Dürfen wir vorstellen: Dr. Harald Brock von investify
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Harald Brock unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen.
Diesmal beantwortet Dr. Harald Brock unsere Fragen. Harald ist Geschäftsführer von investify – einem Technologie- und Regulatorik-Provider.
Wer bist Du, was machst Du?
Ich bin Geschäftsführer von investify – einem Technologie- und Regulatorik-Provider für das Investmentgeschäft. Zudem bin ich Aufsichtsratsmitglied der Cowork AG und Lehrbeauftragter für Strategisches Management an der RFH in Köln. Ich bin obendrein Initiator, Autor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Ganz Old School habe ich Anfang der 2000er Jahre eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht und damit das Geschäft von der Pike auf gelernt. Seitdem lässt mich das Thema Banking in seinen unterschiedlichen Facetten nicht mehr los – die Themen Start-Ups, und Tech sind dann ganz dominant ab 2013 hinzugekommen, heute bestimmen sie meinen beruflichen Alltag.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Es muss vermutlich auch im Jahr 2013 gewesen sein. Zu dieser Zeit habe ich am Gründerzentrum der RWTH in Aachen gearbeitet. 2014 ist dann die Idee für mein erstes Buch „Multi- und Omnichannel-Management in Banken und Sparkassen“ entstanden, wo FinTechs eine prominente Rolle eingenommen haben, damals noch völliges Neuland. Erst 2019 habe ich dann als Geschäftsführer bei einem Fin- und RegTech angeheuert – eine spannende Erfahrung, die ich jedem empfehlen kann!
Wie definierst Du FinTech?
Für mich handelt es sich bei einem FinTech um die Symbiose aus den Bereichen Finanzen und Technologie. Bei investify gibt es dann noch die dritte Dimension Regulatorik. Insgesamt sind FinTechs für mich innovative Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle auf der grünen Wiese aufgebaut haben und deshalb über schlanke innovative Prozesse und über ein hohes Maß an Kundenorientierung verfügen. Zudem gehört aus meiner Sicht zu jedem FinTech Agilität und die Aufgeschlossenheit neue Wege für Kunden zu gehen.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Viele etablierte Banken haben noch immer eine Vielzahl von Kunden, die ihnen vertrauen. Dieses Potenzial wurde über Jahrzehnte aufgebaut. Dieses Vertrauen fehlt vielen jungen Unternehmen in der Finanzbranche heute (noch). Des Weiteren haben etablierte Player aus meiner Sicht immer dann einen Vorsprung, wenn es sich um besonders komplexe Finanzprodukte handelt, wo eine persönliche Beratung sinnvoll bzw. notwendig ist.
„Etablierte Player haben Fintechs gegenüber immer dann einen Vorsprung, wenn es sich um besonders komplexe Finanzprodukte handelt.“
Was kann man von FinTechs lernen?
FinTechs sind besonders stark bei der Gestaltung von digitalen und schlanken kundenzentrierten Prozessen und Kunden-Frontends. Hier kann man besonders viel lernen. Zudem kann man bei FinTechs sehen, dass sie oftmals im Stande sind, die besten Köpfe für sich zu gewinnen. Aspekte wie New Work werden auch im Banking immer wichtiger – dies haben viele klassische Banken leider noch nicht verstanden! Nur mit guten Leuten kann man ein herausragendes digitales Ökosystem aufbauen – hierzu braucht man ein ausgezeichnetes analoges Ökosystem, wo man sich wohlfühlt und kreativ sein kann.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Etalierte Finanzdienstleister haben eine komplexe, manchmal veraltete, IT-Infrastrukturen – dies lähmt und macht die Entwicklung kundenzentrierter Lösungen schwierig. Zudem sieht man, dass sie Aufgaben und Funktionen (noch) nicht gerne outsourcen – deshalb profitieren sie nicht von den guten Digitalisierungs- und Outsourcingangeboten im Markt, die leicht als SaaS verfügbar und mittels APIs integrierbar sind.
Hinzu kommt, dass viele Banken eher risikoavers sind und nicht in MVPs denken – das hemmt den Change zusätzlich. Zudem muss man sagen, dass die meisten etablierten Banken Defizite beim Online-Marketing haben. In Zeiten, wo all diese Themen aufgekeimt sind, mussten Banken sich mit der Finanzkrise und der wachsenden Regulatorik beschäftigen – ein Dilemma
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Gute Frage – die Frage hat sich bei mir nie gestellt. Ich hoffe, dass das post-Corona auch so bleiben wird.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Ich würde mir gerne mal anschauen, woran Google so arbeitet hinter verschlossenen Türen. Vermutlich reicht da aber ein Tag nicht aus…
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Mit Warren Buffet – hier kostet ein Treffen normalerweise mehrere Millionen Euro. Danach einen Absacker mit Joko und Klaas.