Krypto– und Blockchain-Nachrichten nehmen in der Berichterstattung einen immer größeren Stellenwert ein. Was plant die Europäische Zentralbank (EZB), wie geht es mit CBDCs weltweit weiter und was machen Banken und Corporates? Hier den Überblick zu behalten, wird zunehmend schwer. Aber keine Sorge! Wir übernehmen das für euch und fassen an dieser Stelle monatlich die wichtigsten Meldungen rund um digitale Währungen und Blockchain zusammen.
Digitale Zentralbankwährungen (CBDC)
- In Großbritannien wurde die Digital Pound Foundation ins Leben gerufen. Der unabhängige Think Tank soll die Interessen des Privatsektors hinsichtlich eines möglichen digitalen Pfundes Digital vertreten. Zudem wurde in Großbritannien von der Bank of England ein «CBDC Engagement and Technology Forum» angekündigt. Die Teilnehmer dieser Arbeitsgruppen stehen nun ebenfalls fest.
- Als erstes Land in Afrika wird Nigeria zeitnah einen CBDC-Piloten namens e-Naira einführen. Im Rahmen des Projekts wird mit dem karibischen Technologieanbieter bitt zusammengearbeitet.
- Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat gemeinsam mit sieben Zentralbanken, darunter auch EZB eine Reihe von Reports zu praktischen Implikationen von CBDC veröffentlicht. Darin wird u.a. untersucht, wie eine CBDC am besten den Bedürfnissen der Nutzer entspricht. Dabei spielen vor allem Interoperabilität und die Unterstützung von innovativen Anwendungsfällen im Fokus.
- Die Gruppe der G7 hat zuletzt einen Report rund um wichtige Ausgestaltungsprinzipien von CBDCs veröffentlicht. Dabei wird vor allem Kernaspekte eingegangen, die eine CBDC aus Sicht der G7 erfüllen muss.
- Die BIZ hat erste Ergebnisse ihres Wholesale CBDC-Projekts Inthanon-Lionrock mit der Hong Kong Monetary Authoriy, der bank of Thailand, the People’s Bank of China und der Zentralbank der Vereinigten Arabischen Emirate veröffentlicht. Im Rahmen des Projekts, wurden verschiedene CBDCs ausgegeben, um das Potential der Nutzung einer Blockchain für Echtzeit-Zahlungen, sowie günstigere und sicherer grenzüberschreitende Zahlungen zu untersuchen.
- In einem aktuellen Beitrag hat sich Edward Snowden zu CBDCs geäußert. Er geht dabei mit CBDCs hart ins Gericht.
Bitcoin
- Der erste Bitcoin ETF in den USA ist live. Unter dem Namen «Bictoin Strategy ETF» bietet ProShares den ersten von der SEC genehmigten Bitcoin ETF in den USA an. Es handelt sich um einen synthetischen ETF.
- Nach dem kritischen Artikel von Ulrich Bindseil und Jürgen Schaaf vom September, erscheint in der FAZ erneut eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Bitcoin unter dem Titel «Vorsicht vor dem Bitcoin», dieses Mal von Otmar Issing und Klaus Masuch.
- In El Salvador ist Bitcoin mittlerweile gesetzliches Zahlungsmittel. Die staatliche Chivo Wallet wurde bereits 3 Millionen Mal heruntergeladen. Damit besitzen mehr Salvadorianer eine Chivo Wallet als ein Bankkonto. Es ist allerdings unklar, von wem die privaten Schlüssel verwahrt werden. Last but not least wird seit kurzem auch Bitcoin Mining mit Vulkanenergie betrieben in El Salvador.
- Chinesische Regulatoren und die chinesische Zentralbank haben nochmals bekräftigt, dass der Kryptohandel und das Mining verboten sind. Ausserdem wurde ein Schlupfloch für Offshore-Konten geschlossen.
- Der Bürgermeister von Miami will öffentliche Bedienstete in Bitcoin bezahlen.
- Die Securities and Exchange Commission (SEC) genehmigt den ersten Bitcoin ETF in den USA. Es handelt sich um einen Future-basierten ETF.
Stablecoins
Tether
- In den vergangenen Wochen wurde wieder sehr kontrovers über den Herausgeber des größten, rund 70 Mrd Dollar schweren Stablecoins «Tether» berichtet. Tether war laut den Analysen von Bloomberg zeitweise nicht komplett durch externe Assets gedeckt, sondern vergab durch Kryptowährungen besicherte Tether-Kredite. Die Assets, welche die Tether-Tokens deckten, waren zum Teil sehr risikoreich. Es fehlt weiterhin an einem transparenten Audit der Assets, in die Tether investiert ist. Die gesamte Story findet man auf Bloomberg.
USDC
- Die Kritik an der Intransparenz der Stablecoin-Industrie hat sich der zweitgrößte Stablecoin USD-Coin (USDC) gestellt und die Qualität der Investments, welche die Tokens decken, deutlich angepasst. USDC ist nun zu 92 % in „Cash and Cash Equivalents” gedeckt. Was genau die Cash Equivalents sind, erfährt man aber bisher nicht. Aktuelle Investments im Vergleich zu den letzten zeigt JP Konig. Alle bisher veröffentlichten Audit-Reports finden sich auf der Website des USDC-Emittenten Centre.
- USDC arbeitet seit einiger Zeit auch am Einsatz der Zahlungstoken außerhalb der Krypto-Industrie. So wurde kürzlich verkündet, dass Moneygram, einer der größten Auslandszahlungsanbieter der Welt, USDC über die Stellar-Blockchain als Zahlungssystem nutzen wird und die Konvertierung von Fiat in USDC und zurück in Fiat ermöglichen wird. Hier die Pressemitteilung von Moneygram und Circle
- Der CEO von der USDC-herausgebenden Firma Circle, Jeremy Allair, hat bereits im August verkündet, dass Circle plant, eine Vollreserve Bank zu werden. Dies bedeutet, dass jeder ausgegebene Token durch 100 % Zentralbankgeld gedeckt ist. Da Zentralbankreserven als die risikoärmsten Assets gelten, würde USDC so sehr sicher werden. Voraussetzung ist hierfür die Zulassung als regulierte Bank, ein Konto bei der Zentralbank und die Zusage, dass 100 % in Zentralbankgeld gedeckte Verbindlichkeiten ermöglicht werden. Bis Circle eine Full-Reserve-Bank wird, möchte man über die Erfüllung der Liquiditätsanforderungen berichten, die unter der Bankenregulierung BASEL III erforderlich sind.
Regulierung
Stablecoin Regulierung
- In den vergangenen Wochen haben sich mehrere internationale Organisationen zur Regulierung von Stablecoins geäußert.
- BIS, CPMI and IOSCO veröffentlichen Konsultations-Papier: Teile der bereits bestehenden „Principles for Financial Market Infrastructures – PFMI“ sollten auch für systemrelevante Stablecoin-Betreiber gelten. Der Report gibt Hinweise, wie Regulatoren die Systemrelevanz von Stablecoins bewerten können. Weiterhin werden die Unterschiede von Stablecoins zu anderen Payment-Netzwerken aufgezeigt. Bis zum 1. Dezember 2021 können Stellungnahmen eingereicht werden.
- Das Financial Stability Board (FSB) hat sich auf zehn high-level Empfehlungen geeinigt, die eine koordinierte und wirksame Regulierung, Beaufsichtigung und Überwachung von globalen Stablecoins fördern, um die von diesen Stablecoins ausgehenden Risiken für die Finanzstabilität sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene anzugehen. Sie sollen den Ländern genügend Flexibilität bieten, um nationale Ansätze umzusetzen. Das FSB hat vor, bis zum Dezember 2021 die Erstellung von regulatorischer Standardsetzung abzuschließen und wertet unter anderem auch die Empfehlungen von CPMI und IOSCO ein. Eine Zusammenfassung findet sich hier.
- Die amerikanische FDIC untersucht, wie Stablecoins unter die Einlagensicherung fallen könnten. Sie zeigt auf, dass die Sicherung von Einlagen von 250K USD p.P. nur für Banken zutreffen könnte, die mit Stablecoin-Betreibern zusammenarbeitet oder die selber Stablecoins ausgeben. Für die Umsetzung müsste der Stablecoin-Emittent jedoch nachverfolgen, wer der aktuelle Inhaber seines Stablecoins ist und wie viele er besitzt.
- Auch die Regierung von Joe Biden schaut sich Stablecoins zunehmend genauer an und schlägt zwei unterschiedliche Regulierungen vor:
- Das Wallstreet-Journal berichtet, dass vorgeschlagen werde, Stablecoin-Betreiber unter der bestehenden Banken-Regulierung zu regulieren. Das Weiße Haus erwäge zudem, den Kongress um einen Gesetzesvorschlag zu bitten, um eine speziell auf Stablecoin-Betreiber zugeschnittene Sonderregulierung zu schaffen. Weiterhin wurde vorgeschlagen, dass das Financial Stability Oversight Committee (FSOC) eine entsprechende Regulierung ausarbeiten soll. Das FSOC hat diese Bitte bereits angenommen und wird über Stablecoins im nächsten Meeting am Donnerstag, den 20. Oktober diskutieren. Es wird voraussichtlich vorgeschlagen, Stablecoins als Bankeinlagen oder als Geldmarktfondsanteile zu behandeln und entsprechende Regulatorik anzuwenden.
Kryptowertetransferverordnung
- Deutschland hat am 1. Oktober die Vorschläge der internationalen FATF zur Geldwäschebekämpfung im Rahmen von Krypto-Transfers in geltendes Recht überführt. Die Kryptowertetransferverordnung betrifft Krypto-Asset-Service-Provider wie Börsen, Verwahrer, etc. Die betroffenen Institute müssen seither Informationen über die Identität der beteiligten Transaktionspartner sammeln und übermitteln. Self-hosted Wallets sind nur dann betroffen, wenn die betroffenen Institute Transaktionen auf jene Adressen durchführen. Bis November können die betroffenen Institute eine Ausnahme der Regel beantragen. Eine kritische Einwertung aus Krypto-Sicht findet sich hier.
NFTs
- Coinbase startet einen eigenen Markplatz für Non-Fungible Tokens (NFTs). Auf der Coinbase-NFT-Plattform sollen sowohl NFTs kreiert als auch gehandelt werden können.
- Das Fantasy-Sport-Unternehmen Sorare kooperiert ab sofort mit der 1. und 2. Fußball-Bundesliga. Gamer können ab sofort lizenzierte digitale Sammlerkarten der deutschen Profiliegen sammeln und miteinander tauschen.
- Auch McDonalds steigt in den NFT-Bereich ein. So wurde anlässlich des 31. Geburtstags in China der erste McDonalds NFT herausgegeben.
Corporates
- Die Deutsche Börse launcht eine neue post-trade Plattform für elektronische Wertpapiere namens D7
- Das deutsche Startup Tangany erhält als drittes Unternehmen nach Coinbase und Kapilendo eine Kryptoverwahrlizenz der BaFin.
- Robinhood beginnt damit den Handel mit Kryptowährungen für Kunden zu ermöglichen.
- Visa stellt seine Universal Payment Channels vor. Es handelt sich dabei um eine Art Knotenpunkt (Hub), der es ermöglicht unterschiedliche Blockchains zu verknüpfen und dadurch Transaktionen zwischen unterschiedlichen digitalen Währungen erlaubt.
- Der CEO von JP Morgan Jamie Dimon bleibt skeptisch gegenüber Bitcoin und bezeichnet Bitcoin als wertlos.