In der Fintech-Welt wird es nie langweilig. Es wird gegründet, investiert und neue Produkte werden auf den Markt gebracht. Da fällt es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Am Ende jedes Monats fassen wir daher noch einmal die wichtigsten Meldungen des zurückliegenden Monats zusammen. In einem kompakten Überblick kommen hier unsere News für den Monat September 2022.

Klarna weitet Verluste deutlich aus

In den vergangenen Monaten sorgte Klarna für reichlich Schlagzeilen, nur leider keine besonders guten. Mit den gerade von Klarna gemeldeten Zahlen wird deutlich, warum das Fintech eine so massive Abwertung hinnehmen musste. So hat sich der operative Verlust im ersten Halbjahr verdreifacht. Er betrug satte 580 Mio. Dollar. Begründet wird dies einerseits mit höheren Verwaltungskosten und einem starken Zuwachs an Nettokreditverlusten. Der Umsatz wuchs zwar um 25 Prozent gegenüber der Vergleichsperiode, aber die Barreserven des Fintechs schmelzen dahin. 

So verkündete dann auch gleich Camilla Giesecke, COO bei Klarna, in einer Videobotschaft die Beschäftigten über einen weiteren Stellenabbau informiert. Nach Medienberichten aus Schweden wurde das Video an 500 Mitarbeitende in drei Abteilungen verschickt. Die Kürzungen sollen dazu dienen, den „fokussierten Charakter des heutigen Klarna“ widerzuspiegeln. Wie viele Stellen wegfallen, ist derzeit noch nicht bekannt. Da Klarna inzwischen angeblich mit 6.000 Personen plant, wird die neue Entlassungsrunde vermutlich 300 Personen betreffen. 

Hinzu heißt es bei verschiedenen Medien, dass die EU strengere Regeln für die als BNPL zusammengefassten Minikredite plane. So sollen diese Zahlungen wohl in die Verbraucherkreditrichtlinie einbezogen werden. Demzufolge müsste dann die Bonität der Kund:innen geprüft werden. Das würde die Prozesse von Klarna inklusive der Informationspflichten deutlich komplexer machen.

Aber da Klarna die negativen Meldungen der vergangenen Wochen einfach weglächeln zu scheint, überrascht das Unternehmen mit der Ankündigung, jetzt auch nach Tschechien und Griechenland zu expandieren.

Satispay wird zum Unicorn

Der italienische Mobile-Payment-Anbieter Satispay wird zum Unicorn. Der neue Investor Addition führt die Serie-D-Finanzierung in Höhe von 320 Mio. Euro an. Die Bewertung steigt auf über 1 Mrd. Euro (und Dollar). Bestehende Investoren, darunter u. a. Tencent, Coatue und Lightrock beteiligten sich ebenfalls an der Runde. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen inzwischen der größte Anbieter für Mobile Payment in Italien. Mehr als 200.000 Handelsunternehmen setzen Satispay ein. 

Heimkapital schließt Serie-A-Finanzierungsrunde erfolgreich ab

Die Plattform für den Immobilien-Teilverkauf Heimkapital hat einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag im Rahmen ihrer Serie-A-Finanzierungsrunde eingeworben. Zu den neuen Kapitalgebern gehören die Vereinigte Volksbank eG, Amavi Capital sowie Ilavska Vuillermoz Capital. Auch die Bestandsinvestoren haben noch einmal nachgelegt. Das exakte Volumen der Runde teilte das Fintech allerdings nicht mit. Mit dem Geld sollen das Team und die Technologie-Plattform weiter ausgebaut werden. Heimkapital sieht sich mit der Alternative zu Reverse-Mortgage-Modellen in einem dynamischen Markt gut aufgestellt. Noch in diesem Jahr will das Fintech 250 Mio. EUR an „Assets under Management“ erreichen.
https://www.presseportal.de/pm/143985/5325022

Raisin startet eigenes Angebot für Investments in Kryptowährungen

Seit Monaten stecken Kryptowährungen in der Krise. Erst Montag fiel der Bitcoin-Kurs auf ein Dreimonatstief. Zieht etwa der Krypto-Winter ein? Eine Frage, die viele zu beantworten suchen – und noch keine Antwort haben. Gleichwohl setzt Raisin jetzt auf ein Kryptoportfolio und weitet damit das Produktangebot aus.

Das Berliner Fintech, hierzulande vor allem bekannt als Weltsparen, bietet seinen Kunden künftig auch ein Kryptoangebot an und erweitert seine Investmentsparte um das Produkt Raisin Crypto. Investiert wird dabei in ein passives Portfolio. Es deckt die wichtigsten Kryptowährungen ab. Aktuell sind das Aktuell sind das die Währungen Bitcoin, Ethereum, Cardano, Solana, Polkadot, Polygon und Avalanche.

Goldman Sachs steigt ins Transaction Banking ein

Das US-Institut Goldman Sachs will offenbar den europäischen Banken Konkurrenz machen. In Frankfurt wird eine neue Einheit angesiedelt, die sich um das Thema Transaction Banking kümmern soll. Die Transaktionsbank hatte Goldman Sachs im Jahr 2020 aufgebaut, bisher war diese aber nur in den USA und Großbritannien aktiv. In Europa stößt Goldman Sachs auf starke Konkurrenz bei der Vereinfachung des Zahlungsverkehrs für Unternehmen. Denn auch die Deutsche Bank und Citi haben das Transaction Banking zu strategisch wichtigen Geschäftsfeldern erklärt.

Worldline beteiligt sich an Online Payment Platform B.V.

Für einen nicht genannten Betrag erwirbt Worldline eine Minderheitsbeteiligung am Unternehmen Online Payment Platform B.V. (OPP). Die Franzosen, mit einem Jahresumsatz von über 3,7 Mrd. Euro einer der größeren Player in Sachen Payment und Transaktionen, werden 40 Prozent der Anteile an OPP übernehmen. Das Fintech aus den Niederlanden, 2011 gegründet, hat sich auf die Zahlungsabwicklung für Online-Marktplätze spezialisiert, wobei der Fokus auf C2C liegt. 

Anybill schafft digitalen Bon ohne zusätzliche Prozesse

Das Fintech Anybill, das den Kassenzettel aus Papier durch digitale Technologie ersetzen will, hat einen wichtigen Meilenstein erreicht. In Kooperation mit dem französischen Unternehmen Mooncard, das sich auf Zahlungskarten für Unternehmen fokussiert, hat Anybill jetzt den Zwischenschritt überflüssig gemacht. Mooncard-Nutzer:innen können digitale Kassenbons direkt in Verbindung mit der Kartenzahlung erhalten – ohne weitere Prozesse.

Sides startet Paymentlösung

Sides (ehemals SimplyDelivery) aus Berlin bietet Unternehmen aus der Gastronomie Lösungen für Automatisierung und Digitalisierung. Zielgruppe sind u. a. Restaurants, Lieferdienste, Franchise-Unternehmen oder Ghost Kitchens. Mit „Sides Pay“ erweitert das Unternehmen seine Software jetzt um eine eigene Paymentlösung und setzt dabei auf Stripe als Whitelabel-Integration, wie uns per E-Mail mitgeteilt wurde. Damit unterstützt Sides bargeldlose Zahlungsabwicklungen im Restaurant, Onlineshop oder App, die sich nahtlos in die Kassensoftware integrieren.

J.P. Morgan bereitet Expansion im Privatkundengeschäft vor

Das größte US-Geldhaus J.P. Morgan bereitet offenbar die Expansion in das Geschäft mit Privatkund:innen in Deutschland vor. Darauf deuten rund 80 Stellenausschreibungen hin, mit denen Personal für Berlin und Frankfurt gesucht wird. Für die Positionen werden u. a. Expertise im Bereich Privatkundeneinlagen, Verbraucherkredite oder Digital Banking verlangt. 


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UBS sagte Übernahme von Wealthfront ab

Etwas überraschend sagt die Großbank UBS die geplante Übernahme des US-Fintech Wealthfront ab. Die am Anfang des Jahres unterzeichnete Vereinbarung sei einvernehmlich aufgelöst worden. 1,4 Mrd. Dollar wollte sich die UBS die Übernahme des RoboAdvisors mit der Zielgruppe GenZ und Millennials kosten lassen. Die Bank halte aber weiter an ihren Wachstumsplänen in den USA fest.

Wise führt SWIFT-Empfängerdienst ein

Wise hat einen SWIFT-Empfängerdienst eingeführt und erklärt dazu, dass viele Neobanken nicht an SWIFT angeschlossen sind, da die Anbindung mit hohem Zeitaufwand und Kosten verbunden ist. Mittels SWIFT können die Kund:innen schneller Gelder aus dem Ausland erhalten. Wise verspricht Instituten bei der Nutzung seines Dienstes eine Kostenersparnis gegenüber der eigenen Anbindung.

Ein Konto für jedes Auto

VIMpay ist aktuell in Deutschland, Österreich und der Ukraine verfügbar und strebt die Expansion in weitere europäische Länder an. Geht es nach den Plänen des Unternehmens, soll via App nicht nur an E-Ladesäulen gezahlt werden. Zur Vision der Firma gehört auch, via VIMpay jeden Neuwagen mit einer Mastercard und eigener SEPA-Kontonummer auszustatten. Das Konto würde somit zur Zahlungsmöglichkeit für alle Ausgaben rund um das Fahrzeug.

Apple Pay soll Mastercard überholt haben

Der Vergleich ist zwar auf einigen Ebenen schwierig, andererseits kann die Zahl schon beeindrucken. Wie die Vergleichsseite TradingPlattforms herausgefunden haben will, hat Apple Pay mit einem jährlichen Transaktionsvolumen von 6 Bio. Dollar Mastercard als beliebtestes mobiles Bezahlverfahren überholt, das demnach 4,8 Bio. Dollar abwickelt. Mit 10 Billionen Dollar liegt Visa noch einsam an der Spitze. Google Pay kommt nach der Statistik auf 2,5 Bio. Dollar Transaktionsvolumen pro Jahr.

Agicap bietet jetzt „CashCollect“

Das Fintech Agicap erweitert seine Lösung um eine Bezahlfunktion. Damit können Firmen jetzt ihre Dienstleister direkt aus dem Tool bezahlen. Eingangsrechnungen lassen sich durch Scannen, Mailversand oder auch manuell importieren. Anschließend lassen sich die Rechnungen direkt auf der Plattform validieren und dann begleichen. Die Lösung erfasst Transaktionen auf Unternehmenskonten automatisiert und stellt sie zentral auf einer Oberfläche dar. Wie das Unternehmen per Mail mitgeteilt hat, hat es zusätzlich eine weitere neue Funktion mit dem Namen „CashCollect“ entwickelt. Damit sollen sich Forderungslaufzeiten, Zahlungsziele und die Verwendung inaktiver liquider Mittel optimieren lassen.

Revolut bringt Click-to-Pay-Service

Revolut kündigt den Start seiner Checkout-Lösung „Revolut Pay“ für Großbritannien und den Europäischen Wirtschaftsraum an. Mit „Revolut Pay“ können Handelsunternehmen ihren Kund:innen sowohl im Online-Shop als auch im Store eine neue Bezahloption anbieten. Wie Revolut betont, basiert das Payment ausschließlich auf hauseigener Technologie. Die Gelder landen binnen 24 Stunden auf dem Revolut-Geschäftskonto der Händler:innen. Die Kund:innen erhalten für ihre darüber getätigten Käufe Cashback. Revolut verspricht, dass KMU das neue Verfahren einfach über ein Plug-in in ihre Shopping-Seiten integrieren können. Für größere Unternehmen werden SDK und APIs angeboten. 
https://ffnews.com/newsarticle/revolut-launches-online-checkout-feature-with-one-click-payment-revolut-pay/

Deutsche Bank will neues digitales Angebot für die Wertpapieranlage an den Start bringen

Bei der Deutschen Bank dominierten Kostengesichtspunkte lange Zeit die Entwicklung im Privatkundengeschäft. Jetzt kündigt Privatkunden-Vorstand Karl von Rohr in einem Interview an, dass das Institut ein „eigenständiges digitales, App-basiertes Angebot für Kunden mit Anlagebedarf an den Markt bringen“ wolle. Das solle sich an Menschen richten, die ihr Vermögen professionell verwalten lassen wollen, Wertpapiere online handeln möchten und ihre Bankgeschäfte rein digital tätigen. Neben Chat und telefonischer Beratung werde den Kund:innen auch die Beratung in den Filialen offenstehen. 

DKB verabschiedet sich vom Kostenlos-Konto

Wie die DKB uns in einer Mail mitgeteilt hat, zieht sich die Bank zumindest teilweise vom Modell des kostenlosen Girokontos zurück. Demnach bleiben zwar das erste eröffnete Einzel- oder Gemeinschaftskonto kostenlos, sofern diese vor dem heutigen Tag eröffnet worden sind. Für alle Neukund:innen gilt allerdings, dass monatlich mindests 700 EUR eingehen müssen, damit das Konto kostenlos bleibt. Andernfalls kostet es 4,50 EUR pro Monat an Gebühren. Für zusätzliche Konten werden 2,50 EUR pro Monat fällig. Die Debitkarte von Visa bleibt beim Girokonto inklusive, die Girocard kann für 0,99 EUR pro Monat zugebucht werden.

15,9 Mio. Euro für Candis

Viola FinTech führt die aktuelle Finanzierungsrunde in Höhe von 15,9 Mio. EUR des Berliner Start-ups Candis an, das damit bisher über 29,9 Mio. EUR erfolgreich eingeworben hat. Auch die Altinvestoren haben sich an der Runde beteiligt. Candis hilft mit seiner Plattform KMU dabei, Finanzprozesse wie Rechnungseingang, Dateneingabe, Rechnungsfreigabe und Datenexport zu automatisieren. Zusätzlich führt das Fintech Firmenkreditkarten ein, die einen zentralen Überblick über alle Ausgaben eines Unternehmens in Echtzeit bieten. 

Compeon holt neue Geldgeber an Bord

Das auf Mittelstandsfinanzierung spezialisierte Fintech Compeon holt sich einen neuen Geldgeber an Bord. Nachdem Compeon im ersten Halbjahr bereits im Rahmen eines Pilotprojekts mit dem Payment-Spezialisten Dock Financial kooperiert hatte, übernimmt Dock nun mehr als zehn Prozent der Anteile an Compeon. Angaben zum Kaufpreis wurden bisher keine gemacht. Gemessen an aktuellen Unternehmenszahlen dürfte dieser im einstelligen Millionenbereich liegen.

Moss erhält Bafin-Lizenz

Das Kreditkarten-Fintech Moss hat nach verschiedenen Medienberichten die sogenannte E-Geld-Lizenz der Bafin erhalten. Das würde Moss, das digitale und physische Firmenkreditkarten sowie Tools für das Finanz- und Spesenmanagement anbietet, unabhängiger von weiteren Dienstleistern machen. So darf Moss dann selbst Karten ausgeben und Transaktionen abwickeln.

Nicht so positiv sind indes die Meldungen, wonach das Fintech wohl 70 Beschäftigten kündigt, was etwa 15 Prozent des gesamten Personalbestands entspricht. Moss begründet dies mit den erheblichen Veränderungen des gesamtwirtschaftlichen Umfelds. Der Schritt kommt dennoch etwas überraschend, nachdem Investoren noch Anfang des Jahres 75 Mio. Euro in das Unternehmen gesteckt hatten. 

Solaris baut Stellen ab

Die Solarisbank verkündet, die Profitabilität statt Wachstum in den Fokus zu stellen. Ein Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, liegt offenbar in einem Stellenabbau, den der BaaS-Anbieter auch bestätigt. Demnach werden einige Beschäftigte in den kommenden Monaten das Fintech verlassen müssen. Nach Angaben des Unternehmens sind von den Stellenkürzungen aber weniger als 10 Prozent der 750 Mitarbeitenden betroffen. 

Vivid startet Business-Banking für Selbstständige

In Kooperation mit Solaris lanciert Vivid ein neues Business-Angebot für Selbstständige und Freelancer. In einer App sollen die Nutzer:innen private und berufliche Finanzen organisieren. Das Business-Banking umfasst die von Vivid gewohnte Pockets-Struktur. Bis zu 15 der kostenlosen Pockets, also Unterkonten mit eigener IBAN, stehen zur Organisation von Projekten, Rücklagen oder Steuerzahlungen zur Verfügung. Zudem gibt es eine schwarze „Platinum Business“-Vivid-Karte von VISA, dabei winkt auch mehr Cashback.

Mollie steigt in Finanzierung ein

Payment-Spezialist Mollie steigt in den Niederlanden und Belgien in die Kreditvergabe für Geschäftskunden ein. Die neue Tochter „Mollie Capital“ adressiert kleinere Handelsunternehmen, denen sie bis zu 250.000 EUR als Finanzierung, zum Beispiel für die Warenbeschaffung, anbietet. Die Rückzahlung soll flexibel über die täglichen Umsätze erfolgen, zusätzlich einer fest vereinbarten einmaligen Abschlussgebühr. 

Pliant kündigt Expansion an

Das Kreditkarten-Fintech Pliant steht kurz vor der Expansion in vier weitere Länder. Wie Mitgründer und Pliant-Chef Malte Rau in einem Interview verriet, wird das Fintech in den Niederlanden, Luxemburg, Portugal und Finnland aktiv werden. 

Pleo bietet Cashback

Das auf Unternehmensfinanzen und Firmenkreditkarten spezialisierte Fintech Pleo bietet seinen Kund:innen ab sofort 1 Prozent Cashback für Einkäufe mit den Pleo-Kreditkarten. Damit wolle das Fintech einen kleinen Beitrag zur wirtschaftlichen Entlastung der Firmen leisten, wie es in der Mail an uns heißt. Darin betont Pleo, dass die Firmen im nächsten halben Jahr mit einem monatlichen Anstieg der Betriebskosten um rund 48.000 Euro rechnen. Da müssten die Firmen denn reichlich per Kreditkarte bezahlen, um via Cashback diesen Betrag wieder reinzuholen.

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