Unser Monatsrückblick im Januar 2021
In der Fintech-Welt wird es nie langweilig. Es wird gegründet, investiert und neue Produkte werden auf den Markt gebracht. Da fällt es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Wir übernehmen das und fassen in unserer Newsschau die wichtigsten Meldungen des zurückliegenden Monats in einem kompakten Überblick zusammen. Hier also unsere News für den Monat Januar.
Europas größte Digitalbank Revolut meldet eine schwarze Null
Die im vergangenen Jahr auf Eis gelegte Expansion soll weiter vorangetrieben werden. Brasilien, Mexiko, die Philippinen sind die neuen Expansionsmärkte, auch in Deutschland soll neues Personal eingestellt werden. Seit Ende 2020 ist die Digitalbank, deren Hauptprodukt eine Kreditkarte mit günstigen Wechselkursen ist, auch im Acquiring-Geschäft tätig. Bald soll Revolut zur Super-App für Finanzdienstleistungen ausgebaut werden. Zudem hat das britische Fintech in seiner Heimat eine Voll-Lizenz beantragt. Revolut, das immer wieder auch mit Negativ-Schlagzeilen von sich reden macht, verspricht sich wohl auch einen Vertrauens-Rückgewinn.
Mambu wird zum Einhorn
Das Berliner Unternehmen Mambu, das ein Kernbankensystem als Cloud-Lösung anbietet, hat sich in einer Finanzierungsrunde bei Investoren frische 110 Millionen Euro besorgt. Damit steigt die Bewertung von Mambu eigenen Angaben zufolge auf 1,7 Milliarden Euro, was Mambu in die Beletage der Unicorn-Startups katapultiert. Zu den Mambu- Kunden gehören unter anderem ABN AMRO, N26, OakNorth und Santander. Mambu wird seine Plattform sowohl in der Breite als auch in der Tiefe weiter ausbauen und plant, das Team bis 2022 auf über 1000 Mitarbeiter zu verdoppeln.
Square kommt nach Deutschland
Der US-Bezahldienst Square will seine hippe Cash App offenbar nach Europa bringen. Jobanzeigen, wonach ein „European Operations Manager“ gesucht wird, deuten darauf hin. Eine europäische Banklizenz hat Square bereits. Nun könnten Zukäufe wie das spanische FinTech Verse oder die Beteiligung am italienischen FinTech Satispay den Weg nach Europa ebnen.
Verse, eine App für Peer-to-Peer-Überweisungen, hat zwar gerade einmal 600.000 Nutzer, aber eine E-Money-Lizenz aus Litauen, mit der sich auch in der EU operieren ließe. Die Dienste sollen zusammengelegt werden. Die Cash App könnte Playern wie N26 oder PayPal Konkurrenz machen.
Französisches iBanFirst in Deutschland gestartet
iBanFirst, globaler Finanzdienstleister für Fremdwährungstransaktionen, expandiert mit der Eröffnung eines Münchner Büros acht Jahre nach Gründung in Frankreich in Deutschland. Das Fintech plant von der bayerischen Hauptstadt aus den deutschen Markt zu erobern. Das Unternehmen hatte zuvor Standorte in Belgien und den Niederlanden aufgebaut.
(per Pressemitteilung)
Getsurance sammelt Geld ein
Das Frankfurter InsurTech Clark sammelt in einer Finanzierungsrunde 69 Mio Euro frisches Kapital ein. Mit dem chinesischen Techkonzern Tencent, zu dem auch der Messengerdienst WeChat und der angeschlossene Bezahldienst WeChat Pay gehören, steigt ein internationales Schwergewicht als Investor bei dem Startup ein. Auch Bestandsinvestoren beteiligen sich und schießen Wachstumskapital nach. Über die Versicherungs-App Clark können NutzerInnen ihre Versicherungsverträge verwalten, vergleichen und bei Bedarf durch Alternativangebote ersetzen.
Kontist und SumUp geben Kooperation bekannt
Der Geschäftskontenanbieter Kontist und der Payment-Spezialist SumUp machen gemeinsame Sache. Kontist-Kunden profitieren durch die Partnerschaft von einem vergünstigten Angebot und können ihren Endkunden mit einem Kartenterminal von SumUp nun neben Barzahlungen eine weitere Variante anbieten.
Walmart geht unter die Start-upper
Der US-Handelskonzern Walmart will künftig nicht nur Lebensmittel, sondern auch eigene Finanzprodukte anbieten. Dazu gründet Walmart gemeinsam mit Ribbit Capital, einer Investmentfirma hinter der Trading-App Robinhood, ein gemeinsames Startup. Wann und unter welchem Namen das FinTech an den Start geht, ist aktuell noch nicht bekannt.
Walmart soll jedoch die Mehrheit an dem Unternehmen halten und will durch Partnerschaften und Übernahmen ein schlagkräftiges und kostengünstiges Finanzangebot auf die Beine stellen, das sich neben Kunden auch an die eigenen Mitarbeiter richtet. Walmart selbst bietet bereits einige Finanzprodukte an, darunter eine eigene Kredit- und Prepaidkreditkarte.
Geldspritze für Quirion
Der Robo-Advisor Quirion erhält 13 Millionen Euro von externen Investoren. Mit dem frischen Kapitel will das Unternehmen sein Wachstum weiter beschleunigen. Die aktuelle Bewertung liegt nach dem Kapitalzufluss nun bei 73 Mio. Euro. Neben Privatinvestoren hat sich auch die Berliner Effektengesellschaft beteiligt. Nach eigenen Aussagen ist Quirion mit über 26.000 KundInnen und einem verwalteten Vermögen von rund 600 Mio. Euro einer der größten Anbieter unter den digitalen Vermögensverwaltern in Deutschland.
PEAC Bank bietet Festgelder über Weltsparen an
Die PEAC Finance Gruppe aus Hamburg besitzt seit Dezember 2020 eine Banklizenz der BaFin. Unter der Marke PEAC Bank bietet sie Einlagenprodukte für Privatkunden an. Ihre Sparprodukte wird die neue Bank exklusiv über die Raisin-Plattform Weltsparen.de anbieten.
Moss freut sich über viel Geld
Das Berliner Kreditkarten-Fintech Moss sammelt 21 Mio Euro frisches Kapital ein. Peter Thiels US-Investor Valar Ventures führt die Finanzierungsrunde an, auch die Bestandsinvestoren Cherry und Rockets Global Founders Capital schießen Kapital nach. Die Bewertung soll laut FinanceForward derzeit bei 100 Mio Euro liegen. Moss ist erst vor einigen Monaten gestartet und will mit einer Kreditkarte für Startups u.a die Buchhaltung erleichtern oder mit flexiblen Unternehmenskrediten kurzfristige Liquiditätsengpässe abfedern. Das Berliner FinTech, dessen Gründer und CEO Ante Spittler vor kurzem bei uns im Podcast zu Gast war, hieß früher Vanta und hatte sich kürzlich erst nach einem Namensstreit umbenannt.
Rapyd schließt Series-D ab
Der britische Zahlungsdienstleister Rapyd hat im Rahmen einer D-Finanzierungsrunde 300 Mio Dollar eingesammelt. Die Geldgeber um Tech-Investor Coatue bewerten das Unternehmen damit auf 2,5 Mrd Dollar. Rapyd bietet eine API-basierte FinTech-Lösung für Unternehmen an, die mit Hilfe von Rapyd ihre eigenen Bezahlangebote anbieten können, ohne selbst eine eigene Lösung zu entwickeln. Die Software-Lösung bietet Features wie z.B. Zahlungen, Bankdienstleistungen und Betrugsschutz.
Visa sagt Übernahme von Plaid ab
Der Kreditkartenriese Visa und Plaid haben die Anfang vergangenen Jahres vereinbarte 5,3 Mrd schwere Übernahme nach Widerstand der US-Kartellwächtern einvernehmlich abgesagt. Das US-Justizministerium hatte im November eine Kartellbeschwerde gegen die geplante Übernahme des FinTechs durch Visa eingelegt.
Die Befürchtung der Wettbewerbshüter war es, dass Visa durch die Übernahme eine zu große Marktmacht erlangen könnte. Um jahrelange Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, ist der Deal nun endgültig vom Tisch. Plaid verknüpft diverse Zahlungs-Apps mit Bankkonten und stellt damit die Infrastruktur etwa für den zu PayPal gehörenden Dienst Venmo oder Transferwise.
Einstieg in chinesischen Markt: PayPal hält nun alle Anteile an GoPay
PayPal hat zum Jahresende die restlichen 30 Prozent der Anteile an GoPay erworben und den chinesischen Bezahldienst damit komplett übernommen. PayPal ist damit nicht nur in den sehr umkämpften Bezahlmarkt in China eingestiegen, in dem AliPay oder WeChat Pay riesige Marktanteile haben. Der US-Konzern ist auch das erste ausländischen Unternehmen, das einen chinesischen Bezahlanbieter komplett übernommen hat – und das in einer Zeit, in der die chinesische Regierung bei AliPay und anderen großen Playern die Daumenschrauben anzieht und nach Regulierung ruft.
Übernahme? UBS Group und Paytm im Gespräch
Die UBS Group will sich offenbar an der indischen Bezahl-App Paytm beteiligen. Derzeit befinden sich beide Parteien in fortgeschrittenen Gesprächen. Ein Deal könnte schon Ende des Monats beschlossene Sache sein, berichtet Bloomberg mit Hinweis auf Firmeninsider. Paytm wurde 2010 gegründet und zählt zu den populärsten Payment-Apps in Indien. Der Dienst bietet u.a. Direktüberweisungen, Kauf auf Rechnung und Kredite an. Zu den Investoren zählt u.a. die Ant Group. Die Ant Group will ungeachtet des Ärgers mit chinesischen Behörden und des abgesagten Börsengangs weiter expandieren.
Nun bereitet die Finanz-Tochter von Alibaba einen europäischen Startup-Fonds zur Förderung von FinTechs vor. Der soll seinen Sitz in Berlin haben und zunächst 100 Mio Dollar schwer sein. Das Kapital kommt nicht allein von Ant Financial, sondern auch von anderen Investoren. Der Fokus soll auf der Blockchain-Technologie und FinTech-Startups liegen. Die Vorbereitungen sollen bereits seit Monaten laufen. Führender Kopf hinter dem Fonds soll die Managerin Jasmine Zhang sein.
Creditshelf holt Investor an Bord
Mit der Amsterdam Trade Bank hat Creditshelf einen weiteren strategischen Investor an Bord geholt. Das zu Beginn der Zusammenarbeit zur Verfügung gestellte Fremdkapital von 40 Mio. EUR bildet die Grundlage, noch besser auf die Kreditnachfrage aus dem deutschen Mittelstand zu reagieren. Das zur Alfa-Bank-Gruppe gehörende Institut startet damit seine Aktivitäten im Mittelstand auf dem deutschen Markt.
Check24 zieht den Stecker
Check24 hat seinen Girokontovergleich abgeschaltet. Grund dafür ist offenbar eine Klage von Verbraucherschützern gegen das TÜV-zertifizierte Angebot. Check24 hatte nach eigenen Aussagen einen siebenstelligen Betrag in den zertifizierten Vergleich gesteckt. Dieser sollte die Vorgaben des Zahlungskontengesetzes (ZKG) abdecken.
Darin verlangt der Gesetzgeber eine „wesentliche Marktabdeckung“ der Kontenvergleiche. Und genau darüber ist ein Streit mit den Verbraucherschützern entbrannt. Diese kritisierten u. a., dass Check24 nur 576 von über 1.700 Banken berücksichtigt habe.
Elinvar schließt neue Finanzierungsrunde ab
Der neue, milliardenschwere Lead-Investor Toscafund Asset Management aus Großbritannien sowie die bisherigen Gesellschafter Ampega Asset Management, finleap und Goldman Sachs pumpen über 25 Millionen in das FinTech, pardon: WealthTech, aus Berlin. Elinvar hat eine multimandantenfähige Plattform entwickelt, die das gesamte Ökosystem in der Vermögensanlage vernetzen will, sprich eine White-Label-Lösung für Vermögensverwalter. Das fünf Jahre junge Unternehmen stellt den Finanzhäusern die technische Infrastruktur für Depots, Abschlüsse und Kundenberatungen. Über 100 Mitarbeiter kümmern sich bei Elinvar um das Produkt.
Eigene Visa-Debitkarte für Bitpanda
Das Wiener Krypto-Broker Bitpanda hat seine eigene Visa-Debitkarte lanciert. Mit dieser kann man (sofern man das will) künftig alle bei Bitpanda versammelten Assets (neben Kryptowährungen derzeit auch Edelmetalle) in Online-Shops oder Läden ausgeben. Nutzer in der Eurozone können die Karte ab sofort via App oder auf der Webseite kostenlos vorbestellen. Generell sollen keine Kartengebühren noch monatliche Kontogebühren anfallen.
Liqid verwaltet jetzt 1 Milliarde Kundenvermögen:
Wichtiger Meilenstein: Der digitale Vermögensverwalter Liqid hat die Schwelle von einer Milliarde Euro an betreutem Kundenvermögen überschritten. Damit zählt das Berliner Unternehmen, das auf Anlagelösungen für anspruchsvolle Privatkunden spezialisiert ist, zu den größten digitalen Vermögensverwaltern in Europa. Seit dem Marktstart im Herbst 2016 hat sich das betreute Vermögen jährlich nahezu verdoppelt.
Bonify kauft Joonkos Kreditsoftware
Künftig können Kundinnen des Bonitätsstartups direkt aus der App einen Kreditantrag erhalten, sich verifizieren und den Vertrag unterschreiben. Möglich macht das die Technologie, die das Unternehmen vom Vergleichsportal Joonko gekauft hat. Das Startup befindet sich derzeit in der Abwicklung. Wie viel Bonify für die Technologie gezahlt hat, ist nicht bekannt.
Nürnberger Versicherung übernimmt Getsurance
Das 2016 gegründete Berliner Insurtech-Startup Getsurance hat nach seiner Pleite einen Käufer gefunden – nämlich die Nürnberger Versicherung. Die beiden Gründerbrüder Becher verlassen die Firma. An dem Grundgerüst von Getsurance will der Traditionskonzern nichts verändern. Die Marke Getsurance bleibe erhalten, alle Mitarbeiter würden übernommen und der Firmensitz bleibe in Berlin.
Neues Fintech in Berlin gestartet – und das gleich mit hohem Funding
Ein bisschen still und heimlich und dann aber plötzlich mit einem großen „Boom“ auf den Markt kommt das Business-Banking-Fintech, Remagine, an den Start. Medienberichten soll es bereits auf 20 Mio. Euro Funding kommen. Remagine will nachhaltig aufgestellte Start-ups finanzieren und ihnen eine Banking-Plattform bieten.
Personalia
Sibylle Strack seit Januar beim größten deutschen Kreditinstitut
Der Schritt kam im Dezember einigermaßen überraschend. Sibylle Strack, Mit-Geschäftsführerin von Kontist, hatte angekündigt, sich neuen Aufgaben widmen zu wollen. Und offenbar wusste sie da auch bereits, wohin ihre berufliche Reise geht. Denn seit dem 1. Januar ist sie jetzt „Chief Growth Officer“ des Geschäftskundensegments Bizbanking der Deutschen Bank. In dieser Funktion soll sie bestehende und neue Vertriebswege weiterentwickeln und für Wachstum sorgen. Die Deutsche Bank hat unter Bizbanking ihre konzernweiten Aktivitäten mit Geschäftskunden gebündelt.
(per Pressemitteilung)
Vanguard holt Thomas Wolff von Scalable Capital
Vanguard hatte schon den Ex-CEO von Ratepay Jesper Wahrendorf und den ehemaligen Solarisbank-Vorstand Andreas Bittner für das Deutschland-Team an Bord geholt. Nun holt der US-Vermögensverwalter Vanguard, der hierzulande einen deutschen Robo-Advisor aufbauen möchte, Thomas Wolff von Scalable Capital abgeworben. Wolff war beim deutschen Marktführer für den Vertrieb und Kundenservice zuständig.
N26 holt Ex-Zalando-Finanzchef
Die Berliner Smartphone-Bank N26 GmbH holt den ehemaligen Finanzchef von Zalando SE an Bord, was ein erstes konkretes Anzeichen für einen Börsengang des Unternehmens sein könnte. Jan Kemper wird seinen neuen Posten als CFO in der zweiten Hälfe des Jahres antreten, wie N26 am mitteilt. In derselben Funktion hatte er 2014 den Börsengang des Online-Händlers Zalando begleitet. N26 hatte in der Vergangenheit immer wieder ein Börsendebüt in Aussicht gestellt. Sind das die Vorboten selbigen Schrittes?