Dürfen wir vorstellen: Hartmut Giesen
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Hartmut Giesen unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegenen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir ab heute in einer ganz eigenen Kategorie kurz portraitieren und vorstellen und haben dazu einen immergleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Hartmut Giesen unsere Fragen. Hartmut ist Business Developer bei der Sutor Bank und hat für und mit der Sutor Bank in den letzten Jahren eine dezidierte Fintech-Strategie entwickelt und umgesetzt.
Wer bist Du, was machst Du?
Hartmut Giesen, verheiratet, zwei Kinder, seit 2012 für die Sutor Bank inSachen Fintech unterwegs. Seitdem haben wir eine Banking-Plattform aufgebaut,an die Startups und andere digitalen Unternehmen sich andocken können, umselbst Finanzdienstleistungen anbieten zu können. Unsere Spezialität liegt dabei in der Entwicklung individueller Lösungen für Partner wie Zinspilot, Fairr.de, Growney, Cashcape oder Fintiba. Aktuell wachsen wir mit unseren Partnern sehr schnell und haben aktuell über 150.000 Fintech-Kunden.
Was waren deine ersten Berührungen mit der Payment- und Bankingindustrie?
Intensiver ab 2012, als ich begann, für die Sutor Bank eine Marketing-Strategie zu entwickeln und umzusetzen, die die dann über einige Stationen – z. B. Entwicklung eines eigenen Robo Advisors – in der Fintech-bzw. Banking-Plattform-Strategie mündete, für die wir heute bekannt sind. Zuvor war ich im Technologie-Marketing unterwegs. Dort ging es häufiger um Banken und Finanzdienstleister als Anwender von Software oder Entwicklungstools. Erste Berührungspunkte gab es deshalb schon in den 90iger Jahren.
Wann hast du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Wahrscheinlich 2013. Intern nannten wir das Kind zunächst Next Finance,weil der Begriff Fintech noch nicht so präsent war. Erst als sich Fintech als das Schlagwort etablierte, haben wir uns dieser Begrifflichkeit angepasst.
Wie definierst du FinTech?
Im Sinne von Fintech als unternehmerische Bewegung: Als Kategorie Begrifff ür Startups, die diese Umgestaltung in Konkurrenz zu oder in Kooperation mit traditionellen Finanzdienstleistern vorantreiben und daraus eigene Geschäftsmodelle entwickeln. Die kreative Umgestaltung der Wertschöpfungskette unterscheidet sie von traditionellen Technologie-Anbietern und –Dienstleistern für Finanzunternehmen, deren Lösungen die bestehenden Wertschöpfungsketten nur effizienter gemacht, aber nicht wesentlich verändert haben.
Im technischen Sinne: die technologiegetriebene, digitale Umgestaltung derWertschöpfungsketten in der Finanzindustrie.
Insgesamt sehe ich den Trend, dass Fintech im technischen Sinne außer von Startups und Banken vermehrt von etablierten Technologie- und Digital-Unternehmen eingesetzt wird, die ihre eigene Wertschöpfung durch das Angebot von Finanzdienstleistungen erhöhen. Dazu zählen nicht nur die inzwischen sprichwörtlichen GAFAs, sondern auch Vergleichsplattformen oderE-Commerce-Unternehmen, die Finanzdienstleistungen unter eigenem Labelanbieten.
Was glaubst Du, machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Soweit es Banken sind: Die Entwicklung regulatorisch technischer Frameworks, um Fintech-Geschäftsmodelle umzusetzen. Was sie nicht im engeren Sinne besser machen, aber wo sie klare Vorteile haben: Kundenvertrauen und Kundenbasis.
Was kann man von FinTechs lernen?
Die Frage in dem Sinn verstanden, was man von der Arbeit mit vielen Fintechs lernen kann: die Faktoren für den Erfolg und das Scheitern von Fintechs zu identifizieren. Verstanden im Sinne, was man sich von Fintechs abschauen kann: den schnellen Aufbau von Geschäftsmodellen inkl. Finanzierung.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Aus verschiedenen Gründen, dazu gehören unter anderem:
- Angst vor Selbstkannibalisierung; der Wert „digitaler“ Kunden ist in aller Regel deutlich geringer als der von „analogen“ Kunden.
- Scheu, vordergründig funktionierende Prozesse zu verändern.
- die Schwierigkeit, exponentiell verlaufende, technologische Revolutionen zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren; (am Anfang sieht alles erstmal klein und unbedeutend aus und dann geht es auf einmal ganz schnell).
- ein auf Stabilität und Zuverlässigkeit fokussiertes Mindset (was bei Banken auch wünschenswert ist).
Was würdest du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking – Industrie arbeiten würdest?
Ähnliches; immer an Stellen, wo es darum geht, aus Trends und Innovationen ein Business aufzubauen. Vielleicht unternehmerisch im Jugendtourismus, wo ich ehrenamtlich unterwegs bin (gibt es viel digitales Disruptionspotenzial).
Bei welchem Unternehmen würdest du gerne mal einen Tag arbeiten?
Andreessen Horowitz
Mit wem würdest du gerne mal ein Bier trinken?
Peter Thiel oder Christian Sewing
Ihr habt Lust Euer Gesicht ebenfalls vorzustellen, oder kennt jemanden der dies unbedingt sollte, dann schreibt eine Mail an: [email protected]