Ein Fintech kann den wichtigsten Deal seiner Geschichte abschließen und eine ostdeutsche Volksbank produziert mehr Skandale als ein aus dem Entzug ausgebüchster Hollywoodstar. Ein Blick auf die Hoch- und Tiefpunkte des Monats März.
An dieser Stelle beleuchten wir einmal im Monat die hoch geflogenen und tief gefallenen, die Auf- und die Absteiger, die Gewinner und Verlieren, kurz: Wer war Top? Wer war Flop? Diesmal der Blick auf den März 2024.
TOP: Solaris’ Befreiungsschlag
Viel schlechter hätte der März für das Fintech Solaris gar nicht beginnen können. Die Bafin erklärte Anfang des Monats, dass sie gerne Geld von den Berliner hätte, 6,5 Millionen Euro, um genau zu sein. Denn Solaris hatte es in der Vergangenheit versäumt, rechtzeitig Geldwäscheverdachtsmeldungen abzugeben.
Nach diesem denkbar schlechten Start hat sich der Monat aber doch noch zum Besseren gewendet. 96 Millionen Euro bekam der Banken-as-a-Service-Anbieter (BaaS) vor wenigen Tagen von Bestandsinvestoren, vor allem dem japanischen Finanzdienstleister SBI Group. Das Geld soll keinesfalls nur die Portokasse füllen für den Fall, dass die Bafin mal wieder unpünktlichen Bankern auf die Finger hauen will. Mit dem eingesammelten Kapital will Solaris nun endlich die Betreuung der 1,2 Millionen Kreditkarten des Geschäftspartners ADAC auf die Straße bringen. Den entsprechenden Deal hatte Solaris eigentlich schon 2022 eingetütet, doch zuletzt hatte sich das Geschäft als Hängepartie erwiesen. Der Mühlstein ist nun aber weg, der Großkunde bald an Bord – und SBI sichert zusätzlich noch die Risiken des ADAC-Kreditkartenportfolios ab. CEO Carsten Höltkemeyer und sein Team dürfen sich also durchaus auf die Schultern klopfen. Auch die eigentlich schon für 2023 angekündigten schwarzen Zahlen scheinen nach diesem Befreiungsschlag nicht mehr vollends unmöglich.
FLOP: Die selbsterklärten Rebellen aus Südthüringen
Die Probleme von Solaris wirken auch deshalb fast schon vernachlässigbar, weil eine andere Bank beim Thema Compliance-Schwierigkeiten und fragwürdigen Geschäften aktuell sowas von den Vogel abschießt. Die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden steht seit Monaten im Kreuzfeuer, weil der Ex-Chef des Geldhauses weit über den eigentlichen Zuständigkeitsbereich seiner Thüringer Regionalbank das ganz große Rad drehte. Millionenimmobilien in ganz Deutschland stünden im Bank-Portfolio, darunter unter anderem auch Objekte auf der Oberhausener Rotlichtmeile, die zuvor einem ehemaligen Rocker gehörte. Ebenfalls mit der VR-Bank verknüpft ist der frühere Fußballnationalspieler Stefan Effenberg, der zeitweise dort arbeitete, mittlerweile aber mit der Bank vor Gericht streitet.
Fußballstars und Rotlichtgrößen, das klingt anrüchig, aber ist es auch wirklich ein Problem? Wenn man dem Sonderbeauftragten der Bafin glauben kann, dann schon. Der sieht nicht nur fragwürdige Geschäftspartner, sondern auch „Scheingewinne und Bilanzkosmetik“, wie das Handelsblatt zu berichten wusste. Was der ganzen Story die Krone aufsetzt: Mehrere lokale Politiker und Unternehmer schlagen sich mittlerweile auf die Seite des früheren Vorstandschefs Stefan Siebert, sehen ihn als Opfer einer eifernden Finanzinquisition, bestehend aus Bafin und VR-Bundesverband, die einen unbequemen Rebellen absägen wollen.
Da soll nochmal einer sagen, die Volksbanken sind langweilig. Die wahren Spießer sitzen in den Chefbüros der Neobanken und zahlen mit ADAC-Kreditkarte. Echte Finanzrebellen deichseln Deals mit ehemaligen Champions-League-Siegern. Wolf of Wall Street? Wolf of Bad Salzungen.
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