Wir gehören zu der Generation, die nach der Lebensversicherung, Bausparvertrag und der sicheren Rente des Norbert Blüm gekommen ist. Dennoch haben diese Anlageklassen sicher noch vieles geprägt, was sich unter anderem in der Liebe der Deutschen zu Sparplänen und der Filiale als Ort des Sparens widerspiegelt. Aber die Einsicht, dass wir parallel zur staatlichen Rente auch privat vorzusorgen müssen, ist weitgehend angekommen. In die Zukunft gedacht frage ich mich jetzt, wie wohl unsere Kinder sparen und investieren werden?

Das Thema Investieren und Sparen ist eines, welches uns bei Payment & Banking auch immer wieder einmal beschäftigt. Nicht zuletzt beim Fintech des Jahres im November letzten Jahres wurde erneut deutlich, dass dieses Thema relevant in der Szene ist. Preisträger:innen wie Upvest oder Madame Moneypenny zeigen hierbei den Weg.

Die einzelnen Bestandteile

Wie geht das weiter? Neben den Aktivitäten des Staates in Richtung Aktienrente und weiteres, verändert sich vieles in dem Segment: Das Verhalten der Nutzerinnen, neue und andere Zugangskanäle und auch die zu investierenden Assets verändern sich. 

Die Assets 

In der Vergangenheit waren es vor allem traditionelle Assets wie Fonds, Aktien oder Immobilien, die gern auch noch verpackt in Lebensversicherungen, haben wir heute eine viel breitere Möglichkeit zu investieren. Zu den immer beliebteren passiven Fonds, hier vor allem ETFs, sind in den letzten Jahren auch noch digitale Assets hinzugekommen: Darunter fallen neben den reinen Krypto-Währungen wie Bitcoin sicher auch NFTs und in der Zukunft weitere Token, die beliebige Assets repräsentieren werden. 

Kurz: die Optionalität hat zugenommen. 

Die Inhalte – das Ziel 

Aber nicht nur die zu investierenden Assets haben zugenommen, sondern damit auch die thematische Vielfalt, in die investiert werden kann. Unterstützt durch die zunehmende Digitalisierung, ist es heute denkbar, in nahezu jedes Thema wie Security, ESG, Diversity, Health, Dividenden oder nahezu jedes andere Thema zu investieren. Vor allem aktive Fondsmanager oder thematische ETFs machen dies sehr einfach möglich. 

Der Content 

Mit der Vielfalt der Themen und den sich veränderten Verhaltensweisen von uns Anlegern, wächst aber auch der Bedarf an passenden und vertrauensvollen Informationen. 

In der Vergangenheit war dieses Wissen und Informationen oft den Beratern der Produkte oder den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen vorbehalten. Interessanterweise hat sich dies in den letzten Jahren fundamental geändert. Wissen und Informationen zu Finanzprodukten war nie so einfach und umfassend zugänglich wie heute. Ob Podcasts, Videos, Blogs, Social Media oder sehr spezialisierte Communitys, haben das Thema in eine breitere Öffentlichkeit gebracht und Wissen sehr breit und einfach zugänglich gemacht. 

Der Kanal 

Neben der Vielfalt der Assets hat sich gleichzeitig auch das „wo investiere ich?“ stark verändert. War der Weg in die Filiale oder der Besuch von Herrn Kaiser früher der Weg zum Investment, hat sich dies mit dem Beginn der Online Broker vor 30 Jahren das erste Mal fundamental verändert. Dieser Trend wurde durch den Erfolg der Neobroker und parallel der digitalen Wallets in den letzten fünf Jahren noch einmal radikal verändert. 


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Neben den oben genannten Bestandteilen, sehe ich noch ein paar Trends, die generell Einfluss auf digitale Erlebnisse nehmen: 

  • Die Weltmächte Convenience und User Experience – wir Nutzer sind immer weniger bereit mittelmäßige digitale Erlebnisse hinzunehmen und stellen ein gutes Erlebnis über andere Werte wie Treue oder Sicherheit.
  • Influencer werden nicht mehr weggehen und ihren Einfluss auch in Bereiche, die über Shopping und Beauty hinausgehen, erweitern. 
  • Die Nische kommt zurück und die Vertikalisierung von Angeboten und dem passenden Content wird Einfluss auf unser Verhalten nehmen. 
  • Der Wunsch, mit dem Investment mehr als nur Rendite zu erreichen. Das häufig verwendete Wort ‚Impact‘ wird aus der Anlage/dem Investment nicht mehr wegzudenken sein.

Kinder werden Investmententscheidungen künftig anders fällen

Wenn ich das alles betrachte, dann glaube ich sehr stark daran, dass Investmententscheidungen und mehr denn je deren Exekution in den passenden Kontext wandern. Gepaart mit dem passenden Content schafft diese Kombination in noch weiteren Teilen den Berater in der Filiale ab. Aber auch die heutigen Orte (Online- und Neobroker) in denen Entscheidungen exekutiert werden – Kauf / Verkauf -, dürfen sich nicht sicher sein.

Ich sehe für meine Kinder eine Welt, in welcher der Herausgeber des Depots nicht mehr darüber entscheidet, in welcher App oder Frontend, diese ihre Investitionen tätigen. Es wird eine Entkopplung von der Depotstelle und dem Ort des Kaufs und Verkauf geben. Das wird dazu führen, dass in einer sehr digitalen Welt der Impulsgeber/ der Contentanbieter für eine Investitionsentscheidung mehr Einfluss auf den Prozess haben wird. Warum sollen Investitionsentscheidungen nicht sowohl bei Amazon im Check-out, auf der Content-Seite eines Finfluencers als auch im Frontend der HR Software stattfinden? Firmen wie Upvest oder Lemon Markets zeigen den Weg dahin.

Das ist Meinung der Kolleg:innen von Payment and Banking:

Jochen Siegert:

Die Kinder wachsen in eine Welt hinein, von der klar ist, dass die gesetzliche Rente nicht reichen wird für den Lebensstandard und in eine Welt, in der ETFs via Neobroker in nur einem Click tradebar sind, auch in sehr kleine Beträge. Ich erwarte, dass sie, anders als Generationen vorher diese niedrigen Einstiegshürden auch nutzen.

Maik Klotz:

Ich glaube, es ist schwierig, allgemeine Aussagen darüberzumachen, wie, worin und mit welcher Motivation Kinder investieren werden.  Am Ende hängt es von vielen Faktoren ab:  dem Alter, der Erziehung, den Interessen und last but not least natürlich den finanziellen Mitteln.

Im Allgemeinen sehe ich einige Faktoren, die die Investitionsentscheidungen von Kindern beeinflussen können:

  • Alter: Je älter ein Kind ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass es finanzielle Entscheidungen treffen und investieren wird. Kinder im Grundschulalter sind weniger wahrscheinlich, um finanzielle Entscheidungen zu treffen, als Jugendliche oder junge Erwachsene, die bereits ein gewisses Maß an finanzieller Unabhängigkeit und Verantwortung haben.
  • Erziehung: Die Art und Weise, wie Kinder über Geld und Investitionen erzogen werden, kann einen großen Einfluss darauf haben, wie sie in Zukunft investieren werden. Wenn Kinder lernen, wie sie ihr Geld verantwortungsbewusst verwalten und in Dinge investieren können, die ihnen langfristig Nutzen bringen, sind sie eher bereit, in Zukunft zu investieren.
  • Interessen: Kinder werden wahrscheinlich in Dinge investieren, die ihren Interessen entsprechen. Wenn ein Kind insbesondere ein großer Fan von Technologie ist, könnte es in Aktien von Technologieunternehmen investieren.
  • Finanzielle Mittel: Die finanziellen Mittel, über die ein Kind verfügt, werden auch einen Einfluss darauf haben, in was es investiert. Kinder, die über ein größeres Budget verfügen, haben möglicherweise mehr Möglichkeiten, in verschiedene Anlageklassen zu investieren, als Kinder mit weniger Geld.

Ich glaube, dass in der Zukunft nachhaltige Investitionen, die sich auf Unternehmen und Projekte konzentrieren, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben, an Popularität gewinnen. Auch Technologieunternehmen und Start-ups könnten attraktive Investitionsmöglichkeiten darstellen, da die Welt immer stärker von Technologie und Innovation abhängig wird. Am Ende kommt es aber vor allem auf finanzielle Bildung an, die heute noch fehlt und ohne die auch in Zukunft finanzielle Entscheidungen schwierig sein werden.

Nicole Nitsche:

Das Thema wie und worin unsere Kinder investieren ist für mich gekoppelt an ganz unterschiedliche Faktoren.

Ein wesentlicher ist dabei das Thema finanzielle Bildung und auch Mündigkeit.

In Deutschland ist die finanzielle Bildung tatsächlich ein Nischenthema und es gibt noch viel Potential für Verbesserungen. Es gibt jedoch einige Faktoren, die dazu beitragen, dass die finanzielle Bildung in Deutschland nicht so weit verbreitet ist.

Ein Faktor ist, dass die Finanzierung und die Schulung von Lehrern in finanziellen Fragen in Deutschland begrenzt bzw. nicht vorhanden ist. Dies bedeutet, dass Lehrer häufig nicht über die notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen verfügen, um ihren Schüler:innen eine umfassende finanzielle Bildung zu vermitteln.

Ein weiterer Faktor ist, dass das deutsche Schulsystem in erster Linie auf die Vermittlung von Wissen und nicht so sehr auf die Förderung von Kompetenzen ausgerichtet ist. Finanzielle Bildung erfordert jedoch in erster Linie die Vermittlung von Fähigkeiten und weniger Wissen. Die Tatsache, dass Finanzen für viele Menschen ein komplexes und schwer verständliches Thema ist, und es oft fehlt an der notwendigen Transparenz und Verständlichkeit der Angebote und Produkte.

In Anbetracht dieser Herausforderungen braucht es meiner Meinung nach mehr staatliche Aufklärung bei dem Thema finanzieller Bildung, auch und gerade vonseiten der Politik. Dazu braucht es aber:

  • Investitionen in die Schulung von Lehrern in finanziellen Fragen, um sicherzustellen, dass sie die Fähigkeiten und Ressourcen haben, um ihren Schülern eine umfassende finanzielle Bildung zu vermitteln.
  • Erweiterung des Lehrplans, um finanzielle Bildung als fester Bestandteil der allgemeinen Bildung zu etablieren
  • Partnerschaft von Schulen mit Banken, Versicherungen und Finanzinstituten, um Schülern einen frühen Zugang zu finanziellen Dienstleistungen und Produkten zu gewährleisten
  • Förderung der Finanzbildung durch innovative Technologien und digitale Lernmethoden.

Finanzielle Bildung bereits in der Grundschule zu etablieren ist meiner Meinung nach wichtig, weil es die Grundlage für eine erfolgreiche finanzielle Zukunft bildet. Kinder, die frühzeitig über Finanzen lernen, sind eher in der Lage, gute finanzielle Entscheidungen zu treffen und eine solide finanzielle Grundlage für ihre Zukunft aufzubauen.

Wo investiert wird, hängt meiner Meinung von den Vorlieben der Generation ab, also welche Produkte werden in deren Konsumverhalten eingebettet und können als Investment dienen? Zudem sind für mich folgende Parameter ebenfalls sehr interessant:

  • Die Generation unserer Kinder ist in ein digitales Zeitalter geboren. Ihr Umgang mit allem Digitalen ist völlig nativ.
  • Generation Alpha wird nicht nur die Größte, sondern auch die mit der größten Kaufkraft
  • Aufklärung über Social Media wie TikTok – heißt u.U. auch Vertrauen in Menschen zu haben, die keinen finanziellen Background haben
  • Wie wird die Generation Z oder Alpha von Finanzdienstleistern angesprochen? Stichwort: generationsgerechte Ansprache?
  • Diese Generation hat einen anderen Fokus und ein anderes Verständnis, was sparen bedeutet.
  • Thema: nachhaltige Investments: Während das Thema Nachhaltigkeit für Millennials und die Gen Z wichtig ist, wird die Gen Alpha besonders stark von Nachhaltigkeit beeinflusst werden, da sie vollständig unter der Bedrohung der sich abzeichnenden Klimakrise aufwachsen wird.
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