Impact Investing: Mit Geld die Welt verbessern

Impact Investing: Mit Geld die Welt verbessern

Der Markt für wirkungsorientierte Investments wächst

Kann Kapital helfen, gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen? Daran glauben nicht mehr bloß Gutmenschen. Der Markt für nachhaltige Geldanlagen erlebte zuletzt einen regelrechten Boom (vor kurzem befasste sich auch eine unserer Gastautorinnen mit „nachhaltigen Investments„) . Noch relativ schüchtern in der Finance for Good-Familie ist das Impact Investing, das wirkungsorientierte Investieren. Hierbei wird Kapital in Unternehmungen mit dem Ziel gegeben, finanzielle UND gesellschaftliche Rendite zu erwirtschaften. Der Markt wächst auch in Deutschland.

Was unterscheidet Impact Investing von nachhaltigen Geldanlagen?

Nehmen wir einmal an, Firma XY will Kapital anlegen. Dann mag am Anfang die Frage stehen, wo es die beste Rendite zu holen gibt. Das hat mit Nachhaltigkeit wenig zu tun. Firma XY kann auch soziale, ökologische und ethische Kriterien (ESG-Kriterien) in ihre Investmententscheidung einbeziehen. Dann sprechen wir von nachhaltigen Geldanlagen. Oder aber, Firma XY fragt sich, wie sie ihr Kapital gezielt einsetzen kann, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Dann sind wir beim Impact Investing. “Positive soziale und/oder ökologische Wirkungen sollen möglichst direkt, intendiert und nachweisbar sein”, lautet die Definition der Bundesinitiative Impact Investing (BII). Wer wirkungsorientiert investiert, will also deutlich mehr als ESG-Kriterien einhalten. Die Wirkung ist nicht nur ein Nebeneffekt, sondern steht im Zentrum der Investmententscheidung.

Ein weiterer zentraler Unterschied ist die aktive Rolle des Geldgebenden. Investor*in, Investee und ggf. Intermediär einigen sich auf Wirkungsziele, die sie nachhalten und die Rendite bestimmen. Für Kapitalgebende bedeutet das mehr Engagement, aber auch deutlich mehr Gestaltungspielraum als z.B. bei einem klassischen grünen Investment.

Impact Investing: Mit Geld die Welt verbessern

“Um enormen Herausforderungen wie dem Klimawandel zu begegnen, brauchen wir neue Allianzen zwischen den Sektoren und eben auch frisches Kapital. Wir glauben, dass wirkungsorientiertes Investieren dabei eine wichtige Rolle spielen kann”; sagt Young-jin Choi, Impact Investing-Experte bei der gemeinnützigen PHINEO AG. PHINEO gehört zu den Pionieren des Impact Investing in Deutschland und treibt das Thema als Think Tank und Intermediärin für wirkungsorientierte Finanzierungsinstrumente voran.

Wer macht in Deutschland Impact Investing?

Impact Investing gibt es in unterschiedlichen Investorengruppen und Anlageklassen. Thematisch dominieren die globalen Megatrends Klimaschutz, Gesundheit, saubere Energie und Bildung. Zu den aktivsten Geldgebenden gehören einige große Stiftungen wie die BMW Foundation Herbert Quandt. Auch Family Offices, also Verwaltungen vermögender Einzelpersonen, entdecken Impact Investing als Investmentstrategie bzw. als Möglichkeit für philanthropisches Handeln. Aktuell schließen aber auch Banken und Asset Manager auf und vergeben z.B. wirkungsorientierte Kredite. Einige VC Fondsgesellschaften wie Ananda Ventures und Bonventure aus München investieren bereits seit Jahren wirkungsorientiert.

Klassische Empfänger von wirkungsorientierte Geldanlagen sind Unternehmen mit sozialer Ausrichtung, die mit einer neuen Idee oder einer neuen Technologie eine gesellschaftliche Herausforderung lösen wollen.

Geht das Konzept auf? Laut einer aktuellen Marktstudie der BII sagen drei Viertel der Investor*innen, dass die finanziellen Erträge ihre Erwartungen treffen. Zwei Drittel sagen außerdem, dass ihre Erwartungen an die Wirkung erfüllt wurden. Dass Investitionen in nachhaltige Unternehmenskonzepte langfristig höhere Renditen erzielen, ist mittlerweile durch mehrere Studien belegt. Die Frage allerdings, wie viel Impact Investing tatsächlich zur Lösung der großen globalen Herausforderungen beiträgt, ist auch unter Marktakteuren heiß diskutiert.

Impact Investing – das nächste große Ding?

“Impact Investing in Deutschland ist heute ein ausdifferenzierter Milliardenmarkt mit großem Wachstumspotential und hoher Dynamik”, heißt es in der Marktstudie der BII. Das tatsächliche Marktvolumen zu berechnen, ist allerdings nicht einfach. Schaut man allgemein nach Anlagen, die Investor*innen und Intermedäre mit “Impact” betiteln, ergibt sich eine Summe von über 17 Mrd. €. Zählen wir nur Investitionen zusammen, die mindestens die ESG-Kriterien beachten, sind es immerhin noch 6,5 Mrd. €. Auf wirkliche soziale und ökologische Rendite, im Zweifel auch auf Kosten der finanziellen Erträge, zielen lediglich Anlagen im Volumen von 2,9 Mrd. € ab.

Impact Investing: Mit Geld die Welt verbessern

Hier zeigt sich eine der zentralen Herausforderungen für den jungen Impact Investing-Markt: Wie Geldanlagen mit echter Wirkung von Impact-Washing unterscheiden? Es fehlt aktuell an einheitlichen Standards oder unabhängigen Prüfstellen, um die gesellschaftliche Wirkung einer Investition zu analysieren. Nur die Hälfte der Akteure hält Impact systematisch nach. Der Markt bleibt hinter dem eigenen Anspruch zurück.

“In den kommenden Jahren wird es für die Community zum einen darum gehen, Transparenz zu schaffen und Standards zu entwickeln. Zum anderen gilt es zu analysieren und darzustellen, was Impact Investing tatsächlich bewirken kann”, sagt Young-jin Choi von PHINEO. ”Ich hoffe, dass mehr und mehr klassische Finanzmarktakteure das Potenzial von Kapital erkennen, positive Veränderungen anzustoßen und sich für eine neue Rahmenordnung der Finanzwirtschaft einsetzen.“


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Autor

  • Merret Nommensen ist seit zehn Jahren Kommunikatorin mit Herz und Verstand. Digital und analog bringt sie Mitstreiter*innen rund um um das Thema Soziale Verantwortung zusammen. Seit September 2020 unterstützt Merret das Team von Payment & Banking.

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