Andreas Feustel, Leiter des IKB Finanzierungsmarktplatzes, spricht über seine Rolle beim Aufbau von fundingport und teilt Einblicke in seine täglichen Herausforderungen.

Andreas Feustel verantwortet bei der IKB den Aufbau des Hypoport Joint Venture fundingport. Mit dem Know-How einer Bank und den Skills von Hypoport wird die Mittelstandsfinanzierung „plattformisiert”, so der Plan. Dazu gehört die Marke „IKB Finanzierungsmarktplatz“, ein neuer Sales-Bereich, der exklusiv für die Implementierung von fundingport aufgebaut wurde.

Wie sieht ein klassischer Tag in Deinem Leben aus?

Wenn nichts dazwischen kommt, geht es ganz gemütlich los: Gegen 6 Uhr klingelt der Wecker, den ersten Kaffee trinke ich im Bett und verschaffe mir einen Überblick über den Tag. Der weitere Verlauf hängt dann davon ab, ob ich zuhause in München, in der Zentrale der IKB in Düsseldorf oder bei Kunden bin. Wenn ich darüber nachdenke, gibt es bei mir eigentlich keinen „klassischen Tag“. Diese Vielseitigkeit gefällt mir. Ich hatte im Verlauf meines Berufslebens immer interessante Aufgaben, die ich gerne fließend in mein „privates“ Leben integriere, daher ist jeder Tag sehr individuell. 

Wie viel Kohle hast Du gerade im Portemonnaie? 

Derzeit (29. Des Monats) noch 125 EUR, weil ich zu Beginn des Monats 200 EUR abgehoben habe. Der Bargeld-Durchfluss ist nicht sehr hoch, weil ich überall mit Karte, Handy und Smartwatch zahle. 

Was reizt Dich an Deiner Tätigkeit?

Die besten Innovationen sind die, auf die der Markt objektiv nicht gewartet hat, die aber große Trends antizipieren. Ich erinnere mich gut an den Start erster Kooperationen im Retail Banking, die aus Sicht vieler Banker zuerst ein absolutes Akzeptanzproblem hatten, heute aber einen unverzichtbaren Mehrwert für Partner und Banken darstellen. Mit den Teams von IKB und Fundingport bauen wir genau so etwas. Es wird noch ein wenig dauern, bis alle Marktteilnehmer im Firmenkundengeschäft akzeptieren, dass Plattformen und Vertriebskooperationen ihren Kundenzugang vereinfachen und für Kunden einen Quantensprung bei der Innovationsfinanzierung bedeuten. Nur zwei Aspekte: Schauen wir uns die Altersstruktur der Firmenkundenberater an: Hier stellt sich die Frage wie viel Kapazität für die Betreuung von Firmenkunden in zehn Jahren noch zur Verfügung stehen wird, wenn die „Stars“ der Banken ihre Altersteilzeit genießen. Der andere Aspekt ist die Effizienz in der Akquisition: Durch Algorithmen von Plattformen kann man genau entlang des Risikoappetits oder der bilanziellen Ratios der Bank akquirieren. Fehlen mir Renewables für die „Green Asset Ratio“, setze ich das entsprechende Merkmal und ordentliche Konditionen und die externen Plattform-Vertriebe bringen mir die entsprechenden Finanzierungen. Dann bleibt mehr Zeit für die umfassende Kundenbetreuung und man verschwendet weniger Energie für die internen Diskussionen mit der Marktfolge. Wir entwickeln das auf Green-Field und haben das Vertrauen und die Ressourcen eines etablierten Unternehmens. Für die Entwicklung ist dieses Umfeld zweier starker Partner optimal, um ein solches Projekt erfolgreich umzusetzen. 

Wie bist du im Payment- und Banking-Sektor gelandet?

Nach dem Abi haben mich meine Eltern dazu überredet, mich bei Banken zu bewerben, da sie der Meinung waren, dass man Studium und Praxis kombinieren sollte. Ich habe mich also mal testhalber bei den damaligen Marktführern beworben und es hat mich überrascht, dass ich eine Zusage der Deutschen Bank hatte. Ich hatte mich als extrem kritisch in Erinnerung, darüber hinaus fand ich Banken – von außen betrachtet – langweilig. Ich bin also mit der festen Überzeugung dort gestartet, spätestens zu Semesterbeginn das Ausbildungsverhältnis zu kündigen. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne die Deutsche Bank gemacht: Ich war ab dem zweiten Tag so Feuer und Flamme, dass ich blieb. Daraus wurden 18 spannende Jahre mit einer Vielzahl toller Projekte und Persönlichkeiten. Erst die IKB hat es durch das Plattformthema geschafft, mich da loszueisen. 

Wie möchtest Du den Bereich verändern?

Ich möchte meiner Branche eine Zukunft geben, indem ich den gesellschaftlichen Nutzen von Banken in den Vordergrund stelle und die Prozesse so optimiere, dass Kunden im Mittelpunkt stehen. Klingt wie eine abgedroschene Floskel, aber der Kern ist eben genau das. Wie oft habe ich erlebt, dass man vor lauter klein-klein vergisst, dass Banken für Kunden da sind und nicht umgekehrt. Es sind für mich oft die kleinen Dinge, die für den Kern der Dienstleistung einen großen Unterschied machen. Mit unserem Projekt machen wir das Potential des Bankenmarktes für Kunden transparenter und für die Umsetzung dringend notwendiger Investitionen im deutschen Mittelstand eröffnen sich mehr Chancen. Dieser gesellschaftliche Nutzen gefällt mir. 

Sind Fintechs die große Revolution – oder doch eher nur eine kleine Revolte?

Aus meiner Sicht sind Fintechs die große Revolution, weil sie Banken vorführen, wie leicht es sein kann, wenn man unverkrampft und mutig an ein Thema geht. Banken haben oft nicht die Kraft, das Innovationstempo und den Mut aufzubringen und ganz oft findet sich nicht der richtige Sponsor, der diese Themen treibt. Fintechs bewirken mit ihrem Mindset und ihrer Unbekümmertheit weit mehr als das Produkt, das sie potentiell launchen- sie schaffen Innovationskultur und Reibung. Sie gehen vorurteilsfrei an Themen heran, ohne stets zu kolportieren, dass das schon mal irgendwann früher nicht funktioniert habe. Ich finde es genial, dass das einige erkannt haben und die personelle Durchlässigkeit immer besser wird.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Ich kenne Banken sehr gut, bereits aus dem Elternhaus. Mein Vater war Banker und es gab oft nur das eine Thema am Küchentisch. Außerdem hat es mir geholfen, als Auszubildender in einer Großbank zu starten: Wenn man Mittagspausenvertretung am Schalter einer kleinen Bankfiliale in der fränkischen Provinz gemacht hat oder Unternehmergespräche mit Mittelständlern irgendwo in Thüringen, Geldanlage in bayerischen Großstädten und externe Vertriebspartner bei ihrem Wachstum begleiten durfte, dann kann man dem CEO sehr authentisch erklären, was Bank eigentlich ist und man hat in späteren konzeptionellen Rollen eine Idee, wie sie sein soll. Außerdem vermittle ich ganz gerne, Kunden nicht als „den Kunden“ in Form einer „grauen, wabernden und anonymen Masse“ zu sehen, sondern den Perspektivwechsel zu sich selbst zu wagen. „Was wollte ich in dieser Situation von meiner Bank erleben“. 

Wenn Du Finanzminister*in wärst, was würdest du sofort ändern?

Ich würde die Durchlässigkeit von Wirtschaft und Politik erhöhen. Leider haben viele Talente aus Unternehmen keine Zeit, sich vom stellvertretenden Schriftführer einer Partei in ihrem Heimat-Ortsverband zu einem Mandatsträger hinaufzudienen. Diejenigen, die diese komplexe Laufbahn durchschritten haben, chapeau- nur sind das meiner Wahrnehmung nach nicht immer die Richtigen. Einen guten Fintech-Manager oder erfahrene Unternehmenslenker temporär in ein politisches Mandat zu kooptieren, wäre wichtig und vermutlich für unsere Gesellschaft ein Fortschritt.

Werden wir persönlich: Was machst Du in deiner Freizeit – und sag jetzt nicht “Lesen und Freunde treffen”.

Wann immer ich es schaffe, mache ich Sport, auch um die Auswirkungen meiner Leidenschaft für gutes Essen und Wein zu kompensieren. Ich jogge gerne im Englischen Garten und nutze das Angebot der Natur rund um München. Wanderungen mit Freunden, entspannen auf Almhütten oder am See geben mir Kraft. Beim Stressabbau hilft mir ab und zu mein E-Drumset, welches ich mir aus meiner Zeit als Drummer einer Schulband (ich habe mit dem Schlagzeuger von „Subway to Sally“ geübt) behalten habe. 

Wie bezahlst Du an der Supermarktkasse?

Wo immer möglich mit Apple Pay.

Welche Finanz-Apps sind Deine drei beliebtesten? Bitte die Wahrheit und nicht nur die eigene Firma vorschieben. 

Meine Banking-Apps, die App der Lufthansa-Kreditkarte und Payback, auch wenn das keine klassische Finanz-App ist. Ich war beeindruckt, dass man durch die Preisgabe seines Einkaufsverhaltens tatsächlich größere Einkäufe bezahlen kann. Sollen die doch dann ruhig wissen, dass ich bei dm einkaufe und ab und an bei Aral tanke.

In welchem Unternehmen würdest Du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Ich hätte gerne mehr Einblicke in das Management des Profifußballs. Derzeit böte sich ganz besonders der FC Bayern an. Mich fasziniert dieses Profigeschäft aufgrund der exorbitanten Wirtschaftsmacht und der hochemotionalen medialen Berichterstattung. Vor einiger Zeit habe ich Uli Hoeneß getroffen und er machte auf mich einen weit sympathischeren Eindruck, als das die Medien von ihm vermitteln. Außerdem hat mir ein ehemaliger Aufsichtsrat mal berichtet, das sei der beste Job seines Lebens gewesen. Für mich klaffen mediale Darstellung und (gefühlte) Realität auseinander und ich wüsste gerne, wie es dort wirklich zugeht.

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