Banking mit Blick in die Glaskugel – wäre es nicht schön, seine Bankgeschäfte schon auf Monate im Voraus planen zu können und mit den richtigen Schritten genau zu wissen, wie viel Geld am Ende des Monats tatsächlich auf dem Konto sein wird?
Predictive Banking („vorhersagendes Banking“) ist das Zauberwort für eine Technologie, die eigentlich genau das erreichen will: Transparenz und Vorhersagbarkeit der eigenen Finanzen. Aber was genau ist das eigentlich? Kurz gesagt geht es um folgendes: Mit Hilfe historischer Daten können zukünftige Ereignisse und Trends vorausgesagt werden. Hochentwickelte Programme setzen dabei auf künstliche Intelligenz und Data Mining, um enorme Mengen an Informationen zu analysieren. Auf dieser Grundlage wird versucht zu bestimmen, was unter den derzeitigen Bedingungen wahrscheinlich als nächstes passieren wird.
Auch Finanzinstitute profitieren von der Risiko- und Kostenminimierung. Im Guten wie im Schlechten nutzen die Institutionen eine Vielzahl von Datenquellen und maschinelles Lernen. Beispielsweise haben sie Ihre Transaktionshistorie und können demographische Informationen und zusätzliche Details aus externen Datenbanken einbinden.
Technologie hilft Kunden und Banken
„Der Begriff ‚predictive‘ ist vielleicht etwas optimistisch – die Technik weiß nicht alles, und sie sagt die Zukunft nicht immer genau voraus. Im Bankwesen kann die Technologie den Kunden helfen, ihre Konten zu verwalten und Bankaufgaben schnell zu erledigen“, sagt Holvi CEO Antti-Jussi Suominen.
In einer Studie hat das finnische Finanzinstitut Holvi nachgefragt, wie bekannt „Predictive Banking“ hierzulande eigentlich schon ist. Das sind die Ergebnisse: Von den 271 teilnehmenden Personen aus Deutschland und Österreich haben 85 Prozent eigenen Angaben nach noch nie etwas von dieser Technologie gehört.
Und: Je älter die Teilnehmer sind, desto weniger verbreitet ist das Wissen um die Technologie. Nur elf Prozent der über 30-Jährigen kennen es. Gleichzeitig gehen etwa 25 Prozent der Befragten davon aus, in ihrer Geschäftstätigkeit von Predictive Banking profitieren zu können.
Je technikaffiner der Kunde, desto höher ist seine Akzeptanz
Warum ist die Technologie noch so unbekannt und warum klafft das Wissen darum derart auseinander? „Das Verständnis von ‚Predicitve Banking‘ hat mehr mit dem Verständnis von Technologie zu tun. Menschen, die technisch versierter sind, verstehen also am ehesten den Begriff – unabhängig von der geographischen Lage“, sagt der Holvi-SEO.
Damit mehr Menschen den Mehrwert von Predictive Banking erkennen, werden Banken künftig ihre Hausaufgaben machen müssen. Banken bieten das analyse- und datengetriebene Banking bisher nur selten an. Nur sechs Prozent der Befragten in der Studie geben an, dass ihr Bankendienstleister einen entsprechenden Service im Portfolio hat.
Vorteile für Banken und Kunden
Dabei haben die Banken und Kreditinstitute traditionell viele Informationen über ihre Kunden. Außerdem könnten sie ihre Kunden künftig noch besser beraten, wenn sie Kompetenzen in den Bereichen Machine Learning, Datenarchitektur und UI- und UX-Technologien aufbauen.
Wenn virtuelle Agenten im Auftrag der Verbraucher arbeiten, um den besten Lösungsansatz für jeden Einzelnen in Echtzeit zu finden, kann die Reichweite von Banken und Kreditgenossenschaften erweitert werden.
Kunden ihrerseits erhalten eine bessere Übersicht über ihre Finanzen. Im Business-Banking-Kontext kann die Technologie zu Zeiteinsparungen, weniger Verwaltungsaufwand und mehr Transparenz mit den Unternehmensfinanzen führen. „Predictive Banking hat enormes Potenzial, die alltägliche Verwaltung der Finanzen von Freiberuflern, Selbstständigen und kleinen Start-ups zu erleichtern“, so Suominen. Die Kunden erwarten Zeiteinsparungen (20 Prozent), verringerten Verwaltungsaufwand (12 Prozent), Unterstützung bei Einnahmen- und Ausgabenmanagement (10 Prozent) und verbesserte Erkenntnisse, Orientierung und Vorschläge basierend auf ihren Bankgeschäften (5 Prozent) – so die Studie.
Banken sind auf Zusammenarbeit mit Fintechs angewiesen, um Technologie zu verankern
Predictive Banking – einer der Trends für den Finanzsektor in 2019? Ungewiss, denn bislang gibt es noch nicht den großen Player, der die technologische Entwicklung vorantreibt. Vielmehr wird es hier ein Zusammenspiel zwischen Banken und Fintechs geben müssen. Vielleicht wird sich der Begriff auch niemals wirklich durchsetzen, da die Funktionen und Dienstleistungen in anderen Services implementiert sind. Aber: „Wir sehen momentan, dass viele deutsche Fintechs, aber auch Banken, mit der Technologie herumexperimentieren. Es passiert viel in diesem Bereich“, sagt Suominen.
„Viele deutsche Fintechs und Banken experimentieren mit der Technologie. In diesem Bereich passiert sehr viel.“
Einer der zentralen Erfolgsfaktoren wird sein, dass das Angebot auf Grundlage von Kundenbedürfnissen entwickelt wird und die Technologie nicht als Selbstzweck dient. Je besser ein bestehendes Problem gelöst wird, desto eher wird sich die Technologie auch durchsetzen.