Folge 5: Starke Frauen – starke Stimmen

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Das sind die weiblichen Gesichter der Branche

Jeden Mittwoch beantworten in unserer beliebten Reihe „Gesichter der Branche“ Personen aus der Payment- und Banking-Industrie unseren standardisierten Fragebogen mit jeweils zehn Fragen. Über die Jahre ist hierbei eine Vielzahl interessanter Antworten zusammen gekommen.

In dieser Reihe kommen auch viele tolle Frauen der Branche zu Wort, die mit ihren Ideen, Visionen und Weitsicht die Finanzindustrie entscheidend prägen und den Weg hin zu mehr Diversität voranbringen. Heute gibt es eine Auswahl ihrer Antworten auf die Frage: Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

Und hier ihre Antworten:

Als Psychologin denke ich hier als erstes an die Widerstände, die Menschen häufig gegen Veränderungen haben. Die Bewegung von einem „Status Quo“ hin zu einer neuen Option, ist für Menschen mit psychologischen Kosten verbunden. Dieser Change-Prozess ist aus meiner Sicht eine der Herausforderungen für etablierte Unternehmen, wenn es um Digitalisierung geht. Der Vorteil junger Unternehmen ist hier, dass kein Change-Prozess stattfinden muss, sondern direkt digital gestartet werden kann.
Minou Ghaffari, Pair Finance

Diese Frage zu beantworten, ist nicht ganz leicht. Aus persönlicher Erfahrung kann ich schon mal nicht sprechen, da ich nie in einem „etablierten Unternehmen“ gearbeitet habe. Wenn man aber mal überlegt, was Digitalisierung konkret bedeutet, dann wird schnell klar, warum sie große Herausforderungen an Unternehmen stellen kann.Die Digitalisierung erfordert von Unternehmen die umfassende Automatisierung von Prozessen und Systemen und die Einbindung von neuen Datenquellen und damit einhergehend die Infragestellung des Status Quo. Vor dieser Kraftanstrengung stehen etablierte Unternehmen, bei jüngeren Unternehmen ist Digitalisierung hingegen eine Selbstverständlichkeit.
Aiga Senftleben, Billie

Bei jüngeren
Unternehmen ist Digitalisierung hingegen eine Selbstverständlichkeit.

Bereits existierende Strukturen stellen das größte Hemmnis in Sachen Digitalisierung und Innovation dar. Es ist oft schwer, Unterstützung innerhalb der Organisation zu finden, da auf dem Weg zur Digitalisierung in der Praxis oft eigene Geschäftseinheiten kannibalisiert werden müssen. Zudem erschweren es hohe Umsätze und Gewinne bestehender Geschäftseinheiten, Innovationsprojekte als relevant erscheinen zu lassen, weil deren finanzielles Potenzial in den kommenden zwei bis drei Jahren in aller Regel nicht mit dem des bestehenden Geschäfts vergleichbar ist. Das gleicht dann etwas dem Dilemma der Politik: Was in der aktuellen Legislaturperiode keinen deutlich sichtbaren Nutzen mehr bringt, wird gerne mal verschoben. Trotzdem müssen gerade CEOs aber noch öfter den Mut haben, sich die Frage zu stellen: “How do we disrupt ourselves?” – und es dann auch durchziehen. Denn wenn sie es nicht selbst machen, macht es früher oder später jemand anders.
Dr. Ella Rabener, BCG Ventures

Das größte Problem ist das fehlende Vertrauen

Größte Hürde im Bereich der digitalen Finanzierung ist immer noch das fehlende Vertrauen, zum einen in die Datensicherheit und zum anderen in die digitalen (Finanz-)lösungen selbst – die meisten können sich einfach nicht vorstellen, dass komplexe und beratungsintensive Geschäfte digital abbildbar sind und scheuen sich davor, sich näher damit zu beschäftigen. Stattdessen geht bei Mittelständlern, die Kapitalbedarf haben, der Gang meistens erst einmal zur guten alten Hausbank. Dass es aber auch einen einfachen digitalen Weg gibt, den Unternehmen nutzen können, um am Kapitalmarkt zu partizipieren, wissen viele nicht.
Kristin Baumhardt, CrowdDesk

Digitalisierungsprojekte verlangen von etablierten Unternehmen, genau dieses lang etablierte Kerngeschäft und seine Prozesse zu hinterfragen. Auch, wenn beim Abgleich mit dem Markt und Kundenbedürfnissen Handlungsfelder meist schnell identifiziert werden, braucht es die Kraft, das auch in die Tat umzusetzen. Dafür braucht es Risikobereitschaft, den Mut auch mal mit einer weniger als 100%-igen Lösung an den Markt zu gehen und sich konsequent am Nutzer zu orientieren.
Carlotta Laetizia Mondino, finleap connect

man reading magazine

Weil sie so viele Prozesse etabliert haben, hat ihre Veränderung eine viel größere Wirkung, was die Planung und Bewältigung sehr viel schwieriger macht. Die „Angst“ vor den Risiken und der Tatsache, dass sie früher nicht nutzerzentriert waren, und diese Denkweise ändern zu müssen, erfordert Zeit und Fachwissen.
Katja Hunstock, finleap connect

Viele der Etablierten sitzen auf einer unzeitgemäßen und hoch komplexen IT. Man kann nicht mal so einfach ein Kernbankensystem ablösen. Die Prozesse sind häufig komplex und über Jahrzehnte gewachsen. Die Entwicklungen von neuen digitalen Produkten, einer App, Antragsstrecken und Co finden leider nicht auf der grünen Wiese statt. Da müssen Schnittstellen auf Daten in den Altsystemen gebildet werden und auch wieder in diese zurückspielen. Daneben haben viele Unternehmen auch noch nicht die Mitarbeiterstruktur um die neuen Anforderungen schnell entgegnen zu können.
Maren Heiß, DKB

Das liegt vor allem an der Legacy und der Infrastuktur. Aber auch an eingefahrenen Prozessen und Denkweisen.
Juliane Schmitz-Engels, Masercard

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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