In der Fintech-Welt wird es nie langweilig. Es wird gegründet, investiert und neue Produkte werden auf den Markt gebracht. Da fällt es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Am Ende jedes Monats fassen wir daher noch einmal die wichtigsten Meldungen des zurückliegenden Monats zusammen. In einem kompakten Überblick kommen hier unsere News für den zurückliegenden Monat November 2021.
Müller startet mit Bluecode in der App
Die Drogeriekette Müller bündelt Loyalty und Payment in seiner Kunden-App. Bei „Müller Pay“ nutzt das Handelsunternehmen das Bluecode-Verfahren, das auch bereits von Konkurrenten Rossmann an der Kasse akzeptiert wird. Neu ist hier die Integration direkt in der Händler-App. Für Bluecode ist das ein beachtlicher Gewinn an Reichweite in Deutschland.
Klarna übernimmt PriceRunner und ist auf Einkaufstour
Der Payment-Dienstleister Klarna ist weiter auf Einkaufstour. Für eine nicht genannte Summe übernimmt es die Vergleichsplattform PriceRunner, die vorwiegend im nordischen Raum (Schweden, Dänemark, Norwegen und Großbritannien) aktiv ist. Nach eigenen Angaben nutzen mehr als eine Million Kund:innen die Preisvergleiche zu 3,4 Mio. Produkte.
Parallel kündigt Klarna den Start einer „Super-App“ an. Heißt: Statt einzelner Händler-Apps sollten die Kund:innen also am besten nur die Klarna-App installieren, die über Angebote und Preissenkungen informiert, Zahlungen verwaltet und auch noch Sendungsinformationen zur Verfügung stellt. Und damit die Nutzer:innen auch tatsächlich in jedem Online-Shop mit Klarna zahlen können, wird die zinslose „Einmalkarte“ gestartet, über die dann flexibel bezahlt wird.
Zeitgleich startet das Unternehmen in Irland und bietet seine BNPL-Lösung an. Klarna legte die Zahlen für das dritte Quartal vor. Beim GMV und Umsatz konnte das Unternehmen kräftig zulegen. So betrug das Gross Merchandise Volume in Q3 57,3 Mrd. Dollar, im Vorjahreszeitraum waren es noch 35,2 Mrd. Dollar gewesen. Beim Nettoergebnis erwirtschaftete Klarna 1,2 Mrd. Dollar gegenüber 742 Mio. im Vergleichszeitraum. Indes wuchs auch das negative operative Ergebnis deutlich. Lag es in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 noch bei –620.000 Dollar, bleibt für Januar bis September 2021 ein Minus von 2,53 Mio. Dollar unter dem Strich.
- PriceRunner: https://www.klarna.com/international/press/klarna-ubernimmt-pricerunner-um-das-bankerlebnis-fur-seine-90-millionen-kundinnen-weltweit-zu-verbessern/
- Irland: https://www.altfi.com/article/8511_klarna-launches-in-ireland
Vivid kündigt inaktiven Kund:innen
Um Kosten zu sparen, kündigt Neo-Banking Vivid faktisch regelmäßig inaktiven Kund:innen das Konto. Sofern nicht binnen zwei Monaten Transaktionen über mindestens 20 Euro erfolgen, wird die zugehörige Karte gesperrt. Die Nutzer:innen können nach der Kündigung zwar weiterhin die App nutzen, ohne Karte und Konto ist das aber eher sinnlos. Es ist allerdings jederzeit möglich, sich wieder einzuloggen, um eine neue Karte zu bestellen, also den Schritt rückgängig zu machen.
Moonfare sammelt 125 Mio. ein
Das Berliner Fintech Moonfare sammelt 125 Mio. Dollar in einer Serie-C-Finanzierung ein. Die Runde führt Insight Partners an, die Bewertung dürfte sich im Bereich von rund einer halben Mrd. Euro bewegen. Der digitale Vermögensverwalter bietet den Kund:innen die Möglichkeit, in Private Equity zu investieren. Dabei ist die Mindesteinlage verhältnismäßig niedrig: Ab 50.000 Euro sind wohlhabende Kund:innen dabei.
Raisin Bank macht mit BaaS der Solarisbank Konkurrenz
Die Raisin Bank AG nutzt die SaaS-Cloud-Banking-Plattform vom Fintech-Unicorn Mambu als Basis für ihr eigenes Cloud-natives Kernbankensystem, das um zahlreiche eigene Entwicklungen ergänzt wurde. Und dieses Core-Banking will die Raisin Bank als Banking-as-a-Service anderen Fintechs anbieten, um sich als Fintech-Enabler zu positionieren – und somit der Solarisbank Konkurrenz zu machen.
Starling Bank kommt nach Deutschland
Anne Boden, Gründerin der britischen Digitalbank Starling, bestätigt die Pläne für einen Markteintritt in Deutschland. Einen genauen Starttermin für den Markteintritt in Deutschland bzw. Europa gibt es allerdings immer noch nicht. Starling will nicht unter einer eigenen Marke agieren, sondern „Banking as a Service“ für Marktplätze und Unternehmen anbieten.
Bettercard macht Schluss
Das war nun einmal ausgesprochenes Pech für das Fintech Bettercard. Denn kurz vor dem Marktstart meldete das als Partner auserkorene Unternehmen Wirecard Insolvenz an. Mit dem neuen Partner Solarisbank folgte im September der zweite Anlauf. Nur der erhoffte Erfolg blieb aus. So stellt das Fintech das Angebot wieder ein und verweist die Kund:innen auf Pliant.
Grover bringt mit Solarisbank Karte heraus
Bei Grover können die Kund:innen Technik mieten statt kaufen. Gemeinsam mit der Solarisbank bringt das Unternehmen jetzt eine eigene Debit-Card heraus. Die „Grover Card“ auf Basis einer Visa-Karte bieten 3 Prozent Cashback auf alle damit getätigten Einkäufe. Die Belohnung wird in „Grover Cash“ umgewandelt, die gegen Technik-Abos getauscht werden. Aktuell befindet sich die Karte in einer geschlossenen Beta-Phase für bestehende Kund:innen. Im ersten Quartal des kommenden Jahres soll sie dann allgemein eingeführt werden.
http://press.grover.com/162655-grover-teams-up-with-solarisbank-and-visa-to-launch-reward-debit-card-for-tech-rental-customers
Outbank wechselt erneut den Eigentümer
Outbank gehört wohl zu den Klassikern unter den multibankenfähigen Apps und blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Jetzt wird die App Teil der Outbank GmbH, einer Tochter der FP Finanzpartner AG. Dort soll die App eigenständig betrieben und weiterentwickelt werden. Dabei läge der Fokus wieder auf dem Banking.
IBB startet einen eigenen Robo
Das Internationale Bankhaus Bodensee (IBB) startet einen eigenen Robo-Advisor für die Vermögensverwaltung. Der „IBB Jiminy“ entstand in Kooperation mit Invesitfy Tech. Das Fintech hat sich auf White-Label-Plattformen spezialisiert. Die beiden Partner arbeiten bereits im Private Banking zusammen.
C24 bietet Cash-Funktion und nutzt das viafintech-Netzwerk für Ein- und Auszahlungen
Das angekündigte Ausdünnen des Filialnetz stellt viele Kunden vor einige Probleme. Wer etwa einen Betrag in Bargeld bei seiner Bank auf das eigene Konto überweisen will, dem fehlen dafür mittlerweile vielfach die Möglichkeiten. Einzahlungen über Fremdbanken sind in der Regel teuer und nicht immer funktionieren digitale Wege, um Bankgeschäfte zu erledigen. Nun nutzt auch die C24-Bank das Netzwerk von viafinech für Ein- und Auszahlungen.
Daimler und Visa kooperieren beim In-Car-Payment
Daimer Mobility und Visa geben eine Kooperation für das In-Car-Payment bekannt. Dank einer von Visa so bezeichneten „Delegated Authentication“-Technologie wird das Fahrzeug selbst zum Zahlungsgerät. Ab Frühjahr des kommenden Jahres können Besitzer:innen bestimmter Modelle in Deutschland und Großbritannien die neue Technologie nutzen.
KMU-Bank Penta kooperiert mit der SWK Bank und schafft Möglichkeit für Firmen-Festgeldanlage
Mit der SWK Bank schafft die Berliner Bank für KMUs und Freelancer, Penta, künftig die Möglichkeit, Firmen-Festgeld anzulegen. Der Bedarf ist groß, denn das Niedrigzinsumfeld schafft Probleme für die Kundengruppe der Challenger-Bank.
BaFin schickt N26 zweiten Aufpasser ins Haus
Die Sanktionen der BaFin gegenüber N26 sind groß. So weist die BaFin ausdrücklich auf die Begrenzung von 50.000 Neukund:innen hin (N26 hatte vorher noch von bis 70.000 gesprochen) und schickt einen zweiten Sonderbeauftragten. Der soll sich nicht um Geldwäschebekämpfung, sondern um Verbesserungen beim Risikomanagement kümmern. Zwei Sonderbeauftragte beim gleichen Institut sind ein Novum im Bankenmarkt.
N26 stellt US-Geschäft ein
N26 stellt sein US-Geschäft zu Anfang Januar ein. Die Konten der Kund:innen werden geschlossen. Ein Kommentar kommt dann auch gleich mal zu dem Schluss, dass die Unternehmensbewertung von N26 angesichts der massiven Probleme ein „Irrsinn“ sind.
- https://n26.com/de-de/presse/pressemitteilung/n26-stellt-us-geschaft-ein
- Das sagt das Team: https://paymentandbanking.com/n26-zieht-sich-aus-den-usa-zurueck-ueberraschend-oder-ein-scheitern-mit-ansage/
Lloyd Fonds will Growney übernehmen
Das Berliner Robo-Fintech Growney führt eine Barkapitalerhöhung in Höhe von 3 Mio. Euro durch. Diesen Anteil von 17,75 Prozent übernimmt Lloyd Fonds. Zusätzlich wurde eine Option geschlossen, die es Lloyd Fonds erlaubt, Growney schrittweise vollständig zu übernehmen. Der eigene Online-Vermögensverwalter LAIC wird ab 2022 in einem neuen Geschäftsfeld Lloyd Digital mit Growney gebündelt.
Epay führt Plattform für BNPL ein
Epay, Geschäftsbereich von Euronet, führt weltweit eine neue Lösung für wiederkehrende Zahlungen ein. Die Plattform bietet abonnementbasierte Zahlungen sowie Transaktionen nach dem „BNPL“-Prinzip. Erster Kunde ist Microsoft, das so die Bezahlung von Microsoft 365, Xbox All Access und Xbox Game Pass Ultimate anbietet.
Acatus findet Investor
Das Verbriefung-Fintech Acatus rutschte im Juli in die Insolvenz. Im Vorfeld war über Streitigkeiten zwischen Mitgründerin Marie Louise Seelig und Investoren spekuliert worden. Nachdem Scheitern einer neuen Finanzierungsrunde blieb nur der Weg in die Insolvenz. Nach verschiedenen Medienberichten gibt es jetzt mit dem Schweizer Unternehmen Pactum einen Käufer. Stimmen die Gläubiger dem Handel zu, kann es für das Fintech weitergehen.
Checkout.com macht CO2-Neutralität zum strategischen Ziel
Das auf cloudbasierte Zahlungslösungen spezialisierte Unternehmen Checkout.com informiert, dass es die CO2-Neutralität als strategisches Unternehmensziel verankert habe. Um das genaue Ausmaß der bisherigen Emissionen zu messen, arbeitet Checkout.com eng mit Beratungsunternehmen zusammen. Um die eigenen Emissionen auszugleichen, unterstützt die Firma ausgewählte Projekte zur Klimaneutralität, die etwa über Speicher-Maßnahmen CO2 direkt aus der Atmosphäre entfernen. Mit dem Schritt will das Fintech auch dafür werben, dass sich andere Fintech- und Startup-Unternehmen noch stärker in Richtung Nachhaltigkeit bewegen.
SumUp stellt ein eigenes Geschäftskonto vor
Das Unternehmen stellt sein Geschäftskonto für die Händler vor. Es kommt mit einer Mastercard Business, kann mit Apple und Google Pay verknüpft werden und ermöglicht auch drei kostenlose Bargeldabhebungen. Das Konto lässt sich nahtlos in die SumUp-Lösungen integrieren. SumUp sieht in dem Konto ein wichtiges Element, um seinen Firmenkunden einen vollständigen Payment-Workflow anzubieten.
Amazon schmeißt in Großbritannien Visa aus dem Store
Unter Hinweis auf die hohen Transaktionsgebühren hat Amazon seine Kund:innen in Großbritannien darüber informiert, dass ab dem 19. Januar keine Zahlungen mehr mit Visa-Kreditkarten akzeptiert werden können. Im Rahmen des Brexit hatte Visa die Interchange-Gebühren angezogen. Den Kund:innen rät Amazon, auf eine andere Kreditkarte auszuweichen. Von dem Schritt sind Debit-Karten allerdings ausgenommen. Wie Visa mitteilt, arbeite man mit Amazon an einer Lösung, damit Inhaber:innen von Kreditkarten weiter bei Amazon bezahlen können.
4 Mio für Pockid
Gleich doppelten Grund zur Freude hat das Hamburger Fintech Pockid, das Banking für junge Leute anbietet. So hat das Startup nicht nur unseren Publikumspreis als „Newcomer des Jahres“ gewonnen, sondern auch eine Seed-Finanzierung in Höhe von 4 Mio. Euro gesichert. Der Frühphasen-Investor Cavalry Ventures führt diese an.
Santander Deutschland und Ergo werden Partner
Santander Deutschland und die Ergo-Versicherungen geben eine strategische Partnerschaft bekannt. Die Bank wird ihr Versicherungsangebot um Vorsorgeprodukte der Ergo erweitern. Schwerpunkt liegt hier auf privater Altersvorsorge. Die Ergo bietet ihren Kund:innen bereits seit September eine Visa-Karte mit zusätzlichen Versicherungsleistungen an. Mit Beginn des kommenden Jahres soll dann auch Kreditangebote hinzukommen.
Bitpanda integriert französische App Lydia
Der frisch gekürte Sieger des „Fintech des Jahres“ in der Kategorie Community, Bitpanda, kündigt die Kooperation mit der französischen App Lydia an. Das Unternehmen integriert die erst vor wenigen Monate gestartete White-Label-Angebot. Damit bietet das österreichische Fintech anderen Unternehmen die technische Infrastruktur, damit diese ihren Endkunden den Zugang zu Kryptowährungen, ETF-Derivaten und Aktien ermöglichen können.
Mit Paypal im stationären Handel bezahlen
Modehändler Peek & Cloppenburg Düsseldorf führt bundesweit in allen seinen Filialen sowie den 20 Filialen der Marke Anson’s die Bezahlung via Paypal direkt am POS ein. Damit endet eine vorher durchgeführte Testphase und die Bezahloption geht in den Regelbetrieb.
Stripe stellt POS-Terminals für Deutschland vor
Um E-Commerce-Unternehmen den Weg in den stationären Handel zu vereinfachen, bietet Stripe POS-Terminals nun auch in Deutschland an. Die Technologie wird beispielsweise direkt von Shopify unterstützt, d. h., die Händler dieser Plattform können so Online- und Offline-Geschäft einfacher miteinander verknüpfen. Eine Referenz hat Stripe mit Taxi.de auch bereits gefunden. Mit dem Terminal ist es möglich, dass die Fahrgäste per Karte oder online zahlen.
Greenfield One legt größten Krypto-Fonds Europas auf
Greenfield One, Krypto-VC aus Berlin, gibt das Closing seines dritten Fonds bekannt. Mit einem Volumen von 160 Millionen Dollar ist er nun Europas größter Krypto-Fonds. Das eingeworbene Geld will Greenfield One weiter in Krypto-Netzwerke und Entwicklerteams investieren, dazu gehören Paladin, Brink und Darkblock. Neben vielen Bestandsinvestoren wie Bertelsmann Investments und Family Offices wie Lennertz & Co. aus Hamburg sind unter anderem Swisscom, CommerzVentures und Galaxy Vision Hill dabei.
Indien steht vor Verbot von Kryptowährungen
Ein neues Gesetz zur Regulierung des Finanzwesens in Indien will alle Kryptowährungen verbieten. Es gibt allerdings eine Ausnahme, nämlich die offizielle CDBC, die im Zuge dessen herausgegeben werden soll. Die Regierung nimmt dabei den zweiten Anlauf eines Verbots. Der erste Vorstoß wurde im vergangenen Jahr vom obersten Gerichtshof zurückgewiesen.
Personalia:
Liqid beruft weitere Geschäftsführerin
Linda Urban wird ab 1. April 2022 als weiteres Mitglied in die Geschäftsführung des digitalen Vermögensmanagers Liqid berufen. Urban wechselt von der Privatbank Merck Finck, wo sie als Chief Operating Officer tätig ist und seit Ende 2020 den Bankbetrieb leitet. Bei Liqid wird sie die Weiterentwicklung der Anlageprodukte sowie die Bereiche Finanzen und Compliance verantworten.
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