Das Start-up aus Hamburg kann den Verlust stark reduzieren und viele neue Kunden gewinnen. Profitabilität ist aber noch nicht in Sicht. 

Lohnt sich die Öko-Nische für das Fintech Tomorrow? Am Mittwoch hat das Start-up seine Geschäftszahlen für das Jahr 2023 veröffentlicht – und kann damit durchaus überraschen, wie ein Blick auf die Zahlen verrät. Die Basics vorneweg: Das Öko-Fintech setzt auf nachhaltiges Banking und will damit die umweltbewusste jüngere Generation ansprechen. Im Angebot hat Tomorrow drei verschiedene Kontomodelle, ein Investmentportfolio und wirbt unter anderem damit, dass rund 40 Prozent aller Kundengelder nachhaltig investiert sind.

Nun zu den Zahlen. Mit seinem gesamten Produktportfolio konnte Tomorrow im Jahr 2023 insgesamt 12 Millionen Euro umsetzen und damit mehr als doppelt so viel wie noch 2022. Damals lag der Umsatz bei rund fünf Millionen Euro. Das Geld kommt unter anderem aus den Gebühren für die Premiumkonten, Karten, Kundeneinlagen, aber auch Aktienfonds und sogenannten Partnerprogrammen. Besonders auffällig: Die Zahl der aktiven Kunden bei Tomorrow ist zuletzt stark gestiegen. Nach gerade einmal 50.000 Kunden im Jahr 2022 konnte das Fintech für 2023 schon 90.000 aktive Kundinnen und Kunden vermelden. Auch das Transaktionsvolumen stieg an, von 813 Millionen Euro auf nun 1,07 Milliarden Euro je Quartal.

Der größte Kostenfaktor bei Tomorrow sind mit 41 Prozent die Banking-Kosten, dahinter folgen Ausgaben für Personal (35 Prozent) und dann lange nichts. Sonstige Kosten machten 18 Prozent aus und immerhin sechs Prozent flossen ins Marketing. Wie hoch die Beträge genau sind, steht nicht im Bericht, sie übersteigen die Einnahmen aber weiterhin deutlich. Nach einem Verlust von 16 Millionen Euro im Jahr 2022 sind es für 2023 immer noch Minus sechs Millionen Euro, die Tomorrow verbrannt hat. Dass das Start-up deutlich weniger Verlust gemacht hat, dürfte insbesondere an der gestiegenen Zahl der Konten liegen, die bei Tomorrow kostenpflichtig sind. 

Geschäftsbericht Tomorrow 2023: Umsatz steigt, Verlust sinkt 

Zum schnellen Vergleich: N26 machte als wichtigste deutsche Neobank zuletzt mehr als 300 Millionen Euro Umsatz, aber ebenfalls keinen Gewinn. So stand 2022 ein Fehlbetrag von 213 Millionen unter dem Strich, 2023 erwartet die Bank einen reduzierten Fehlbetrag von mehr als 100 Millionen Euro. Somit bewegt sich Tomorrow augenscheinlich in einer ganz anderen Liga in Bezug auf die absolute Größe des Unternehmens, folgt aber einem ähnlichen Trend hin zu weniger Verlusten und könnte in den kommenden Jahren durchaus profitabel werden – wenn auch auf deutlich kleinerem Niveau als es beispielsweise eine N26 könnte. Bei der Öko-Nische ist das aber nicht verwunderlich. 

Um langfristig profitabel zu werden, wird Tomorrow aber zum einen die Kosten reduzieren und zum anderen sein Produktportfolio um lukrative Einnahmequellen erweitern müssen. Letzteres hat das Start-up seit dem letzten Crowdfunding im November 2022 bereits getan. Den Angaben im Geschäftsbericht zufolge hat Tomorrow unter anderem einen Dispokredit und eine neue Monatsübersicht auf dem Homescreen eingeführt. Seit März 2024 gelten zudem neue Preise für die Konten. Auch das dürfte langfristig bei der Profitabilität helfen.

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