Was hat es für Auswirkungen für Mobile-Payment in Deutschland?

Die globale Kooperation zwischen Google und PayPal ist schon vor einiger Zeit angekündigt worden und ich habe im August schon mal hier im Blog die mögliche Produkt-Bedrohung für Banken und Sparkassen analysiert und vorhergesagt (siehe “Vorsicht an der Bahnsteigkante”).
Eine Überraschung war es dann doch… Es kam die Ankündigung, daß PayPal eine neue Zahlmethode bei Google Pay ist. PayPal gelingt damit nicht nur der Sprung an den POS sondern wird auch die direkte Konkurrenz zu den Bankkarten wie Girocard in Deutschland. PayPal mit seinen 20 Millionen aktiven Kunden in Deutschland erlaubt via Lastschrift die direkte Integration von Bankkonten in Google Pay – ganz ohne Bankkooperation! Der Gewinner ist der Kunde. Es profitieren die Kunden der Banken, die Google Pay schon anbieten, aber dies nur auf ihre Kreditkarten beschränken. Es gewinnen aber vor allem die vielen Kunden der VR-Banken und Sparkassen. Diese wurde von ihren Banken bislang bevormundet, da eine Kooperation durch die Banken fast als ein “Pakt mit dem Teufel” dargestellt wurde. “Eine Kooperation mit Google ist in Deutschland keine Option” twitterte Ende August der DSGV (Deutsche Sparkassen und Giroverband). Ähnliche Aussagen hörte man von den offiziellen Organen der VR-Banken. Der Ausschluß von Google hatte bei Sparkassen und VR-Banken einen ganz profanen Grund: Man wollte und will die Kunden auf die eigenen proprietären und geschlossenen HCE-Apps für Mobilepayment zwingen. Dank PayPal ist Google Pay für die vielen deutschen Bankkunden gerade zu einer validen Option geworden.

PayPal in Google Pay - Was hat es für Auswirkungen für Mobile-Payment in Deutschland?

Vermutlich haben gestern einige Banker in den Verbänden in Berlin und Primärbanker vor Ort über den Schritt von PayPal und Google sehr geflucht. Der einzige wirkliche minimale Produkt-Vorteil der mobile-Payment HCE-Apps der Banken ist komplett obsolet: Die direkte Kontointegration via der Debit-/Girocard. Google umgeht die technisch und vor allem politisch komplexe Girocard-Integration sehr smart und ermöglicht die direkte Verwendung sämtlicher deutscher Girokonten aus Kundensicht via einfacher PayPal-Lastschrift. Für die Payment-Nerds unter uns: PayPal wickelt die Transaktion technisch über eine Debit-MasterCard in GooglePay am POS ab. PayPal ist damit mit einem Schritt am POS und bedroht zudem die Girocard-Erträge der Banken und Sparkassen. Die 0,2% Debit-Interchange fließt jetzt zu 100% in die Taschen der kalifornischen Online-Unternehmen Google und Paypal statt über Girocard-Entgelte in die Taschen der Banken.

Welche Implikationen hat dies? Der lang erwartete Durchbruch für Mobile Payment in Deutschland dank der non-Banks Google und PayPal? Werden die HCE-Bezahlapps der Banken durch diese Guerilla-Taktik von Google obsolet werden? Sehen wir schon auf der nächsten EHI-Veranstaltung im Mai 2019 in den POS-Statistiken Google & PayPal als kleines Tortenstück der relevanten deutschen stationären Zahlmethoden? Werden die Banken gar den Schritt mittelfristig spüren in ihrem Provisionsergebnis und brechen ihnen die Umsätze genauso weg wie vorher im Onlinepayment? Bekommen sie überhaupt noch die Transaktionsdaten zu sehen hinter dem “Filter” Google und PayPal? Was bedeutet dieser Schritt für das ohnehin strauchelnde Paydirekt? Springen die zaudernden Banken jetzt schnell zu einer “vollen” Google Pay Integration über, um wenigstens ihre Provisionserträge am POS zu retten? Viele Antworten auf diese Fragen werden wohl erst in den nächsten Wochen und Monaten beantwortet werden.

Was sagen die anderen Mitglieder im Paymentandbanking-Team zu diesem Schritt?

André

Logisch sinnvoll und gut. PayPal wird damit mehr zum Scheme und wird unsichtbar. Bisher nicht der typische PayPal weg, hier aber wohl unabdingbar. Nachdem der eigene Weg in die offline Welt in den letzten Jahren nicht erfolgreich war, ist es nun der Weg über noch größere Partner.

NFC war lange ein heißes Thema, dann fast tot und in den letzten Wochen wird es zum Gamechanger im Payment und ein Beschleuniger des Wandels.

PayPal in Google Pay - Was hat es für Auswirkungen für Mobile-Payment in Deutschland?

Maik

Was eine Geburt. Von fünf Jahren hab ich über eine Zusammenarbeit zwischen Apple und PayPal nachgedacht. Jetzt endlich passiert es, wenn denn nun auch mit Google. Für beide eine Win/Win Situation und nicht zuletzt profitiert auch der Endverbraucher davon.

Auch wenn PayPal nicht die Kundenschnittstelle primär bedient, haben sie es Huckepack mit Google an den POS geschafft. Schade nur, das sie nicht so unsichtbar werden wie Amazon im Amazon Go Store. Da muss die Reise beim Payment letztendlich hin.

PayPal in Google Pay - Was hat es für Auswirkungen für Mobile-Payment in Deutschland?

Kilian

Mein erster Gedanke – wer integriert hier eigentlich wen? – und versteht das der Kunde? Der will doch einfach nur zahlen…
Aus Sicht von PayPal sicher ein zweischneidiges Schwert – weg vom Kunden (ein kleines bischen – nur was ist die Alternative?) aber endlich hin zum POS (Was man selber seit Jahren nicht geschafft hat). Perspektivisch spekuliere ich immer noch auf eine Übernahme von PayPal durch Google (wobei auch das bei Google nicht zwingend eine Erfolgsgarantie ist – siehe dem Einstellen von Google+ (unter dem ja viele Millionen in Social Zukäufe subsummiert wurden z.B. Orkut)). PayPal fehlen ein paar Elemente um selber ein relevantes Ökosystem zu werden (z.B. Hardware – Kunden Log In) und damit langfrstigig zu wachsen und sich “global” zu etablieren – die andere Richtung wären die Schemes – aber will man sich das antun? Daher heißt es jetzt sich positionieren- und den Preis treiben.

5 Kommentare

Michael Ullmann #ulle1979

Sehr gute Ansichten. Eine echte Kampfansage. Einen Player habt ihr vergessen. Auch der Business Enabler Mastercard ist ein Gewinner und wird am Deal einiges mit eingebracht haben. Tokenmanger, MDES, Fees und den guten Namen hinter dem Rules und Regulations für Verlässlichkeit und Sicherheit sowie hoffentlich Datenschutz sorgen. Was macht eigentlich Visa im Gegenzug?

10. Oktober 2018
Jochen Siegert

In der Tat … Visa hat in dem Debit-Kontext auch ein strategisches Problem mit VPay… Spannend zu sehen ob sie MasterCard da das Feld ohne Gegenwehr überlassen…

10. Oktober 2018
Jan

Ich nutze bisher Google Pay mit meiner VISA-Karte der comdirect – aber eigentlich wäre es mir lieber, wenn die Umsätze direkt vom Konto abgebucht würden und nicht en bloc am Monatsende.

Prinzipiell unterstützt Google Pay ja auch Maestro (siehe Revolut), aber wie sieht es mit VPAY aus, das ja bei der Comdirect als girocard-CoBrand im Einsatz ist? Gesetzt den Fall die comdirect wollte – wäre es technisch stand heute möglich?

Einstweilen ist PayPal sicher eine Alternative, wenngleich das eine Verzögerung von einigen Tagen bei der Abbuchung bedeutet und die Übersicht in den Kontoumsätzen etwas leidet.

16. Oktober 2018
Andreas Wegmann

Den Satz finde ich missverständlich:
„Die 0,2% Debit-Interchange fließt jetzt zu 100% in die Taschen der kalifornischen Online-Unternehmen Google und Paypal statt über Girocard-Entgelte in die Taschen der Banken.“
Wenn eine Bankverbindung bei PayPal hinterlegt ist, wird (wie oben auch geschrieben) eine Lastschrift gemacht. Bei SEPA gibt es keine Interchange die sich jemand in die Tasche stopfen kann.

16. Oktober 2018
    Jochen Siegert

    kurze Klarstellung dazu: Heute verdient die kartenausstellende Bank +-0,2% über die Girocard Entgelte. Da Googlepay via PayPal weiter für den Handel eine Kartentransaktion ist, fließt dieser Anteil an den Kartenissuer PayPal. Während die Hausbank des Kunden bislang einen Provisionsertrag über die Girocard-Entgelte hatte, bekommt sie heute „nur“ eine Lastschrift von PayPal. Entsprechend stimmt die Aussage :)

    16. Oktober 2018
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