Im vergangenen Jahr ist die weltweite Fintech-Finanzierung erneut gesunken. Wir haben gesammelt, welche deutschen Fintech 2024 trotzdem Investoren von sich überzeugen konnten – und welche vom Markt verschwanden.
Das Jahr 2024 war wieder kein einfaches für Fintech: Das wurde schon bei der letzten Ausgabe der Infografik für das erste Halbjahr klar. Nun haben wir auch die restlichen Finanzierungen, Exits und Insolvenzen für 2024 ergänzt. Das Bild hat sich nicht geändert. Im Gegenteil: Die weltweite Fintech-Finanzierung sank laut einer Studie von CB Insights auf 33,7 Milliarden Euro und damit auf den niedrigsten Wert der letzten sieben Jahre. Dafür ist das Volumen der Finanzierungsrunden im Mittel auf 4 Millionen US-Dollar gestiegen.
Im ersten Halbjahr 2024 waren laut KPMG vor allem hohe Zinsen und geopolitische Unsicherheit Grund für den Einbruch der Finanzierungen. Dennoch konnten wir im vergangenen Jahr insgesamt 42 Finanzierungsrunden beobachten, davon 29 im ersten Halbjahr und 13 im zweiten Halbjahr. Am meisten Finanzierungsrunden gab es im April: Dort erhielten neun Fintech Geld von Investoren. Für September konnten wir keinen einzigen Deal identifizieren.
Die Infografik steht euch auch hochauflösend als Download zur Verfügung.
Das größte Funding erhielt SumUp im Mai 2024. Insgesamt 1,5 Milliarden Euro sammelte der Anbieter von Kassensystemen von namhaften Investoren ein, darunter Goldman Sachs, die Deutsche Bank und Blackrock. Das Geld diente der Refinanzierung von bestehenden Schulden und dem globalen Wachstum.
Auch Iwoca, Solaris und Pliant erhielten hohe Summen. Bei Iwoca waren es 175 Millionen Euro von der Citibank und von Insight Investments, um Kredite für deutsche kleine und mittelständische Unternehmen zu finanzieren. Solaris bekam im März 96 Millionen Euro und zusätzlich eine Finanzgarantie über 100 Millionen Euro. Die Mittel sollten das Kreditkartenprogramm des ADAC absichern. Die Kreditkartenplattform Pliant bekam sogar zwei Mal Geld: Im Januar 33 Millionen Euro und einen Kredit in Höhe von 100 Millionen Euro, im April kamen weitere 18 Millionen Euro hinzu.
Insgesamt haben die hier aufgelisteten Fintech 2024 rund 2,82 Milliarden Euro eingesammelt. Der Mittelwert liegt bei 13,95 Millionen Euro. Nicht in diese Summe eingerechnet sind drei Fintechs, deren Fundingsumme unbekannt ist. Leichte Abweichungen ergeben sich außerdem durch die Umrechnung von Dollar in Euro.
Am meisten Geld steckten Investoren in Payment-Start-ups: Neun Fintech in diesem Bereich bekamen über 1,7 Milliarden Euro, wobei die Sumup-Megarunde auch hier den größten Teil ausmacht. Das zweitgrößte Fundingvolumen gab es im Bereich API-Banking, wo Pliant und Solaris in drei Finanzierungsrunden insgesamt 347 Millionen Euro erhielten. Die zweitmeisten Deals gab es für Anbieter von Trading, Investing und Krypto, wo sechs Fintech insgesamt 32,6 Millionen Euro erhielten. Im Kreditbereich gab es fünf Finanzierungsrunden mit einem Gesamtvolumen von 219,6 Millionen Euro.
Insgesamt konnten wir sieben Exits identifizieren. Vor allem der Verkauf von Creditshelf an den Schweizer Konkurrenten Teylor im April erregte Aufmerksamkeit. Nach eigenen Aussagen hat die Übernahme Teylor zum Marktführer für Kredite für kleine und mittlere Unternehmen gemacht. Der Verkauf rettete Creditshelf, das sich im Februar nach Refinanzierungsschwierigkeiten in ein Schutzschirmverfahren begeben hatte. Auch der Zahlungsdienstleister Jitpay war insolvent, als die Volksbank Brawo 100 Prozent der Anteile übernahm. Pile Capital hingegen wurde schon zwei Jahre nach seiner Gründung an Vivid verkauft.
Zwei Fintechs wurden von ihren Gründern zurückgekauft. Im Juli kauften René Maudrich und Benjamin Kirschner alle Anteile des von ihnen gegründeten Accounting-Start-ups Fastbill zurück. Sie hatten das Fintech 2021 an das kanadische Unternehmen Freshbooks verkauft. Die Gründer von Ride Capital kauften ihr Start-up ebenfalls zurück.
Außerdem haben wir vergangenes Jahr acht Insolvenzen beobachtet. Die erste Jahreshälfte sah die Insolvenzen von ExpressSteuer, Dock Financial und Mobyfin, der umbenannten Fintech-Tochter von Auto 1. Im Juli rutsche Clink in die Insolvenz. Brygge, die Open-Banking für alte Menschen anboten, versuchten sich zunächst in die Gemeinnützigkeit zu retten. Als ihr Antrag abgelehnt wurde, verschwand Brygge vom Markt. Oneclimate musste sich im September verabschieden, weil Viessmann die Finanzierung einstellte. Ebenfalls im September ging Enfore bankrott. Seitdem wird gegen den Gründer Marco Börries wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung ermittelt.
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