In einer der letzten Ausgaben des Handelsblattes ging es um den Erfolg der Direktbanken im Vergleich zu den Filialbanken und dass Erstere mehr und mehr auch zur sogenannten Hausbank oder Erstbank werden.

https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/finanzinstitute-deutsche-onlinebanken-wachsen-rasant-2020-soll-der-durchbruch-gelingen/25294504.html

Dieser zunehmende Trend, dass Direktbanken zur Hausbank werden, hat in Summe recht lange gebraucht, wenn man sich überlegt, dass die Marktführer DKB, ING oder comdirect inzwischen schon älter als 20 Jahre sind.

Diese Grafik zeigt anschaulich die Entwicklung der Direktbankkunden in Deutschland – eine wunderbar lineare Entwicklung. Man kann also auch als “dummer Vorstand” das 1:1 extrapolieren: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/186890/umfrage/anzahl-der-direktbank-kunden-in-deutschland-bis-2015/

Noch schneller und sicherlich gegenseitig befruchtend, scheint der Trend bei den sogenannten Challenger-Banken und dabei will ich nur den deutschen Markt mit den Playern N26, Tomorrow und Penta betrachten.

Die Zahlen von N26

Schauen wir auf die im Markt bekannten Zahlen. So beeindruckt vor allem N26 mit einem nach eigenen Angaben monatlichen Wachstum von mehr als 250.000 Kunden. In Summe sind so inzwischen fast 5 Millionen Kunden zusammengekommen. Damit hat N26 (alle Länder zusammengenommen) inzwischen mehr Kunden als beispielsweise die comdirect (mit 2,6 Millionen) oder die DKB (mit 4.2 Millionen Kunden in Deutschland). Damit hinkt der Vergleich ein bisschen und dennoch sei er erlaubt.

Im Finanz-Szene Newsletter wurden die N26-Zahlen in den letzten Wochen schon einmal kritisch unter die Lupe genommen und die These eines abschwächenden Wachstums aufgestellt, worüber ich an dieser Stelle nicht spekulieren möchte.

Wenn wir in ein anderes Segment, die Firmenkunden, schauen, dann ist das Wachstum des Berliner Banking-Startups Penta aus meiner Sicht beeindruckend. Das noch junge Team hat (im nicht zu vergleichenden Markt) inzwischen mehr als 12.000 Unternehmens-Kunden von sich überzeugen können.

Anders als bei N26 kann und muss man davon ausgehen, dass die Kunden bei Penta keine “Testkunden” sind, sondern Penta für ihr Business nutzen. Schaut man auf die Anzahl an Unternehmen (> 3 Millionen) in Deutschland, dann hat Penta aber weiter ein großes Potential für weiteres Wachstum, zumal man auch weitere europäische Länder auf der Roadmap hat.

Schauen wir zuletzt noch auf den neuesten Player: Tomorrow. Das Team aus Hamburg, das sich selbst als das uneheliche Kind von GLS Bank und N26 bezeichnet, hat in den letzten sechs Monaten rund 16.000 Menschen für seinen nachhaltigen Ansatz eines Kontos überzeugen können. Ein Klacks im Vergleich zum Primus N26, aber auch hier eine Zahl die mich positiv überraschte. Was ist der Grund für das Wachstum dieser neuen Anbieter?

„Was ist der Grund für das Wachstum dieser neuen Anbieter?“

Das Wichtigste ist sicherlich das überzeugende Produkt mit meist sehr wenigen Wow-Effekten gepaart mit dem bei allen stark vorhandenen Kundenfokus.

Zusätzlich kommt aus meiner Sicht etwas dazu, was ich den Trend nenne und welches aus meiner Sicht den Wachstum stark befördert:

  • Wachstumszahlen die in der Öffentlichkeit Vertrauen schaffen
  • Empfehlungen von zufriedenen Kunden die oft zu Fan-Boys mutieren
  • Sichtbarkeit in der “neuen” Öffentlichkeit dem Sozial-Netzwerk
  • viele positive Nachrichten durch neue Wachstumszahlen, neue Features, neue Mitarbeiter, neue Investments etc.
  • Kurz: Es entsteht ein sehr positives Image, welches Kunden gern auf sich abfärben lassen wollen

Und was ist der Grund für die Ignoranz der Filialbanker?

Versuchen wir es an Beispielen fest zu machen:

Martin Zielke (CEO Commerzbank) sagte noch im Jahr 2016: „Es gibt keinen Grund an der Filialstrategie mit weiteren Filialen zu rütteln. Auch Apple und Amazon eröffnen Filialen“:https://twitter.com/_yo_osman/status/770899183192735744?s=20. Dem Gegenüber stehen Fakten, statt des Glaubens an das Gestrige: Seit 2016 haben sich gut 3 Millionen weitere Kunden (lineare Entwicklung) für Direktbanken und gegen Filialbanken entschieden.

The Trend is your Friend

Zweites Beispiel, ein anderer Vorstand der selben Bank in der letzten Woche auf einer Konferenz:

Trotz der bekannten Wachstumszahlen von N26 (von 50.000 Kunden pro Monat Anfang 2018 auf 250.000 Kunden pro Monat aktuell) ist Herr Hessenmüller (COO Commerzbank) der Meinung, dass Banking in der Zukunft aus der Hosentasche heraus möglich sein muss. Die Commerzbank-Gruppe wächst bereits heute bei Kunden (+100.000 mehr Privatkunden im 3. Quartal 2019 vs 250.000 bei N26 pro Monat!) deutlich schwächer als N26 mit ihrem Mobile-Only-Bankprodukt, aber sie sieht die Notwendigkeit für ein solches erst in der Zukunft. Diese Strategie wirkt zumindest auf den ersten Blick für Laien wie mich eher unverständlich.
https://twitter.com/commerzbank/status/1202511214250778627?s=21

Im Moment sehe ich keine ernsthaften Anzeichen für einen Trendwechsel zu Gunsten der Etablierten, sondern vielmehr eine Beschleunigung des Wandels. Verstärkt wird dieser in den kommenden Monaten sicher noch durch den verstärkten Einstieg großer Player wie CHECK24, PayPal, Google, Apple und Facebook in das Banking-Game.

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