Apple Pay und es hat „Ba-Bing“ gemacht…

Wir können in Deutschland nun etwas mehr als einen Monat Apple Pay nutzen. Die ersten Banken und Kartenherausgeber zeigen sich auch nach vier Wochen äußerst zufrieden mit der Kooperation und nennen erste Zahlen. Zeit für ein erstes Resumee und einen Status Quo.

Apple scheint seinen Kooperationsbanken die klare Nennung von aktivierten & genutzten Karten rund um Apple Pay nicht zu erlauben. In den letzten Tagen gab es von verschiedenen Stellen jedoch diverse Indikationen, die hier kurz zusammengestellt werden sollen, da sie in Summe ein schönes Gesamtbild ergeben.

Deutsche Bank:

HVB:

wesentlich höhere Nachfrage nach ApplePay im Vergleich zu anderen Produktlaunches”.

 

Diese Aussage ist bemerkenswert, da die HVB der Startpartner nicht nur von Apple Pay, sondern auch Paydirekt war.

Der “Ba-Bing-Moment” durch Apple Pay in deutschen Banken & Sparkassen

Comdirect:

American Express:

N26 Bank:

Wirecard / Boon:

Diese Meldungen stehen im starken Gegensatz zu den Mobile Payment Zahlen der bankeigenen Android Apps der Sparkassen und VR-Banken, die seit einem halben Jahr in Deutschland gestartet sind. Die beiden Bankengruppen, die sich weiter gegen Apple Pay und auch Google Pay wehren und gemeinsam einem Marktanteil von +- 70% des Privatkundenmarkts in Deutschland halten, schafften laut Präsentation nach einem halben Jahr gerade einmal die Aktivierung von 270.000 Karten in ihren Apps, davon 80%Girocard und 20% Kreditkarte (MasterCard & Visa). Im Vergleich zu den Zahlen der Apple Pay-Partner überrascht die niedrige Zahl nach sechs Monaten, angesichts der großen Marktmacht der beiden Bankengruppen. Es lässt sich also konstatieren, daß die Liebe der Deutschen zu Apples mobilem Bezahlverfahren signifikant größer ist, als die vermeintlich große Beliebtheit ihrer Debit-Girocard, die Apple bis dato nicht unterstützt.

Ferner ist offensichtlich, dass die Partner von Apple viel über gestiegene Transaktionen und Kundennutzung sprechen. Gleichzeitig erfährt man keine Informationen aus VR-Banken und Sparkassen zur tatsächlichen Nutzung der Mobile-Payment-Apps.

Spätestens seit Paydirekt haben wir gelernt, dass die Verwendungsfrequenz durch die Kunden noch stark verbesserungsbedürftig ist, wenn die PR der Bankengruppen ausschließlich von Aktivierungen spricht.

Ich persönlich kann aus meinem Zahlungsverhalten berichten, dass es sich in den letzten vier Wochen massiv verändert hat. Wenn möglich zahle ich primär mit meiner Apple Watch. Dies ist schnell, einfach und problemlos möglich. Vor allem ist es “langweilig” normal, sehr bequem. Auch für Kassenkräfte ist es nicht mehr ungewöhnlich. Drastische Veränderungen haben sich auch in der Nutzung meiner Karten ergeben. Meine Amex ist durch Apple Pay mittlerweile die meist genutzte Karte, mit ca. 90% meiner Kartenumsätze im stationären Handel. Dort wo Amex nicht akzeptiert wird, aber der Händler ein NFC-Kartenterminal hat, kommt meine Comdirect VISA-Karte zum Einsatz, die ich früher nur für absolute Notfälle benötigte. Für den Rest der Transaktionen (heißt keine Amex-Aktzeptanz, kein NFC-Terminal oder Terminal schlecht nutzbar für NFC), stecke ich noch meine DKB Miles&More MasterCard. Diese war früher meine meist genutzte Karte, aber durch die Abwesenheit von Apple Pay haben sich dort die Umsätze auf ca. 1/10 des früheren monatlichen Volumens reduziert. Ausgerechnet Lufthansa, die ganz früh ihre Boardkarten in die Apple Wallet integrierten, bietet Apple Pay auf ihren Kreditkarten nicht an. Wenn das Boarding des Flugzeugs via Apple Watch selbstverständlich ist, fühlt sich das Stecken der Lufthansa-Zahlkarte in ein Terminal, in Zeiten von Apple Pay, sehr anachronistisch an.

Der “Ba-Bing-Moment” durch Apple Pay in deutschen Banken & Sparkassen

 

Wie geht es weiter?

“Germany is not so different”. Alle Resultate, die wir oben sehen, haben sich in der Vergangenheit so 1:1 im Ausland xfach gezeigt: Umsatzsprünge bei der Nutzung der Apple Pay-Karten, signifikante Neukunden bei den ersten Banken & Kartenherausgebern, die Apple Pay unterstützen. Gleichzeitig fehlt in den Auslandsbeispielen ebenfalls die wirkliche Traktion der bankeigenen HCE Apps fürs mobile Bezahlen. Offensichtlich schlagen die Netzwerkeffekte der Tech-Ökosysteme, das Kundenvertrauen in Banken.
Die Banken mit den größten öffentlichen Widerständen gegen Apple Pay werden vermutlich auch hier in Deutschland umschwenken und 2019, spätestens 2020 auch Apple Pay einführen. Auch das ist im Ausland so passiert, siehe z.B. UK und Australien. Die Entwicklung in Deutschland wird in diesem Zusammenhang mit großer Wahrscheinlichkeit nicht anders sein. Einmal mehr müssen sich die Entscheidungsträger im Zahlungsverkehr der Banken und Sparkassen rechtfertigen, warum die Entwicklungen, die im Ausland mehrfach belegt sind, nicht in ihren hiesigen Planungen berücksichtig wurden. Knapp 5 Jahre, nach dem internationalen Apple Pay-Start, mussten vergehen, bis viel zu spät, eigene Lösungen lanciert wurden. Diese sind dann bezüglich Nutzung, Integration und Mehrwerte selbst mit der 5 Jahre alten Lösung von Apple oder Google Pay nicht einmal auf Augenhöhe – ich denke da an das einfache Onboarding, die Online- und in-App-Nutzung, die Multibanken- / Multikartenfähigkeit und vieles mehr. Erleben wir hier ein Paydirekt 2.0, nur dieses Mal im Bereich des mPayments?

Aufgrund des spannenden Themas haben wir uns entschlossen auf der Payment-Exchange Konferenz (PEX) in diesem Monat einen eigenen Fireside Chat in die Agenda aufzunehmen. Michael Koch, CDO der Deutschen Bank Privatkundengeschäft, wird über seine Apple Pay-Strategie und die ersten Erfahrungen sprechen.

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