2022 war ein turbulentes Jahr für die Start-up-Branche. Unternehmen mussten große Teile ihrer Belegschaft entlassen, andere an Konkurrenten verkaufen oder das Geschäft sogar komplett einstellen. In diesem neuen wirtschaftlichen Klima, in dem Zinssätze steigen und Wagniskapital nicht mehr so billig ist wie in den vergangenen 15 Jahren, stellt sich die Frage: Wie sieht die kurz- bis mittelfristige Zukunft für Start-ups aus?

Gastbeitrag von Vanaja Sriskandarajah ist VP of Product bei Billie

Es wird viele Neugründungen geben

Entgegen vieler Annahmen, erleben wir im Jahr 2023 einen echten Boom im Hinblick auf Unternehmertum. Trotz der globalen wirtschaftlichen Situation sitzen VCs immer noch auf massenhaft “Dry Powder”. Es wartet nur darauf, in überzeugende Geschäftsideen investiert zu werden. Das stimmt zuversichtlich, im kommenden Jahr eine Welle von neuen (Fintech-)Start-ups zu sehen – zumal aufgrund von Entlassungen oder Unternehmenspleiten viele hoch qualifizierte Tech-Talente auf den Markt kommen. Sie verfügen über die nötigen Ersparnisse und ihre eigenen Unternehmen gründen wollen. Geschäftsmodelle werden nun noch genauer unter die Lupe genommen und müssen früh beweisen, dass sie nachhaltig wachsen können. Dennoch werden viele VCs die eine oder andere Wette im Early-Stage-Bereich eingehen.


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Der Krypto-Winter wird weiter anhalten

2022 war kein angenehmes Jahr für Kryptowährungen und ihre Anleger:innen. Die jüngste FTX-Pleite markierte nur einen weiteren Tiefpunkt in einem anhaltenden Bärenmarkt, den wir indessen schon seit geraumer Zeit beobachten können. Die globale Krypto-Marktkapitalisierung, die den Gesamtwert aller Krypto-Vermögenswerte ausmacht, ist laut CoinMarketCap-Daten bis heute um etwa 64 Prozent von 2,2 Billionen US-Dollar auf etwa 797 Milliarden US-Dollar gefallen. Die beiden größten Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung, Bitcoin und Ethereum, sind im selben Zeitraum um 64 Prozent bzw. 67 Prozent gefallen. Ein massiver Einbruch – aber noch nicht der Tiefpunkt, wie ich vermute.

Kryptowährungen werden stark von der Grundstimmung des Marktes beeinflusst. Zu beobachten ist eine inhärente Skepsis unter den Anleger:innen, die schwer zu überwinden sein wird. Kryptowährungen gewannen unter institutionellen Investor:innen als alternative Anlage an Aufwind. Im vergangenen Jahr zeigte sich aber, dass sie eine hohe Korrelation mit dem Aktienmarkt aufweisen und zusammen mit anderen Risikoanlagen keine gute Figur abgeben. Institutionelle Anleger:innen werden in Zukunft sehr viel vorsichtiger bei der Allokation von Kryptowährungen sein.

Fortschreitende Differenzierung von Buy Now, Pay Later-Anbietern

Entgegen aller Unkenrufe konnte BNPL-Platzhirsch Klarna im vergangenen Herbst beeindruckende Ergebnisse vorlegen. Hinsichtlich der Kennzahlen, die im gegenwärtigen wirtschaftlichen Klima zentral sind – Verringerung der Kreditverluste sowie Gesamtbetriebskosten und damit höhere Gewinnspannen – präsentierte das Team vielversprechende Resultate. Klar, es gibt noch viel zu tun. Und dennoch: Für ein Unternehmen dieser Größe ist eine solche Kehrtwende keine geringe Leistung.

Mit Blick auf das Jahr 2023 ist zu erwarten, dass Klarna auf diesem stabilen Fundament aufbaut und sich weiter der Profitabilität nähert – oder sie sogar wieder erreicht. In Anbetracht dessen, dass Unternehmen wie Apple oder Mastercard im vergangenen Jahr ihre eigenen Buy Now, Pay Later-Angebote an den Start gebracht haben, wird gleichzeitig auch eine fortschreitende Fragmentierung des BNPL-Marktes stattfinden. Obwohl mit einer Konsolidierung vermutlich frühestens in drei bis fünf Jahren zu rechnen ist, werden die Grundlagen für den Erfolg heute geschaffen. Dieser Wettbewerb wird eben nicht dadurch entschieden, wer am Ende die niedrigsten Preise anbietet, vielmehr werden sich die Unternehmen durchsetzen, die das Nutzer-zentrierteste Angebot mit dem größten Mehrwert für Händler und Endkund:innen schaffen können.

RegTech erlebt viel Aufwind

Mit der Digitalisierung von immer mehr Finanzdienstleistungen steigt auch der Druck auf die Aufsichtsbehörden, mögliche Betrugsszenarien schnell zu erkennen und zu bekämpfen. Betrug regulatorisch entgegenzuwirken ist ohne Frage ein wichtiger Schritt, macht es aber in vielerlei Hinsicht auch immer schwieriger für Fintechs, die geltenden Bestimmungen effizient zu handeln. In einem Bericht von 2022 prognostizierte Juniper Research ein 200-prozentiges Marktwachstum für regulatorische Lösungen – von 67,6 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022 auf 203,5 Mrd. US-Dollar im Jahr 2026. Schenkt man diesen Vorhersagen Glauben, dann könnte 2023 ein neues Rekordjahr für RegTech werden.

Auch wenn Vieles von der allgemeinen makroökonomischen Entwicklung abhängt und Vorhersagen wie diese immer ein Stück weit Ratespiele sind, sprechen gute Argumente für jeden dieser Punkte. Es wird spannend, zu sehen, was das Jahr 2023 für unsere Branche bereithält. 

Über die Autorin:

Vanaja Sriskandarajah ist VP of Product bei Billie. Mit mehr als 12 Jahren Erfahrung im Bereich Digital Banking und Finanzdienstleistungen ist sie eine ausgewiesene Expertin in Sachen Fintech. Vor Billie gestaltete sie das Abonnement- und Versicherungsangebot bei N26 und half dem Unternehmen beim Sprung vom Start-up zur globalen Bank.

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