Still und heimlich wurde am Montag der Trade-Republic-Geschäftsbericht für das Jahr 2023 veröffentlicht. Darin steht ein Millionengewinn. Doch eine andere Zahl ist viel beachtlicher.

Erst Run aufs Tagesgeld, dann eine Million neue Kartennutzer in wenigen Monaten: Das Jahr 2024 läuft einfach richtig gut für Trade Republic. Neue Zahlen zeigen nun, dass die Erfolgssträhne offenbar schon länger anhält. Denn 2023 konnte das Fintech das verbuchen, wovon die meisten Start-ups nur träumen: Trade Republic vermeldet einen satten Gewinn für das vergangene Geschäftsjahr. 14 Millionen Euro stehen an Jahresüberschuss in dem still und heimlich am Montag veröffentlichten Jahresabschluss von Trade Republic. Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass viele Fintechs noch immer mit dreistelligen Millionenverlusten kämpfen, durchaus beachtlich. Noch beachtlicher wird die Zahl, wenn man sieht, dass Trade Republic noch 2022 insgesamt 145 Millionen Euro an Verlust als Jahresfehlbetrag in der Bilanz stehen hatte. Wie hat das Unternehmen so einen Turnaround hinbekommen? Und was steht sonst noch im Geschäftsbericht?

Fakt ist zunächst einmal: Trade Republic demonstriert mit dem nun veröffentlichten Jahresabschluss füe 2023, dass auf starkes Wachstum auch starke Gewinne folgen können. Damit setzt das Fintech, das einst von Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri gegründet wurde, auch ein positives Signal für den Rest von Fintech-Deutschland. Dort lief es nach langer Durststrecke zuletzt noch immer durchwachsen. Zwar konnte Vorzeige-Fintech Raisin für 2023 einen Gewinn vermelden und N26 erreicht seit dem Ende des Neukundendeckels wieder Rekordzahlen bei den Anmeldungen (über 200.000 Registrierungen im Monat). Doch Scalable Capital schreibt in seinem 2022er-Bericht immer noch einen zweistelligen Millionenverlust, bei Solaris haben sie gerade ein Drittel der Belegschaft vor die Tür gesetzt und neben Dock Financials musste zuletzt auch die Fintech-Bank Ride die Pleite verkünden. 

Trade Republic: Provisionerträge steigen um 40 Millionen Euro

Dass es für das mit fünf Milliarden Euro bewertete Trade Republic im Jahr 2023 deutlich besser lief, war schon länger klar. Gründer Christian Hecker hatte sich schon im Januar 2024 bei der Financial Times damit gebrüstet, nun vier Millionen Kunden zu haben und 35 Milliarden Euro zu verwalten. Auch habe man im Jahr 2023 profitabel gearbeitet, ließ sich Hecker zitieren. Allerdings hatte das Fintech damals noch keine konkreten Zahlen vorgelegt. Das hat sich jetzt geändert. Am Montag hat das Start-up seinen Jahresabschluss 2023 ohne großes Tam-Tam veröffentlicht. Nicht einmal eine Pressemitteilung gab es für den Jahresabschluss, aus dem sich dann doch das ein oder andere ableiten lässt.

Wichtig zu wissen ist zunächst: Der Jahresabschluss gilt nicht für das gesamte Jahr 2023. So beziehen sich die Zahlen auf den Zeitraum zwischen dem 01.10.2022 bis zum 30.09.2023 und nicht wie sonst im Finanzsektor üblich auf das Gesamtjahr 2023. Die beste Nachricht für das Fintech: Die Provisionserträge stiegen um mehr als 40 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Nach 135 Millionen Euro im Jahr 2022 verdiente das 2015 gegründete Start-up Trade Republic im Folgejahr 179 Millionen Euro damit, dass die Menschen fleißig auf seiner Plattform traden. Das ist gerade deshalb ein gutes Zeichen, weil es zeigt, dass der in Corona gestartete Hype ums digitale Trading noch immer anhält.

Geschafft hat Trade Republic die Steigerung aber nicht nur durch dadurch, dass die bestehenden Kunden mehr handeln, sondern auch durch die massive Akquise von Neukunden in vielen europäischen Ländern, Schon 2022 kam der Eintritt in elf Märkte, darunter Belgien, Griechenland und die Slowakei. Trade Republic schaffte das, ohne dafür weiteres Personal aufbauen zu müssen. 2021/2022 arbeiteten nahezu genauso viele Menschen bei Trade Republic wie 2022/2023. Das zeigt: Die Plattform kann nun skaliert werden, ohne dass man in Berlin ständig neue Entwickler oder andere Mitarbeiter dazukaufen muss. 

Expansion in elf neue Märkte und radikale Kostensenkung

Entscheidend, um neue Kunden auf die Plattform zu bekommen, dürften auch die EZB-Zinsentscheide gewesen sein. Die Europäische Zentralbank hatte den Leitzins 2023 mehrmals erhöht, woraufhin Trade Republic seine Zinsen auf beispielsweise Tagesgeld mehrmals angepasst hatte. Das hatte dort – wie auch bei anderen Neobrokern – zu einem starken Neukundenwachstum geführt. Lief es gut, konnte Trade Republic die Kunden nicht nur fürs Tagesgeld, sondern auch noch fürs Trading begeistern. Das, wie auch das leicht erweiterte Produktangebot, führt Trade Republic als Gründe für die gesteigerten Erträge an. 

Dass am Ende ein so dickes Plus unter dem Jahresabschluss steht, hat nicht nur mit den gestiegenen Einnahmen zu tun. Im Gegenteil: Die größte Überraschung im Bericht findet sich im unteren Drittel des Berichts. Dort heißt es, „andere Verwaltungsaufwendungen” seien im Vergleich zum Vorjahr um etwa die Hälfte reduziert worden. Statt 167 Millionen Euro stehen dort nur noch Kosten in Höhe von 80 Millionen Euro. Maßgeblich sind die gesunkenen Aufwendungen für Mieten, Marketing sowie Software- und Hardwaredienstleistungen, heißt es im Bericht. Auch die Rechts- und Beratungsleistungen sind gesunken. In der Folge konnte Trade Republic eine Cost-Income-Ratio von 85 Prozent erreichen, womit das Start-up selbst die eigenen Erwartungen übertraf. Gerechnet hatte die Geschäftsführung eigentlich mit einer Cost-Income-Ratio von nahezu 100 Prozent. Besonders der Vergleich zum Vorjahr ist extrem: Damals standen dort noch 228 Prozent zu Buche. 

Der Jahresabschluss erinnert stark an die Transformation von Bitpanda. Wie Payment & Banking damals exklusiv berichtet hatte, fielen auch dort die Kosten um einen signifikanten Millionenbetrag. Das führte zu einem Umsatz von 140 Millionen Euro sowie einem zweistelligen Millionengewinn. Legt man beide Berichte nebeneinander, könnte man glatt vermuten: Da verfolgt doch jemand das gleiche Playbook. 

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