Unternehmer, denkt um! Mehr Sinn statt nur Gewinn

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Konsumenten und Verbraucher erwarten von Unternehmen zunehmend, sich der Verantwortung für Mensch und Umwelt zu stellen. Doch unser Wirtschaftssystem sieht das (noch) nicht vor. Aber ein Wandel setzt ein und mit der richtigen Rechtsform ist das auch möglich. Was hat Sinn und Gewinn mit unserer Branche zu tun?

Wer nicht von Anfang an mit der Exit-Strategie liebäugelt, kann sich höchstwahrscheinlich mit den gängigen Rechtsformen wenig anfangen. Entweder stehen Gewinninteresse im Vordergrund, oder die Steuerung liegt in den Händen ständig wechselnder Personen.

Unternehmer haben keinen Zugriff auf Gewinne

Der Ökonom Armin Steuernagel entwickelte daher  die „Gesellschaft in Verantwortungseigentum“. Der 29-Jährige baute mit drei Mitgründern die Organisation Purpose auf, zu der die Purpose Stiftung und zwei Beteiligungsgesellschaften, Purpose Ventures und Purpose Evergreen Capital, gehören.

Die neue Rechtsform ist dadurch gekennzeichnet, dass die Eigentümer zwar die Leitungsmacht über ihr Unternehmen haben, jedoch keinen Zugriff auf den Unternehmensgewinn und das in der Gesellschaft gebundene Vermögen. Vor allem jungen Unternehmen, die sich keine eigene Stiftung leisten können, bietet sie diese Möglichkeit.

Idee ist nicht ganz neu

So ganz neu ist die Idee nicht, aber sie gewinnt an Schwung. In Deutschland gibt es bereits über 200 Unternehmen in Verantwortungseigentum, die weit über eine Millionen Menschen beschäftigen. Der Umsatz belief sich im Jahr 2019 auf 270 Milliarden Euro. Auch Großkonzerne wie Bosch, Zeiss oder Alnatura oder Startups machen mit. Bekanntesteste Beispiele sind die Firma„Einhorn“ aus Berlin, ein Hersteller für nachhaltige Kondome und Ecosia, die Suchmaschine, die mit Hilfe der Werbeeinnahmen Bäume pflanzt. Sie alle bekennen sich statt schnellem Exit zur Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft bekennen

Mit dieser Rechtsform verpflichten sich in ihrer Satzung zu zwei Prinzipien:

  1. Das Sinnprinzip: Gewinne sind Mittel zum Zweck 
  2. Das Selbstbestimmungsprinzip: Unternehmerschaft gleich Eigentümerschaft 

Das Sinnprinzip sorgt dafür, dass alle vom Unternehmen erwirtschafteten Gewinne reinvestiert werden und Mitarbeitende am Erfolg partizipieren. Das Selbstbestimmungsprinzip stellt sicher, dass Entscheidungen von den Menschen getroffen werden, die mit dem Unternehmen innerlich verbunden sind. Startups, die von Beginn auf einen lukrativen Exit hinarbeiten, profitieren nicht von der Rechtsform. Ein Prozent des Unternehmens hält die Purpose-Stiftung, um Satzungsänderungen auszuschließen. Sie stellt also sicher, dass das Unternehmen langfristig sinnorientiert handeln.  

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Was hat mit unserer Branche zu tun?

Gedankenspiel! Wie wäre es, wenn auch die Finanzindustrie soziale oder ökologische Herausforderungen unternehmerisch anginge  und somit einen positiven Beitrag zur Gestaltung der Zukunft leisten?

Wäre es nicht eine Chance, eine neue Unternehmenskultur auch in der Payment und Banking-Branche zu etablieren und entstehen zu lassen? Es sollte nicht nur bei der Idee bleiben, dass die Unternehmen gesellschaftliche Ziele verfolgen. Traumtänzerei? Mitnichten! Rund 60 Prozent des dänischen Aktienindexes werden von Unternehmen in Verantwortungseigentum erwirtschaftet. Die Skandinavier mal wieder.

Erste Beispiele aus der Branche gibt es schon

Aber Stopp! Beispiele hierfür gibt es auch hierzulande bereits. In Dresden 2020 als Payment-Plattform gegründet, ist Payactive eines der ersten Startups, die als Gesellschaft in Verantwortungseigentum gestartet sind. Das Ziel: Social Cashback. Kunden des Dienstleisters können ihre Gebühren spenden, die Projekte können sie sich nach Kuaration durch payactive selbst aussuchen. Es sind vor allem Projekte,  die die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen zu erreichen.

Sicher ist, dass nicht die neue Rechtsform für jedes Unternehmen geeignet ist. Sie ist aber eine Ergänzung der aktuell existierenden Rechtsformen. Sie ist der erste Schritt, dass der Unternehmenszweck langfristig erfüllt wird.

Nachhaltige und/oder soziale Startups bzw. Unternehmen wollen vor allem ihre Wirkung in der Gesellschaft skalieren. Für Investoren, für die der kurz- oder mittelfristige Gewinn im Vordergrund steht oder für rein renditeorientierte Investoren, ist die Gesellschaft in Verantwortungseigentum weniger interessant.

Warum das so ist? Das besprechen wir an dieser Stelle zu einem anderen Zeitpunkt.


Autor

  • Franziska Schmid will den gesellschaftlichen Wandel hin zu einer nachhaltigen Zukunft aktiv mitgestalten. Als Customer Experience Managerin bei CodingPassion beschäftigt sie sich intensiv mit den Bedürfnissen der Millenials, um einschlägige digitale Produkte zu entwickeln. Nachhaltiges, soziales und ökologisches Verhalten und Handeln vertritt sie aus Überzeugung beruflich wie auch privat. Mit ihrem Background im Corporate Banking bei der Sparkasse, der LfA und der Deutschen Bundesbank sowie Ihrem berufsbegleitenden Studium in Wirtschaftspsychologie mit Ergänzung internationaler Austauschprogramme versteht sie das Zusammenspiel aus Kundenbedürfnis, Finanzen und Nachhaltigkeit.

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