Lange haben wir in Deutschland auf reine Online Personal Finance Management Lösungen nach dem US-Vorbild mint.com warten müssen. Nun sind mit StarMoney Web, finanzblick Web, sowie anfesito die ersten Lösungen da.
Dabei merkt man deutlich, dass diese Angebote noch in den Kinderschuhen stecken, bzw. die etablierten Anbieter noch Probleme haben sich von den Bedienkonzepten ihrer bisherigen Angebote zu lösen.
In meinem Artikel „Wird finanzblick mein Evernote für Banking“ habe ich meine Kundenbedürfnisse schon einmal deutlich gemacht.
- überzeugende User-Experience
- kein Datensilo
- multiplattform-Lösung
- offen für Erweiterungen
- Integration von eCommerce Konten
- Ablage von Belegen am Umsatz
- Auto-Kategorisierung
Gemessen an diesen gar nicht so großen Bedürfnissen, bin ich aktuell noch enttäuscht von den ersten Angeboten.
Aber zugleich bin ich sehr froh, dass es die ersten Lösungen gibt und sich Anbieter auf dieses für Deutschland recht neue, bzw. auch in Teilen aus der Vergangenheit verbrannte Terrain (moneyshelf, kontoblick) vorwagen.
Ich sehe gerade aktuell ein großes Potential für diese Tools, da die Verwaltung von Finanzen in wirtschaftlichen Krisenzeiten auch auf uns Normalbürger übergreift und zudem heute weder von Banken noch von Dritten online basierte Multiplattform- und Multibankenlösungen angeboten werden.
Aber was genau ist es also was mich bisher noch nicht überzeugt:
Heute als Start einer kleine Reihe ein Blick auf StarMoney Web.
Was ist mir in der Nutzung des neuen Dienstes aufgefallen:
- Die erste Anmeldung geht schnell und auch die Einrichtung der Konten bei verschiedenen Banken klappt wie vermutet technisch einwandfrei.
Allerdings ist die Handhabung des Produkts aus meiner Sicht doch sehr gewöhnungsbedürftig:
- Die Fokussierung auf Desktop-Rechner und Laptops und damit die fehlende Unterstützung der führenden mobilen Plattformen ist in Zeiten von iPhone und iPad zumindest fragwürdig (http://www.starmoney.de/index.php?id=starmoneyweb-einstellungen0).
- Geheilt werden könnte dies sicher in Teilen über einen gemeinsamen Datenbestand zwischen den verschiedenen Lösungen (Mobile Apps, PC Client, Webdienst) aus dem Haus der Star Finanz. Dieser Multiplattformansatz analog moderner Webdienste wie Wunderlist oder Evernote ist hier allerdings noch nicht sichtbar, aber scheinbar unter dem Namen StarMoney Cloud in der Entwicklung.
- Das ein performancefressendes und User-Experience zerstörendes Java Applet für die Kommunikation mit den Banken genutzt wird, ist wohl auf den Sicherheitsaspekt zurück zu führen.
Das Java eine aussterbende Plattform ist, wird unter anderem bei der versuchten Nutzung mit dem MacBook deutlich. Eine Kommunikation mit der Bank ist erst nach der Aktivierung und einem Neustart des Browsers möglich. Nicht wirklich schlimm, aber für den ungeübten User sicher eine Hürde und ggf. auch eine unüberwindbare.
Das das Applet zudem immer wieder separat zur Dateneingabe durch Mausklick „aktiviert“ werden muss, ist ein jedes mal wieder nervendes Details.
- Dieses störende Details passt allerdings zum weiteren Bedienkonzept von StarMoney Web. Die Oberfläche ist gespickt mit unbekannten Buttons und ungewohnten Bedienelementen. Diese sind auch nach wiederholter Nutzung nicht eingängig und logisch, sondern mich hat die Nutzung irgendwann fast schon genervt.
Vor allem die nicht unterstützen Doppelklicks für Detailinfos und die nicht scrollbaren und zudem zu kleinen Umsatzlisten sind ein Experience Ärgernis und Nutzungshemmnis im Alltag.
- Das die zugehörige Webseite das Produkt nur unzureichend erklärt, ist sicher am schnellsten heilbar. Hier ist es auch für den geübten Leser nicht einfach rauszufinden wo nun die Unterschiede zwischen dem kostenlosen und dem Abo-Angebot sind. Die Auflistung der FAQs (http://www.starmoney.de/index.php?id=starmoneyweb-bedienung) ist zudem ein abschreckendes Beispiel für leserfreundliche Seiten im Web.
- Gewünscht hätte ich mir zudem eine API für weiterführende Dienste oder zumindest eine Exportfunktion für die Umsätze und nicht der Kategorienreports.
Auch wenn es noch Defizite gibt, bin ich dennoch sehr froh das es StarMoney Web, finanzblick und anfesito gibt.
Es wird sicher weitere Nachahmer geben und diese werden die Defizite aufarbeiten und die Lösungen werden in Gänze besser werden. Es erinnert ein wenig an die ersten reinen Mailanbieter im Web. In den nächsten Tagen folgt ein Blick auf die anderen Anbieter.