Während so manches deutsche Fintech – und so auch so manche Bank mit der Bafin kämpfen musste, konnte Trade Republic einen Millionengewinn einfahren. Lassen wir doch mal die Korken knallen.
An dieser Stelle beleuchten wir einmal im Monat die hoch Geflogenen und tief Gefallenen, die Auf- und die Absteiger, die Gewinner und Verlierer, kurz: Wer war Top? Wer war Flop? Diesmal der Blick auf den Oktober 2024.
TOP: Und plötzlich steht da ein Millionengewinn
Während so mancher Fintech-Verantwortliche das Jahr 2023 wohl am liebsten vergessen würde, dürften sie bei Trade Republic aus dem Grinsen gar nicht mehr herauskommen. Dem Neobroker ist nämlich gelungen, wovon andere deutsche Fintechs gerade nur träumen können. Trade Republic fuhr 2023 einen Millionengewinn ein. Und was die ganze Sache noch sympathischer macht: Damit lautstark geprahlt hat bei dem Berliner Neobroker keiner.
Dabei können sich die Zahlen durchaus sehen lassen: 14 Millionen Euro stehen als Jahresüberschuss für 2023 fest. Im Vorjahr machte Trade Republic noch einen Verlust von 145 Millionen Euro. Die guten Nachrichten gehen sogar noch weiter: Mit seinem zeitweise hohen Tagesgeld-Versprechen konnte Trade Republic viele neue Kunden gewinnen. Zudem will das Fintech in wenigen Monaten mehr als eine Million Nutzer:innen für seine neue Karte gewinnen können.
Die vergangenen Jahre waren für Fintechs nicht leicht. Investoren achteten stärker auf harte Kennzahlen. Das machte es für so manchen schwer, eine Finanzierung zu guten Bedingungen zu bekommen. Und noch schwerer wurde es für all diejenigen, die ihr Start-up von Wachstum auf „Gewinn erwirtschaften” umdrehen mussten. Bei Trade Republic darf man gerade also durchaus mal die Korken knallen lassen. Jetzt aber bitte nicht zu lange auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen, sonst nörgelt bald wieder ein Payment & Banking-Kollege.
Flop: Gebrauchte Tage für die Aufseher
Es gehört natürlich ein Stückweit zur Natur der Sache, dass Banken, Fintechs und Co. nicht immer über die Finanzaufsicht glücklich sein können. Vermutlich wäre die Bafin sogar eine schlechte Aufsichtsbehörde, wenn sich keiner aus dem Finanzsektor über sie aufregen würde. Aber dann sollten die Aufseher doch wenigstens richtig liegen. Unter anderem angesichts eines verlorenen Rechtsstreits muss man festhalten: Der Oktober war nicht der Monat der Bafin.
Man muss da ein bisschen ausholen. 2021 wollte die Bafin Banken und Sparkassen dazu zwingen, Inhaberinnen und Inhaber lang laufender Prämiensparverträge über unwirksame Zinsklauseln zu informieren. Falls die Geldhäuser tatsächlich falsche Zinsklauseln verwendet hatten, sollten sie die Vertragslücke schließen und Verbrauchern Nachzahlungen zusagen, berichtete damals das Handelsblatt.
Das klingt erstmal nach einem hehren Ansatz. Die Geldhäuser aber liefen damals Sturm gegen diese Allgemeinverfügung der Bafin. Nun bekamen sie vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt recht, wie das Handelsblatt berichtet. Das Gericht sah nämlich keinen erheblichen, dauerhaften oder wiederholten Verstoß gegen das Verbraucherschutzgesetz und kassierte die Allgemeinverfügung der Bafin wieder. Zusammengefasst: Die Bafin hat einen Machtkampf gegen die Bankenlobby verloren – wenn sie nicht noch Rechtsmittel gegen das Urteil aus Frankfurt einlegen möchte.
Rumschlagen dürfen sich die Aufseher dann aber noch mit Kritik aus der Fintech-Branche. So mancher sieht die Gangart der Bafin offenbar als zu hart an. Ob Sonderprüfer (zum Beispiel bei Solaris), Neukundendeckel (N26) oder allgemein ein paar Geldstrafen: Die Bafin schaute zuletzt oft ganz genau hin und sanktionierte eifrig. Besonders die Sonderprüfer sollen in ihren Berichten zu hart sein und immer wieder Kleinigkeiten finden, um ihre Aufträge in die Länge zu ziehen – zulasten der betroffenen Fintechs. Das kann natürlich nur das Gejammer der Branche sein, die es nicht einsieht, so reguliert zu werden wie echte (erfolgreiche) Banken. In jedem Fall ist es aber eine weitere Baustelle, mit der sich die Bafin nun herumschlagen kann.