Diese Woche wurde bekannt, dass der „Last Man Standing“ im deutschen Payments-Business, der Bamberger Payment Service Provider Computop, nun auch Teil der Konsolidierung des Paymentmarkts wurde. Nexi beteiligen sich bei Computop. Nexi ist in Deutschland bereits über ihre Beteiligungen an Unternehmen wie Concardis, Ratepay und Orderbird vertreten. Wir wollen den Deal kurz analysieren. Eines ist jedoch schon jetzt klar: Mit diesem Deal zerplatzt der Traum von einem Payment Champion „made in Deutschland“ endgültig!

Das Bamberger Unternehmen verstand sich lange als deutsche Erfolgsgeschichte. Dessen Gründer Ralf Gladis blieb seiner Strategie über einen großen Zeitraum treu uns setzte von Beginn an vornehlich auf Partnerlösungen, während die internationale Konkurrenz, die über die letzten Jahre hinweg eine immer größere Marktdurchdringung erreichte, ihrerseits innovativere Modelle lancierten. Gleichzeitig wurden Mitbewerber heimischer Banken konsequent verkauft. Einzig übrig blieb bisher die DZ Bank mit der VR Payment.

War es ein gutes Timing?

Das Timing ist für Computop suboptimal. Die Multiples sind nach dem Tech-Börsencrash und dem Platzen der Fintech Bewertungsblase deutlich zurück gekommen. Computop hätte sicherlich einen signifikant besseren Deal noch vor wenigen Jahren bekommen können. Computop hat sich damals aber immer sehr deutlich öffentlich gegen Verkäufe und Investments ausgesprochen. Das rächt sich jetzt.

Späterer Exit?

Auch wenn das Timing jetzt ein wenig zu spät ist, bedeutet ein reines Investment, daß Computop sich Zeit kauft für einen späteren Exit zu besseren Konditionen als aktuell. Dies sind zwar gute Nachrichten für die Gründer von Computop, aber mit Nexi ist jetzt ein strategischer Investor im Haus. Das heißt: Ein für den Verkäufer lukrativer Bieterwettbewerb (ohne strategischen Investor) fällt mit der aktuellen Konstellation schwer. Auch wird Nexi, die schon heute (zu) viele Payment Gateways im Konzern haben, nur auf Basis der Finanz-KPIs Computop später bewerten. Eine „Prämie“ für deren Technologie wird Nexi angesichts ihres Bestandsportfolios an technischen Gateway-Plattformen sicherlich nicht bezahlen wollen.


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Wer ist der Verlierer des Deals?

Klarer Verlierer des Deals ist die DZ-Bank, die gerüchteweise auch an einem Investment interessiert war. Woran es nun scheiterte, ist unklar und wird vermutlich in den kommenden Wochen erst über die Gerüchteküche bekannt. Die DZ-Bank hat eine Chance verpasst, ihre VR-Payment auf der Business-Seite zu stärken.

Viel dramatischer wird aber die Auswirkung technischer Art sein. VR-Payment nutzt das Computop Payment Gateway in einer White-Label-Lösung. Wenn für Computop ein lukrativerer Exit auf Basis von Business-Volumen winkt und nicht für eine tolle technische Plattform, wie oben erläutert, dann werden die Prioritäten von Computop in den kommenden Jahren voll auf Vertrieb liegen. Trade-Offs zulasten der (white-label)-Technik sind zu erwarten. Das trifft vor allem dann die DZ-Bank / VR Payment.

Sind die goldenen Zeiten vorbei?

Auch wenn Computop eine wirkliche Erfolgsgeschichte made in Germany darstellt, sind die goldenen Zeiten wohl vorbei. Computop ist einer der letzten verbliebenen Vertreter des „alten Modells“, als Acquirer und Payment Gateways noch getrennt waren. Moderne „Paymentanbieter“ bieten beides längst integriert über alle Kanäle aus einer Hand. Auch haben innovative Wettbewerber wie Adyen, Stripe, Mollie, Paypal+, Unzer, Payone und viele mehr auf dem deutschen Markt vermutlich bei Computop ihre Spuren hinterlassen.

Computop war früher immer einer der wichtigsten PSPs der hiesig führenden Online Merchants. Eine Rolle, die heute Adyen und Stripe übernommen haben. So gesehen ist nicht nur das Timing des Investments vermutlich zu spät, sondern wird auch ein möglicher späterer lukrativer Exit immer schwerer angesichts des immer härteren werdenden Wettbewerbs, der in der Wachstumskurve von Computop sicherlich seine Spuren hinterlassen hat und weiter hinterlassen wird.

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