Wenn es im Taxtech etwas nicht gibt, dann die Frage nach der Zielgruppe. Diese ist gewissermaßen Gott gegeben, denn von den knapp 83 Millionen Einwohner:innen in Deutschland zahlen 46 Millionen Bürger Lohn- und Einkommensteuer. Die Zielgruppe ist also, sagen wir mal, vorhanden. Beim Businessmodell sieht es auf den ersten Blick nicht anders aus. Dadurch, dass der Staat jedes Jahr aufs neue seine Steuergesetze ändert und auch die Steuererklärung im jährlichen Rhythmus erledigt werden muss, gibt es grundsätzlich ein Geschäftsmodell. So weit, so schön.

Die Kund:innen verstehen

Wo Licht ist, ist auch Schatten, denn ebendiese beiden Aspekte machen den Markt für Taxtechs zu einem Meetoo-Markt. Für die Anwender:innen machen alle Lösungen mehr oder minder das gleiche: die Steuererklärung und das genau einmal im Jahr. Sich als Taxtech zu diversifizieren, gleicht der Suche nach dem heiligen Gral. Am Ende ist es immer das Gleiche und in etwa so spannend wie der Wechsel des Stromanbieters.

Eine Steuererklärung macht sich nicht von selbst und im besten Fall geht es ja um Geld, was man vom Staat zurückbekommt oder darum, seine Steuerlast zu senken, um weniger nachzahlen zu müssen. Mit der Steuererklärung verhält es sich ein wenig wie mit Hausaufgaben. Machst du die falsch, landest du irgendwann im Knast. Und so stehen Steuerpflichtigen also jedes Jahr vor der Entscheidung, die Steuererklärung selbst zu machen und Gefahr zu laufen, die Steuererklärung nicht richtigzumachen oder einen Steuerberater oder LoHi (Lohnsteuerhilfeverein) zu nutzen.

Viele Tools für die Steuererklärung setzen Anwenderwissen voraus

Entscheidet man sich für ersteren Weg und stürzt sich todesmutig in die zum Sterben langweilige Welt der Einkommensteuer, kann man auf eine Vielzahl von Tools zugreifen, die den Anwender:innen mehr oder weniger die Arbeit erleichtern wollen. Eine Übersicht der Tools gibt es hier, zusammenfassend kann man sagen, dass es das ganze Potpourri an Möglichkeiten gibt, egal ob Web-App, Software für Mac oder PC oder Smartphone-App.

Alle Lösungen haben gemein, das komplizierte Steuerrecht so zu verklausulieren, dass Anwender:innen in der Lage sind, nach Beantwortung einiger Fragen, die Steuererklärung allein zu erledigen. Um Fragen beantworten zu können, braucht es aber Wissen! Das ist schon allein deshalb nicht vorhanden, weil man sich erinnern muss an alle Einnahmen und Ausgaben. Der heilige Gral der automatischen Steuererklärung ist noch nicht gefunden, dabei kann man sich dem heute schon annähern, und zwar auf Basis vorhandener Transaktionsdaten und diese findet man im elektronischen Zahlungsverkehr an zwei Stellen.

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Der heilige Gral des Taxtech

Wie kann man sich mit einem Produkt diversifizieren, das nichts anders macht als der Wettbewerb? Steuerklärung auf Blümchen-Papier drucken oder Karl Klammer als virtuellen Steuerberater anheuern? Vielleicht. Vielleicht sind es aber eher Value Added Services wie die Vorabzahlung der Steuerrückerstattung in Echtzeit, wie sie von Taxifx als Sofort-Auszahlung geboten wird. Auch eine Zahlungsgarantie, bei der ein Anbieter die Steuer übernimmt, wenn es „mehr wird“ als prognostiziert (umgekehrt wäre auch lustig). Neben diesen und vielen weiteren mehr oder weniger lustigen Value Added Services liegt der heilige Gral der Branche aber wahrscheinlich an anderer Stelle.

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Open Banking

Seit vielen Jahren sitzen Banken auf einem Datenschatz. In den Kontoumsätzen stehen heute schon viele Informationen, die helfen können, die Steuererklärung zumindest vor auszufüllen. Ob der/die Kontoinhaber:in Kinder hat, kann man ebenso leicht auslesen (Kindergeld), wie den Betrag des Jahresgehalts (Gehaltseingang), oder ob Eigentum vorhanden ist (Grundbesitzabgaben), ebenso wie der Besitz von Versicherungen und vieles mehr. In den Kontoumsätzen sind eine Vielzahl von Daten enthalten, die dabei helfen können, Nutzer:innen zu identifizieren, die Lebenssituation und steuerlich relevante Annahmen zu bestimmen.

Payment Service Provider

In der Theorie werden auch hier viele Daten erzeugt, die aber Stand heute mehr oder weniger brach liegen. Die spannendste Information, nämlich den Warenkorb einer Buchung anzuhängen oder den digitalen Bon, gibt es für den Moment zumindest nicht in der Fläche. Am nächsten kommt dem die Payback Pay Lösung. Neben jeder Zahlung wird der Warenkorb nebst digitalen Bon zur Verfügung gestellt. Gäbe es diese Daten flächendeckend, würde Buchhaltung und die steuerliche Betrachtung um ein Vielfaches einfacher. Natürlich bräuchte es hierfür das Einverständnis der Kund:innen, aber es ermöglichte viele neue Use Cases. Wenn also jeder Transaktion der digitale Bon und Warenkorb angehängt würde, käme man dem heiligen Gral im Taxtech ein ganzes Stück näher.

Fazit

Den heiligen Gral kann man nicht kaufen. Man muss ihn finden. Im übertragenen Sinne braucht es hier eine Lösung, die es in der Form und in der Fläche noch nicht gibt. Zwar gibt es Start-ups wie epap oder Wunderbon und auch große Händler wie EDEKA, Netto, Lidl, REWE (Payback) und Co bieten diese Funktionen, aber einen Standard und in der Fläche verfügbare Open-Bon-API gibt es nicht. Auch wäre ein solches Thema wie geschaffen für den Einsatz einer Blockchain. So bleibt nichts anderes, als am Ende des Tages sich über seine Steuererklärung zu ärgern. Zum Glück nur einmal im Jahr – zumindest im B2C.

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