Gesichter der Branche – Niclas Storz von Tidely

In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Mittlerweile haben über 300 Szene- und Branchen-Köpfe unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten beantwortet.

Jetzt haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?

Dürfen wir vorstellen? Das ist: Niclas Storz von Tidely

Wer bist du, was machst du?

Ich bin Niclas Storz, 51 Jahre alt und der Gründer von Tidely, einer Plattform für Liquiditätsmanagement. Davor war ich knapp 25 Jahre in der Strategieberatung tätig. 20 Jahre dieser Zeit habe ich zuletzt als Senior Partner bei BCG verbracht und im wesentlichen Transformationsprogramme bei Banken begleitet.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Ich stehe morgens gegen 7:00 Uhr auf, um mit der Familie zu frühstücken. Danach fahre ich ins Tidely Office und arbeite gemeinsam mit dem Team an der besten Software der Welt. Tidely ist eine cloudbasiert SaaS-Lösung für die Steuerung der Finanzen für KMUs. Abends fahre ich dann wieder nach Hause, um mit der Familie Zeit zu verbringen. Gefolgt von etwas Arbeit.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Früher als Strategieberater habe ich jeden Tag sehr viele Folien produziert und versucht, “schlaue” Ratschläge zu geben; aber ich habe eigentlich NIE etwas wirklich selber entschieden oder wurde an meiner Entscheidung gemessen.

Als Gründer und Co-CEO von Tidely ist es diametral anders. Jeden Tag müssen sehr viele Entscheidungen in kürzester Zeit getroffen werden. Das ist super erfüllend und macht sehr viel Spaß. Die Interaktion mit den Kunden ist darüber hinaus auch sehr befruchtend. Aber es ist alles auch emotional sehr anstrengend.

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Nein, der Gedanke ist über die Jahre gereift. Ich war bei BCG als Senior Partner für verschiedenen Themen verantwortlich, unter anderem habe ich die letzten 10 Jahre weltweit vorwiegend große Transformationsprogramme bei Banken verantwortet und geleitet. Die Erfahrung, wie schwer sich zum Teil die großen und etablierten Häuser mit dem dynamischen Marktumfeld tun, und zum Teil nur sehr langsam Veränderungen durchführen, hat in mir den Wunsch reifen lassen, es anders zu machen und ein Fintech zu gründen, das wirklich ein Problem löst und dabei sehr agil agiert.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Ich versuche den Leuten eine Vision zu vermitteln und zu skizzieren, wohin wir Tidely führen möchten. Es ist mir dabei wichtig, nahbar zu sein, denn ich bin auch nur ein Mensch mit Ecken und Kanten. Die Leute sollen wissen, dass ich auch viele Fehler mache und versuche aus diesen zu lernen. Bei mir spielt “Humor im Job” eine ganz zentrale Rolle – das war schon als Berater so. Egal, wie spät wir nachts noch gearbeitet haben, ich habe immer versucht, dass gute Stimmung geherrscht hat und viel gelacht wurde. Ich bin kein Fan von Hierarchien – mir ist die Wertschätzung der einzelnen Menschen extrem wichtig. Dieses Gefühl möchte ich immer transportieren.

Wie definierst du Erfolg?

Ich verbinde Erfolg mit glücklichen Mitarbeitern, die viele Freiheiten und Entscheidungsspielräume in ihrem Arbeitsalltag haben. Zufriedene Kunden und ein dynamisches Wachstum gehören für mich auch zum Erfolg. Mein ultimatives Ziel ist es, ein schnelles Wachstum bei gleichzeitig hoher Mitarbeiterzufriedenheit zu erreichen.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Ein gutes Kundenverständnis ist das wichtigste. Zu erkennen, wo die wirklichen Probleme der Kunden liegen, ist die zentrale Herausforderung. In der Payment- und Banking Industrie sollten nicht einfach fertige Lösungen angeboten werden. Viel wichtiger ist die gemeinsame Entwicklung mit den Kunden – denn diese verstehen am besten die Herausforderungen im Daily Business.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Eine gute Portion Energie, Passion und vor allem Humor.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Eines meiner Motto ist “Let Others Shine”. Ich mag keine “Politics” und
Werte, wie Vertrauen und Ehrlichkeit bilden die Voraussetzung für eine gute Kultur.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

In der Vergangenheit war ich 100% Team Büro – die letzten Jahre haben mich aber fundamental verändert (und das liegt nicht an Corona). Ich habe realisiert, dass alle Menschen eigene Bedürfnisse und Wünsche haben und NUR wenn diese zu einem gewissen Grad bedient werden, kann eine tiefe Freude an der Arbeit entwickelt werden. Nur mit dieser können Menschen meiner Meinung nach die richtige Qualität im Job „liefern“. Mir ist es wichtig, dass jeder für sich entscheidet, wie viel Zeit er oder sie im Homeoffice oder im Büro verbringen möchte. Dennoch ist in manchen Situationen natürlich der persönliche Austausch im Office wichtig und hilfreich.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Lego! Seit meinen Kindertagen bin ich großer Lego-Fan – speziell von Lego Technic. Mit meinem dreijährigen Sohn verbringe ich jetzt schon viel Zeit mit Lego.
Grundsätzlich würde es mich interessieren, in einer produzierenden Industrie tätig zu sein.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein.

„Alle Fünfe gerade sein lassen” – das wäre ein guter Leitspruch für mich gewesen. Vermutlich war ich früher weniger entspannt, als ich es heute bin. Vielleicht war ich bisweilen auch etwas “überehrgeizig”.

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

Eine radikale Steuerreform durchführen, um den Leute wieder Anreize zu geben und den massiven Geldverschwendungen der öffentlichen Haushalte Einhalt gebieten.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

Eine Hütte in den Bergen kaufen und mich davorsetzen, um den Ausblick zu genießen. Außerdem würde ich mir einen alten Landrover Defender kaufen und die Kids morgens in die Schule fahren.

Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?

Zum Frühstück gibt es Porridge mit Obst und Mandeln. Mittags darf es dann ein gegrillter Fisch sein. Abends ist Brotzeit.

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

Schweden, da ich selber halber Schwede bin. Skandinavien spricht mich generell sehr an. Die Skandinavier schaffen eine hervorragende Balance aus Privatleben und Karriere. Jedes Mal, wenn ich nach Skandinavien reise, komme ich mental extrem runter.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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