Deutschland ist mit der Solarisbank um ein Unicorn reicher: Insgesamt 190 Millionen Euro flossen in das Unternehmen. Die Bewertung beläuft sich damit auf 1,4 Milliarden Euro. Die Berliner übernehmen parallel den britischen Mitbewerber Contis.

Erst kürzlich startete das Unternehmen seine Dienste in Frankreich, Spanien und Italien. Über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt die Solarisbank mittlerweile. Die letzte Finanzierungsrunde liegt ein Jahr zurück, insgesamt hatten Investoren bisher 160 Millionen Euro in das Fintech gesteckt.

Mit dem frischen Geld wird die Solarisbank ihrerseits auf Einkaufstour gehen. Wie bekannt wurde, übernehmen die Berliner den britischen Wettbewerber Contis. Contis wurde 2008 von dem Fintech-Koryphäe Peter Cox gegründet und hat sich zu einer der bedeutendsten Banking-as-a-Service-Plattformen für den Zahlungsverkehr in Europa entwickelt.

Was sagt das Payment and Banking Team von zu dem Funding und der Übernahme von Contis?

Jochen Siegert

Erst einmal große Gratulation dem kompletten Solarisbank-Team. Ich bin sehr stolz zu sehen, was aus unseren ersten Ideen rund um „Projekt Sonne“ damals bei Finleap geworden ist. Vor der Solarisbank gab es schon etliche BaaS-Anbieter / White-Label-Banken. Ich denke da an die Fidorbank, BIW-Bank, Wirecardbank, netM-Bank, Sutorbank und die heutige Raisinbank. Keine andere Bank hat bei dem Thema aber eine solch herausragende Execution an den Tag gelegt wie die Solarisbank. Chapeau!

Wie in vielen anderen Segmenten so findet auch bei BaaS eine Konsolidierung statt und die Solarisbank agiert durch die Übernahme von Contis aus einer Position der Stärke heraus. Für den Standort Deutschland ist es zusätzlich ein sehr schönes Zeichen, dass hier die europäische Konsolidierung aus Deutschland heraus stattfindet und nicht umgekehrt. An den jüngsten Exits wie FintecSystems oder Stocard erkennt man, dass das nicht wirklich selbstverständlich ist. Dort agierten andere Player als Konsolidierer.

Ist nun die Bewertung der Solarisbank als Unicorn gerechtfertigt? Darüber kann man sicherlich trefflich streiten und wie bei anderen atemberaubenden Finanzierungsrunden muss die Solarisbank sicherlich noch in die Bewertung „reinwachsen“ und auch die Resultate bringen, die Investoren mit den hohen Erwartungen bzw. Bewertungen verknüpfen. Aber: Anders als vor 5-6 Jahren spricht heute kein Fintech-Founder mehr von netM-, BIW-, Fidor- oder Wirecard-Bank. Während das Team um die Solarisbank viel Wert geschaffen hat, auch nach vorne heraus über ihre Marktposition, haben die Manager der oben aufgeführten Häuser einfach nur viel Wert vernichtet. Diese „andere“ Seite der Medaille der aktuellen Diskussion um Bewertungen wird oftmals vergessen in der Berichterstattung!

André Bajorat:

Perfekt zu sehen, dass Open Banking in der Form von Bank as a Service mit der Solarisbank einen Marktführer im Mutterland des Open Bankings hat. Der starke Fokus auf Technologie der Kolleginnen und Kollegen in Berlin, gutes Timing und execution power und sicherlich auch ein wenig Glück, dass Wettbewerber aus verschiedenen Gründen den Markt verlassen haben, machen die Solaris zu dem, was sie ist.

Dass sie zudem einen Trend als Freund haben, der sich Contextual Banking nennt (oder wie az sagen würde: „jede Firma will ein Fintech sein“) wird bei der Fundingrunde kein Hindernis gewesen sein.
Ich bin ehrlich gesagt beeindruckt von der Leistung und drücke die Daumen für den weiteren Erfolg. Die Übernahme von Contis scheint zudem sinnvoll und ist hoffentlich kein Zeichen für Übermut und Defokussierung.

Aus meiner Sicht haben Banken wie die Solaris eine große Zukunft. Es wird sicher kein „winner takes it all“-Game, aber die vorhandenen Partner auf der Plattform werden zeigen, welche der Bank as a service Player in der Lage sind, mit ihren Kunden zu skalieren. Das sieht bei der Solarisbank aktuell sehr gut aus. Dass sie zudem sukzessive ihr Leistungsangebot (Kyc as a Service, Digital Assets, Brokerage etc) erweitert haben, zeigt den Willen mit Kunden zu wachsen.
Chapeau nach Berlin.

Christina Cassala

Aha! Also doch. Wieder einmal bewahrheitet sich, dass hinter jedem Gerücht meist doch ein Fünkchen Wahrheit steckt. In diesem Fall ist das ein ganz schöner Funken: 190 Mio. Euro – da kann man als Unternehmen sicher nicht meckern. Und ist zudem wohlverdient. Die Solarisbank war und ist nicht die einzige Bank, die sich mit ihrem BaaS-Fokus aufgestellt hat, aber offenbar die aktuell erfolgreichste. Obwohl erst seit 2016 am Markt verfolgten die Gründer von Anfang an eine Vision, die sie konsequent umgesetzt und ausgebaut haben.

Die Solarisbank hatte trotz ihres breiten Spektrums schon immer eine klare Strategie und einen Auftrag. Jungen Fintechs steht sie seit jeher als starker Partner Verfügung stehen und hat es geschafft, als solcher zunächst Trade Republic auf dem Weg zum Unicorn zu begleiten, um nun selbst eines zu werden. Glückwunsch!

Diese Entwicklung ist ein für den Standort Deutschland ein überaus positives Signal. Die Anzahl der neuen Unicorns, die in den letzten Jahren entstanden sind, ist auch ein Zeichen für den hiesigen Fintech-Markt. Hoffentlich ist der Erwartungsdruck nach dem Funding nicht zu hoch. Die Solarisbank darf nun nicht ihren Fokus verlieren, aber die Übernahme des britischen Wettbewerbers Contis klingt fürs Erste schon einmal nach einer strategisch klugen Entscheidung. Aber wagt die Solarisbank jetzt auch den SPAC? Die Gerüchteküche brodelt ja …. und hinter jedem Gerücht steht … nun ja!

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