Alles schon da, alles schon gesehen? Stimmt nicht. Was soll da noch kommen? Eine Menge! Dass Deutschland nach wie vor ein Ort der Gründerinnen und Gründer ist, denen auch in der Finanz-, Payment- und Banking-Branche noch immer wieder etwas Neues einfällt, beweisen wir ab sofort in unseren losen Folgen zu neuen Unternehmen der Finanzbranche.
Finloop
Thomas Schneider ist in der Immobilien-Branche kein Unbekannter. Er war Chief Investment Officer bei der Crowdinvestment-Plattform Brickvest, die er im Jahr 2014 gegründet hatte. Im letzten Jahr musste die Investmentplattform für Immobilien jedoch Insolvenz anmelden. Den Chefsessel räumte Schneider bereits 2019, wenige Monate später übernahm die Londoner Investmentplattform Patrizia das Unternehmen.
Für Schneider kein Grund, sich entmutigen zu lassen. Nun hat er gemeinsam mit Nicole Lux und Jordi Torra in Zug (Schweiz) Finloop an den Start gebracht. Schuster, bleib bei deinen Leisten, hat sich wohl auch Schneider gedacht. Mit Finloop positioniert er sich als eine Kreditmanagement-Plattform für die Immobilienbranche. Finloop bietet eine paneuropäische Transaktionsplattform mit einem Netzwerk von mehr als 5000 Immobilienentwicklern, Investoren und Kreditgebern.
Die SaaS Technologie Plattform will Finanzierer, Investoren, Projektentwickler und Berater zusammenbringen. Aus dem Unternehmen heißt es, man habe in Q4 2020 erfolgreich die Beta-Phase mit wichtigen Investmentmanagern und Kreditgebern mit einem Transaktionsvolumen von über 200 Millionen Euro durchlaufen.
Remagine
Zunächst still und heimlich und dann dank eines 20 Millionen Euro Fundings unter anderem von Google-Payment-Chef Jonathan Weiner und der Ex-Venmo-Manager Michael Vaughan mit einem „Boom“ auf dem Markt, mischt nun auch das Business-Banking-Fintech Remagine in der Szene mit. Gegründet wurde Remagine von Julia Profeta Johansson und Sebastian Dienst. Mit ihrem Fintech wollen sie in Berlin eine Finanzierungsplattform für Unternehmen aufbauen.
Die Finanzierungsspanne reicht von 25.000 bis einer Million Euro. „We are here to reshape banking through founder-friendly and tech-driven financial solutions”, heißt es auf der Website. Bankkonten, eigene Teambankkarten und Analysetools: Das alles klingt nach Penta, Fyrst oder Holvi, dennoch versprechen die Gründer einen anderen Weg gehen zu wollen. Geld werden sie vermutlich durch ein sogenanntes umsatz-basiertes Funding, welches das Startup zusammen mit der Raisin Bank anbietet. Bereits vor dem Live-Gang hat Remagine eigenen Angaben nach 20 Startup unter die Arme greifen können.
Helu
Auf Hawaiianisch heißt Helu „Nummer“ und so verspricht das Wiener Unternehmen auf der Startseite bildhaft nicht weniger als: „Der Zugang zu Deinen Zahlen in Helu fühlt sich an wie Wellenreiten auf Hawaii.“ Na, in Zeiten von Corona klingt das doch verlockend. Das Fintech, gegründet von Franz Salzmann, Filip Jakubowski-Drzewieck, will Nutzern einen „einfachen Zugang“ zu ihren Finanzdaten ermöglichen, indem es beim Ad-hoc Suchen rund um Kosten oder Umsätzen hilft. Helu verbindet hierfür seine Nutzer mit der Buchhaltungssoftware (z.B. Datev) und transformiert die Finanzdaten übersichtlich auf die Geräte.
Bavest
Manchmal sind jüngere Brüder nicht nur dafür da, sich wahlweise entweder im Schwitzkasten zu haben oder gemeinsam lustige Spiele auszuhecken, sondern zuweilen auch dafür, gemeinsam ein Unternehmen an den Start zu bringen. Bei den Geschwistern Ramtin und seinem jüngerer Bruder Pedram Babaei, die beide am Karlsruher Institut für Technologie studierten, ist es jedenfalls so. Mit Bavest wollen beide mithilfe Künstliche Intelligenz (KI) den Börsenmarkt für Privatanleger neu gestalten und ihnen helfen soll, Investmententscheidung vollautomatisch zu treffen. Ausgewählte Aktien werden automatisiert analysiert und mit mathematischen Modellen und Fundamentaldaten werden Reports erstellt.
Famovis
Zunächst unter dem Radar gelaufen, will das im September 2020 gestartete Fintech Famovis aus Freiburg nun in 2021 durchstarten. Das Portal wurde gegründet, um wohlhabenden Kunden einen einfach Zugang zu Vermögensverwaltern des Marktes zu eröffnen. Mit Hilfe von Informationen über Rendite und Kosten der individuellen Vermögensverwaltung der jeweiligen Privatbanken, soll den Anlegern die Auswahl einer geeigneten Vermögensverwaltung erleichtert werden.
Bislang sind vier Privatbanken auf der Plattform vertreten. Gegründet wurde Famovis von Dirk Farkas-Richling, Maximilian Heinrich, Sven Jansen und Robert Nürnberg. „Nicht jede der fast 1800 Banken in Deutschland bietet eine individuelle Vermögensverwaltung an. Und falls doch, dann häufig erst ab einer Mindestanlagesumme von ein bis zwei Mio. Euro“, sagt Dirk Farkas-Richling.
Ganz arm sollte man auch bei Famovis nicht sein: Es ermöglicht den Zugang ab 100.000 Euro, wodurch die Zielgruppe klar definiert ist. In den kommenden Monaten soll der Ausbau der Plattform um weitere Banken erfolgen und das „nicht nur im Bereich der individuellen Vermögensverwaltung, sondern auch bezüglich weiterer Services für Private Banking Kunden“, so Farkas-Richling weiter.