Endlich gibt es nach TikTok auch mal wieder einen Hype für unsere Altersklasse und sie hat einen Namen: Clubhouse. Nach nur wenigen Wochen hat Clubhouse gefühlt ganz Deutschland überrannt. Jeder in unserer Bubble nutzt es, obwohl sich die App angeblich noch in der Beta-Phase befindet ausschließlich Apple Usern vorbehalten und die App nur per Einladungslink zugänglich ist.
Zwar flaut der Trend laut einer Studie ab, dieser zufolge haben immerhin schon 48% der Deutschen von Clubhouse gehört und vier Prozent nutzen es im Schnitt bereits einmal die Woche. Der Reiz der App besteht aus der Kombination aus Podcast mit Mitspracherecht. Ist ein bisschen wie Radio, bei dem jeder mitmachen darf!
Clubhouse: eine Plattform für nachhaltige Finanzen?
Mit meinem besonderen Augenmerk habe ich mir Clubhouse mit Blick auf meine Lieblingsthemen, Finanzen und Nachhaltigkeit, hin einmal genauer angesehen. Wird auf der Plattform über nachhaltige Geldanlage und das Zahlungsverhalten der Generation Y gesprochen? Oder welche Themen rund um Nachhaltigkeit sind dort präsent? Wer ist dort und was haben die zu sagen. Versuch startet! Handy an, App runtergeladen und los geht’s!
Gott sei Dank bin ich gut vernetzt und hatte schnell meinen Einladungslink. Erwartungsvoll habe ich mich auf die Suche gemacht, denn die Idee, sich mit Gleichgesinnten zu ganz spezifischen Themen auszutauschen, finde ich super. Im Austausch können Ideen entstehen, die viele Probleme lösen können – und das mit Menschen aus aller Welt, denn sogar Berühmtheiten wie Nico Rosberg oder Elon Musk nutzen Clubhouse. Talks mit bis zu 400 Teilnehmern sind keine Seltenheit. Einfach in einen Talk gehen und mit XYZ die EU Taxonomie diskutieren. Für meine letzte Kolumne hätte ich über Clubhouse so vielleicht noch viel mehr Futter erhalten können? Wer weiß.
Mal wieder keine eigene Rubrik für Nachhaltigkeit
Doch beim Einstieg musste ich wie auf vielen Plattformen ernüchternd feststellen, dass Nachhaltigkeit – wie leider so oft – keine eigene Rubrik ist. Ich konnte „mal wieder“ nur nach Wirtschaft, Philosophie etc. suchen.
Da ich das schon gewohnt bin, habe ich meinen Trick 17 angewandt. Ich habe begonnen, Freunde und bekannte Gesichter aus der Nachhaltigkeitsbranche aufzuspüren. Über mein Netzwerk bin ich dann auch auf Themen gekommen, die ich durchaus ansprechend fand.
- Impact Investing
- How to build a business for impact and profit
- Welchen Rechtsrahmen brauchen wir für den Klimaschutz?
- Consious Consumerism: changing the world together!
Thema gefunden. Zeit geblockt. Teilgenommen … und frühzeitig den Raum verlassen.
Und das hat mehrere Gründe. Doch da ich für das Thema „Green Finance“ stehe, sind mir vor allem zwei Dinge aufgefallen: Räume werden für massives Marketing verwendet und die Diskussionen sind daher nicht so richtig interessant. Außerdem ist es schwer, mit einer eigenen Frage zum Zuge zu kommen. Die Themen wurden eher oberflächlich ausgearbeitet.
Twitter und Co. funktionieren für das Thema Nachhaltigkeit besser
Daher sehe ich für das Thema „nachhaltiges Banking“ (aktuell) noch keinen richtigen Mehrwert. Denn auch, wenn ich die Idee mag, sind andere soziale Netzwerke besser geeignet. Twitter hat jetzt schon einen sehr wissenschaftlich basierten Austausch. Auf Instagram wird sich rege zu anwendungsorientierten Nachhaltigkeitsthemen, darunter Fragen zu zero waste, fair fashion etc ausgetauscht. Hinzu kommt, dass auch Akteure z.B. von Fridays for Future andere Netzwerke nutzen.
Deswegen steht hinter dem Thema Clubhouse für mich noch das große Fragezeichen. Welchen Mehrwert wird es für das Thema nachhaltiges Banking haben? Ich mag die Idee und die Umsetzung. Doch wie wird sich Clubhouse im Bereich Nachhaltigkeit von den anderen Plattformen wie Twitter, Instagram und Co unterscheiden?
Clubhouse hätte Potenzial, wenn …
Um das zu beurteilen, werde ich weiterhin beobachten, wer aus meinem Netzwerk Clubhouse noch aktiv beitreten wird. Denn stärkt sich die Nachhaltigkeits-Community, hebt dies das Potenzial ungemein, denn wir brauchen angesichts fortschreitenden Klimawandels im Schatten aktueller Probleme einen Raum für Gedankenaustausch und Ideenkonzeptionen. Auch auf Clubhouse könnte das gelingen, wenn
- anstatt von oberflächlichen Nachhaltigkeitsthemen wirksame Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden
- anstatt von Selbstprofilierung Austausch auf Augenhöhe stattfindet
- anstatt der elitären Apple-Userschaft, sich auch die breite Masse über Nachhaltigkeitsthemen austauscht
Wenn wir im Such-Filter von Clubhouse nicht mehr nach Nachhaltigkeit suchen müssen, weil wir wissen das alle Kategorien Nachhaltigkeit zur Selbstverständlichkeit gemacht haben – Dann haben wir einen großen Schritt erreicht. Sicherlich werde auch ich dann Clubhouse nochmal mit ganz anderen Augen betrachten.
Ich bin dann mal weg – der nächste Clubhouse Talk beginnt.