Deutschlands Sparkassen wollen ihren Kunden den Handel mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether ermöglichen, lautete eine Schlagzeile, die gestern die Runde machte. Ein Team beim IT-Dienstleister S-Payment feile derzeit in einem Pilotprojekt an einem Konzept für einen solchen Service. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) bestätigte auch gleich entsprechende Informationen. Angedacht ist den Medienberichten zufolge, Sparkassen-Kunden zu ermöglichen, Kryptowährungen direkt über ihr Girokonto zu kaufen. 

Das Payment and Banking Team hat sich zu diesem Schritt der Sparkassen einmal Gedanken gemacht. Ist das ein kluger Schachtzug oder ein Bärendienst am Kunden?

Das sagt das Team:

Kilian Thalhammer

Ich blicke auf die Frage grundsätzlicher und weniger darauf, was “die Sparkassen” aktuell machen. Es hilft uns allen, wenn das Thema “Bitcoin” mehr in der breiten Massen ankommt – und damit auch die Technologie. Man nimmt der ganzen Thematik das „Geheimnisvolle“ und die “Mystik”, es wird selbstverständlicher. Ich denke wir werden da in Zukunft noch mehr sehen, was in Richtung “Normalität” geht. Aber wie oft bei “Revolutionen” – “it’s a long shot”….

Maik Klotz

Neo-Banken haben das Thema schon vor langer Zeit für sich entdeckt. Sei es nun Revolut, Vivid oder Nuri auf mehr oder weniger einfache Art und Weise kann man dort in Cryptocurrencies investieren. Wenn nun die Sparkasse eine solche Option anbietet ist Bitcoin und Co endgültig im Mainstream angekommen. Das mag den oder der ein oder anderen Maximalist:innen bei dem Thema ein Dorn im Laser-Auge sein, ist für die Sache aber gut. Bitcoin ist eben keine Währung mehr die nur dazu taugt im Darknet etwas Uran für den schnellen Brüter zu Hause zu kaufen.

Bemerkenswert finde ich aber etwas ganz anderes: Die Konsequenz wie sich die Sparkasse Themen zu eigen macht und zwar dann wenn der erste große Hype vorbei ist. Fast nüchtern aber konsequent erweitern die Sparkassen ihr Online-Banking um relevante Features, bleiben dabei aber auch immer ein wenig bodenständig. Würde mich nicht wundern, wenn der Plan auf gehen sollte und der oder die ein oder andere aus der Generation Z am Ende vom Knax Konto doch bei der Sparkasse bleibt, weil das Gras bei den Neo-Banken doch nicht so viel grüner ist. Das einzige was den Sparkassen noch fehlt ist eine Banking App, die nicht wie aus der Zeit gefallen anmutet, aber ich bin mir sicher da arbeitet man dran ;-)

3 gold round coins on black background

Und Fintechs, die im Crypto-Space unterwegs sind dürfte dieser Schritt auch Grund zur Freude sein, denn wenn schon die Sparkasse im Crypto-Space unterwegs ist und Investments in Bitcoins ermöglichen wird, kann es ja nicht mehr so verkehrt sein. Ein großer Treiber für die Branche. Jetzt kann ja Elons Musk endlich ein Konto bei der Sparkasse anlegen.

Christina Cassala

Die Sparkassen wollen 50 Millionen Kunden Krypto-Spekulationen ermöglichen. Na, herzlichen Glückwunsch. Das sind auch 50 Millionen Kunden, die sich künftig bei einem bislang noch hochvolatilen Produkt ganz ordentlich verzocken können. Denn auch, wenn wir uns in der Branche ach so freuen, dass das Thema “Bitcoin” und „Krypto-Assets“ im Mainstream angekommen ist: Ich stelle in meinem Umfeld außerhalb der Bubble fest, dass es nicht selbstverständlich ist, einen Teil seiner Vorsorge oder Investitionen in Krypto-Assets zu tätigen. Anders herum wird ein Schuh daraus: Die Kunden müssen zunächst anfangen, überhaupt erst einmal Vorsorge zu betreiben. Danach können wir auch gerne anfangen, ihnen den Handel mit Kryptos anzubieten. Aber holt Kunden erst einmal dort ab, wo sie stehen.

Sicher, für die Sparkassen handelt es sich um einen geschickten Schachzug der Sparkassen. Mit rund 50 Millionen Kunden wäre sie mit einem Schlag klarer Marktführer in Deutschland und hätte einen neuen zukunftsträchtigen Service geschaffen (und würde damit vielleicht für eine neue Zielgruppe interessant). Aber bitte, liebe Sparkasse, dann übernehmt auch die Verantwortung und seid ganz vorne dabei, eure Kunden digitale Assets zu erklären, anstatt ihnen jetzt das Blaue vom Himmel zu versprechen. Denn noch schwanken die Kurse zu stark und wenn Lieschen Müller all ihre Rente jetzt künftig in Kryptos (ver-)spekuliert, dann bleibt von der ohnehin kargen Rente noch weniger übrig. Das ist keine Kundennähe, sondern ein Bärendienst am Verbraucher.

Headerbild iStock: Bildnachweis:aldorado10

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