Rückschau: Das sind die wichtigsten Meldungen aus dem Mai 2022

Buy now pay later (BNPL) – ein Blick hinter die Kulissen

In der Fintech-Welt wird es nie langweilig. Es wird gegründet, investiert und neue Produkte werden auf den Markt gebracht. Da fällt es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Am Ende jedes Monats fassen wir daher noch einmal die wichtigsten Meldungen des zurückliegenden Monats zusammen. In einem kompakten Überblick kommen hier unsere News für den Monat Mai 2022.

Entlassungen bei Klarna, Kontist, Nuri

Klarna wird 700 Beschäftige entlassen, also rund 10 Prozent seiner Belegschaft. Als Grund werden die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten genannt. So stünden Aktienmärkte aktuell stark unter Druck und die Inflation steigt ebenfalls signifikant an. Ähnlich schlechte Nachrichten kommen auch von hiesigen Fintechs. So soll Kontist 50 Personen kündigen, was etwa ein Viertel der Beschäftigten ausmacht. Bei Nuri müssen 20 Prozent der Beschäftigten das Unternehmen verlassen. Auch bei weiteren internationalen Fintechs wie PayPal oder Bolt werden gerade Mitarbeiter entlassen. Steht eine Zeitenwende bevor, nachdem die ganzen Fundingrunden vollzogen sind. Trennt sich jetzt die Spreu vom Weizen oder eine ganz normale Entwicklung?

Banking Circle übernimmt SEPAexpress

Die Banking Circle Group übernimmt das Fintech SEPAexpress, das Account-to-Account-Zahlungen für Händler:innen und Zahlungsdienstleister anbietet. Mit der Übernahme erhält das Fintech Zugang zum Ökosystem von Banking Circle und Kapital, um das weitere Wachstum zu befeuern. SEPAexpress wird weiter eigenständig operieren, finanzielle Details zur Übernahme haben die Firmen nicht mitgeteilt.

Bitcoin bei Volksbanken und Sparkassen

Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eG bietet seit einigen Tagen ihren Kund:innen Bitcoins zum Kauf an. Damit prescht das Institut des Verbundes vor und plant sogar die Einführung eines Bitcoin-Automaten in ihrer Hauptgeschäftsstelle. Die Sparkassen zögern dagegen noch und werden „bis Mitte des Jahres“ eine Entscheidung über Kryptos fällen.

Bunq kauft Tricount

Das niederländische Fintech Bunq wird das belgische Unternehmen Tricount für eine nicht genannte Summe übernehmen. Die Transaktion erfolgt vorbehaltlich der notwendigen behördlichen Genehmigungen. Tricount besitzt nach eigenen Angaben eine Basis von 5,4 Mio. Nutzer:innen und bietet eine App, mit der sich Ausgaben einer Gruppe einfacher verwalten und aufteilen lassen. Auf Basis der reinen Nutzerzahlen sieht sich Bunq damit auf dem Weg zur größten Neo-Bank Europas.

Die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit

harte fakten zum status quo der banking-branche gibt’s nicht „irgendwo da draussen“ , sondern auf der Banking Exchange 2022

Finiata nach Polen verkauft

Nach verschiedenen Medienberichten hat der polnische Geldgeber Manta Ray Ventures nun 100 Prozent am Fintech Finiata erworben. Bisher lag die Beteiligung bei kolportierten 19 Prozent. Das bereits 2016 gegründete Fintech (seinerzeit als „bezahlt.de“) hat einige Pivots hinter sich und bietet inzwischen eine Whitelabel-Lösung für Unternehmenskredite. Auch hier gibt es keine finanziellen Details.

Raisin DS verabschiedet sich von Geschäftskunden

Das FinTech Raisin DS stellt offenbar sein Angebot für Geschäftskunden ein, wie einige Medien unter Berufung auf ein Kundenanschreiben berichten. Demnach bietet Raisin DS sowohl die Vermittlung von Spareinlagen als auch die betriebliche Altersvorsorge (bAV) auf ETF-Basis für Geschäftskunden nicht länger an. Hintergrund ist offenbar eine geänderte Geschäftsstrategie zugunsten von Privatkund:innen.

Yapily übernimmt finAPI

Yapily erwirbt von der Schufa das Fintech finAPI. Ein Kaufpreis wurde von den Beteiligten nicht genannt. Mit der Übernahme sieht sich Yapily als größte Open-Banking-Zahlungsplattform Europas. Wie hoch auch immer die Kosten für die Übernahme gewesen sind (zweistelliger Millionenbetrag?), für Yapily scheint das eine lohnenswerte Transaktion. Verdoppelt sich damit doch auf einen Schlag der Kundenstamm. Und die Schufa wird als wichtiger Kunde erhalten bleiben, wie es in der Pressemitteilung heißt. 

10x Founders investiert in Tilta

Einen vermutlich einstelligen Millionenbetrag steckt das Investorennetzwerk 10x Founders in das Fintech Tilta. Das neue Startup von den ehemaligen Finiata-Geschäftsführern Jan Enno Einfeld, Ingmar Stupp und Christoph Nicola will BNPL für Unternehmen anbieten. Tilta wird dabei selbst als Whitelabel-Anbieter agieren. 

Accountable erweitert Finanzierung auf 10 Mio. Euro

Das Berliner Fintech Accountable, spezialisiert auf eine Steuer-App für Selbstständige, erweitert seine Serie-A-Finanzierung auf insgesamt 10 Mio. Euro. Es beteiligen sich der Münchner Investor 10x Founders, die Billie-Gründer Matthias Knecht und Christian Grobe sowie George Pallis, ehemaliger Marketingdirektor von Deliveroo und Transferwise. Ende 2021 sammelte Accountable bereits knapp 6 Mio. Euro von Stride.VC und Connect Ventures ein. Das Geld soll in den weiteren Produktausbau und die Internationalisierung fließen. Per Mail

Nets übernimmt Orderbird

Mit Orderbird verliert ein weiteres Kassensystem-Startup seine Eigenständigkeit. Nets erwirbt sämtliche Anteile an Orderbird, das sich mit seinem Kassensystem auf die Gastronomie konzentriert. Bereits im September hatte der dänische Zahlungsanbieter Nets seinen Anteil an Orderbird auf 40 Prozent aufgestockt. Die Bewertung soll bei 100 Mio. Euro gelegen haben. Ursprünglich hatte sich der Zahlungsdienstleister Concardis an dem Start-up beteiligt, wurde aber selbst übernommen. So landeten die Anteile bei Nets respektive der Nexi Group.

Aus Pockid wird Ruuky

Die Neobank Pockid unterzieht sich einem Re-Branding. Wie das Fintech auf der Website verrät, hat der Namenswechsel damit zu tun, dass sich verstärkt auch Personen jenseits des Teenager-Alters für das Produkt registrieren.

Bison und FlatexDegiro kooperieren

Der Online-Broker FlatexDegiro und die Gruppe Börse Stuttgart geben den Abschluss einer Partnerschaft bekannt. Zum Ende des dritten Quartals sollen die Kund:innen des Online-Brokers direkt über ihren Account auch wichtige Kryptowährungen handeln können. Möglich wird dies durch die Nutzung der Plattform Bison der Börse Stuttgart. Die Partnerschaft soll perspektivisch auch auf weitere europäische Länder ausgeweitet werden. 

Ingenico erleichtert Einführung von Alipay+

Die Ant Group und Ingenico (Marke von Wordline) werden Partner. Dabei geht es um Alipay+, digitale Bezahl- und Marketinglösung der Ant Group. Durch deren Integration in die cloudbasierte Plattform von Ingenico können Handelsunternehmen Alipay+ schneller einführen. Mit der PPaaS-Lösung („Payments Platform as a Service“) können die Ingenico-Kunden Alipay+ einfacher in ihre Terminals integrieren, um die unter Alipay+ gebündelten Zahlungsmethoden und BNPL-Lösungen den Kund:innen anzubieten, wie die beiden Unternehmen mitteilen. 

Jessica Holzbach gründet Fintech Pile

Wie die ehemalige Mitgründerin von Penta auch in einem Post auf LinkedIn verraten hat, arbeitet Jessica Holzbach gerade an einem neuen Fintech mit dem Namen Pile. Dabei handelt es sich um ein Crypto-as-a-Service-Angebot für Neobanken, Fintechs und andere Start-ups. 

Plaid steigt in Identitäts- und Bonitätsprüfung ein

Im Rahmen einer Veranstaltung hat das Fintech Plaid den ersten größeren Umbau seiner Produktpalette seit Gründung im Jahr 2013 vorgestellt. Zu den Produktverbesserungen gehören Funktionen zur Identitätsprüfung der Nutzer:innen, Bonitätsprüfung und die Betrugsprävention. Damit positioniert sich Plaid stärker als Mitbewerber von Stripe.

43 Mio. Dollar für Mondu

Das Berliner B2B-Fintech Mondu, das BNPL-Lösungen für Händler:innen und Marktplätze anbietet, sichert sich eine Finanzierung in Höhe von 43 Mio. Dollar. Die Serie-A-Runde führt Valar Ventures an. Die Mittel will Mondu in die Expansion und Skalierung seiner Lösung investieren, wie uns das Unternehmen per E-Mail verraten hat. Noch in diesem Jahr will das Fintech in weitere Länder expandieren, den Anfang macht Österreich. An der aktuelle Runde haben sich auch die Bestandsinvestoren beteiligt.

Lloyd Fonds stockt bei Growney auf

Der Hamburger Vermögensmanager Lloyd Fonds will seine bereits bestehende Beteiligung am Berliner Robo-Advisor Growney noch im dritten Quartal auf 86,5 Prozent aufstocken. Im November wurde eine Beteiligung von knapp 18 Prozent bekannt gegeben. Wie Lloyd Fonds mitteilt, ist eine Bareinlage von weiteren 2 Mio. Euro in das Fintech vorgesehen. 

Personalia:

Neuer CCO für Modifi

Das Berliner Fintech Modifi verstärkt sein Management-Team. Matthias Hendrichs wird als Chief Commercial Officer von Berlin aus die globalen Teams für Vertrieb und Marketing leiten. Zum Fintech wechselt Hendrichs von Apple, wo er als Head of Asia Pacific für 20 Märkte verantwortlich war. Francois Vachon übernimmt die Aufgabe des Chief Financial Officer (CFO) und wechselt von Mastercard Payment Services, wo er in gleicher Funktion beschäftigt war. Per Mail

Klarna verliert Deutschland-Chef

Wie Thomas Vagner auf seinem LinkedIn-Profil verrät, kehrt er Klarna den Rücken. Auf den Chefposten kletterte er erst Anfang des vergangenen Jahres, zu Klarna selbst wechselte er Anfang 2018. Wohin es den Ex-Rocket-Internet-Mann verschlagen wird, verriet er in seinem Posting nicht. 

Billie ernennt neuen CTO

BNPL-Fintech Billie ernennt Benjamin Hoskins zum Chief Technical Officer (CTO). Er wechselt von Wayfair, wo er die technische Seite des Lieferantenangebots verantwortete. Hoskins verfügt über mehr als 20 Jahre internationale Erfahrung in der Technologiebranche. So war er von 2012 bis 2015 etwa für den kompletten Aufbau des Entwicklerteams von eBay verantwortlich. Per Mail

Steve Liu wird General Manager für USA bei Hawk AI

Das auf Fraud-Prevention und AML spezialisierte Fintech Hawk AI hat uns per Mail über ein Neuverpflichtung informiert. Steve Liu, der bereits 17 Jahre Erfahrung im Bereich Fintech sammeln konnte, wird neuer General Manager für die USA. In dieser Funktion soll er das Wachstum von Hawk AI in Nordamerika vorantreiben. Zuletzt war Liu Teil des globalen Leadership-Teams beim Technologieunternehmen Feedzai.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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