In unserem monatlichen Überblick kommt hier unsere News-Rückschau für den Januar 2022. Wie immer kommentiert und eingeordnet von den Payment & Banking Experten André Bajorat und Jochen Siegert. Viel Spaß mit dem FinTech News-Rückblick Januar 2022
Revolut startet mit europäischer Lizenz in Deutschland
Mit einer EU-weit nutzbaren Banklizenz aus Litauen startet die britische Neobank Revolut jetzt auch in Deutschland durch. Bisher hat das Unternehmen hierzulande nur mit der Zulassung einer E-Money-Lizenz gearbeitet. Revolut rechnet nach eigenen Angaben selbst damit, dass die Bank in Zukunft unter die direkte Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) fallen könnte. Mit der neuen Lizenz werden die Einlagen der Kund:innen bis 100.000 EUR durch das europäische Einlagensicherungssystem geschützt.
Finanzspritze: Weitere acht Millionen für FinTech-App Finanzguru
Mit mehr Geld in der Tasche startet nach einer erweiterten Serie-A Finanzierung in Höhe von acht Millionen Euro das Frankfurter FinTech Finanzguru. Die Investoren VR Venture, Coparion und Venture Stars gemeinsam mit HDI, der Deutschen Bank sowie Business Angel Frank Strauß stellen dem Unternehmen 8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Mit dem frischen Kapital will Finanzguru das bestehende Angebot durch Hinzunahme des Finanz- & Versicherungsgeschäfts deutlich erweitern.
Geldregen: 486 Mio. für Qonto
Das aus Frankreich stammende Fintech Qonto hat erfolgreich eine Serie-D-Finanzierungsrunde in Höhe von 486 Mio. Euro abgeschlossen. Die Bewertung steigt auf 4,4 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Neo-Bank N26 kommt aktuell auf rund 9 Mrd. Qonto will nach eigenen Angaben 100 Mio. Euro in den deutschen Markt investieren und konkurriert hierzulande mit Penta, Holvi oder Kontist. Neben dem Banking bietet Qonto den Kund:innen auch die Digitalisierung von Belegen und besitzt Schnittstellen zu Partnern wie der Datev. Tiger Global und TCV führen die Finanzierungsrunde an. Auch bestehende Investoren haben sich erneut beteiligt.
Banxware sammelt Geld ein meldet strategische Partnerschaften
Banxware hat in einer Seed-Erweiterungsrunde unter der Führung von Element Ventures 10 Millionen Euro gesammelt. Als Co-Investoren beteiligen sich D4 Ventures, FinVC und die Varengold Bank AG. Banxwares Bestandsinvestoren Force over Mass, VR Ventures und HTGF haben ihre Investitionen im Rahmen dieser Runde deutlich erhöht. Das gilt auch für die bereits investierten Branchenexperten, darunter Payone-Gründer Jan Kaniess und Carl Frederic Zitscher. Alex Urdea von Upper90 und Paula Blazquez Solano vom Venture-Arm der Banco Sabade, Credo Capital Partners, gehen die Runde mit. Wenige Tage zuvor gab das Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit Payone bekannt, zwei Wochen später eine weitere mit der Varengold Bank aus Hamburg.
1 Mrd. US-Dollar für Checkout
Der Zahlungsabwickler Checkout.com meldet den erfolgreichen Abschluss einer Serie-D-Finanzierung in Höhe von 1 Mrd. Dollar. Hauptinvestoren der Runde sind Altimeter, Dragoneer, Franklin Templeton, GIC, Insight Partners, die Qatar Investment Authority, Tiger Global und der Oxford Endowment Fund. Das Unternehmen erreicht damit eine Bewertung in Höhe von 40 Mrd. Dollar. Mit dem frischen Geld möchte das Fintech sein US-Geschäft ausbauen und eine Lösung für Marktplätze entwickeln.
Schweizer Kryptobank sammelt Geld ein
Die Kryptobank Seba darf sich ebenfalls über eine gelungene Finanzierungsrunde freuen. Altive, Ordway Selections, Summer Capital und Defi Technologies stecken 110 Mio. Franken in das Unternehmen, das zuvor im Dezember 2020 eine Runde über 20 Mio. Franken abgeschlossen hatte. Nach eigenen Angaben ist die Kryptobank inzwischen in über 25 Märkten aktiv.
Railsbank bietet neue BNPL-Lösungen an
Noch in diesem Jahr will die Railsbank eine neue BNPL-Lösung in Großbritannien und Deutschland verfügbar machen, die es den Handelsunternehmen als Whitelabel-Lösung erlauben soll, ein eigenes BNPL-Angebot zu unterbreiten. Wie die Railsbank mitteilt hat, soll das Produkt Ratenzahlungen bis zur Laufzeit von 36 Monaten umfassen.
Hawk.Ai will weiter expandieren
Nicht nur in Deutschland und den USA will das Fintech Hawk Ai weiter expandieren. Den Bedarf an Lösungen zur Geldwäsche-Prävention sieht CEO Tobias Schweiger auch in weiteren Regionen, etwa in Asien. Erste Expansionsschritte wurden in Frankreich und Großbritannien eingeleitet. Weitere Märkte sollen folgen.
Neufund am Ende
Für das Fintech Neufund geht es nicht weiter. Bereits am 17.1. schließt das Angebot, eine Fundraising- und Investmentplattform auf Blockchainbasis, seine Pforten. Als wichtigsten Grund sieht das Fintech selbst, dass die Technologie ihrer Zeit und besonders der Regulatorik voraus gewesen sei.
Coinbase übernimmt FairX
Coinbase beabsichtigt offenbar in den Handel mit Derivaten einzusteigen. Um das Ziel zu erreichen, übernimmt das Unternehmen die Plattform FairX. Zum Preis machte das Fintech keine Angaben. FairX ist eine von der CFTC regulierte Handelsplattform für Derivate.
Cominvest knackt Milliarden-Marke bei Kundenvermögen
Die digitale Vermögensverwaltung der Comdirect, Cominvest, hat die Schwelle von einer Mrd. Euro Kundenvermögen überschritten. Wie das Unternehmen mitteilt, konnte der Robo-Advisor in den vergangenen sechs Monaten die Assets under Management um rund 175 Mio. Euro steigern. Davon gehen zwei Drittel auf Mittelzuflüsse zurück, der Rest sind erwirtschaftete Renditen.
Spesen-Fintech Spendesk ist Frankreichs nächstes Unicorn
Das Rennen hat begonnen! Nachdem erst vor wenigen Tagen das französische Fintech Qonto Unicorn-Status erreicht hat, steigt mit Spendesk ein weiteres Unternehmen in die Riege der Unternehmen auf, die mit mehr als 1 Milliarde Euro bewertet werden. Nach einer Erweiterung der Series-C-Runde sammelt Spendesk zusätzliche 100 Millionen Euro ein.
Kryptobörse übernimmt deutsche Privatbank
Die Kryptobörse Bitmex will die Privatbank Von der Heydt übernehmen. Das Institut ist einer der wenigen Banken in Deutschland, die die Verwahrung und Tokenisierung von digitalen Assets anbieten. Ziel der Übernahme ist es, einen „One-Stop-Shop“ für regulierte Krypto-Produkte für die Region D-A-CH aufzubauen. Den Kaufvertrag haben beide Seiten bereits unterzeichnet. Der Übernahme muss die Bafin noch zustimmen. Finanzielle Details verrät die Mitteilung allerdings nicht.
Commerzbank steigt bei EPI aus
Das Ziel der European Payments Initiative (EPI) ist der Aufbau eines eigenen Zahlungssystems, um mehr Unabhängigkeit von Unternehmen wie Paypal, Visa oder Mastercard zu erreichen. Doch derzeit sieht es eher danach aus, dass statt eines großen Wurfs eine Schmalspur-Lösung herauskommt. Denn nach aktuellen Berichten ist die Commerzbank nicht mehr dabei. Zudem haben auch zahlreiche Banken aus Spanien ihren Rückzug aus dem Projekt vollzogen. Offenbar beurteilen die Institute Aufwand und Ertrag negativ.
Moss wird zum halben Einhorn
Das auf Ausgabenmanagement und Karten spezialisierte Fintech Moss meldet den erfolgreichen Abschluss einer Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 75 Mio. Euro. Die Runde führt Tiger Global an. Die Gesamtfinanzierung erhöht sich auf über 130 Mio. Euro. Der Weg zum Unicorn ist mit dem neuen Funding zur Hälfte zurückgelegt, denn die Bewertung des Fintechs klettert auf 500 Mio. Euro. Nachdem Niederlanden will Moss jetzt nach Großbritannien expandieren.
Versicherer Coya fusioniert mit dem französischen Insurtech Luko
Französische Unternehmen scheinen aktuell einen Lauf zu haben. Nach Mega-Funding Meldungen nun die Übernahmen: Das französische Insurtech Luko von Gründer Raphaël Vullierme fusioniert mit dem digitalen Vollversicherer Coya.
Coya mit Sitz in Berlin bietet hierzulande mit Hausrat-, Haftpflicht und Haustierversicherungen in Deutschland.
Plaid kauft KYC-Fintech Cognito
Für die stolze Summe von 250 Mio. Dollar kauft sich Plaid das KYC-Startup Cognito aus Kalifornien. Das Unternehmen bietet SaaS-Lösungen zur Identitätsüberprüfung an, die nach eigenen Angaben bereits von über 100 Finanzdienstleistern und Banken eingesetzt werden. Darunter sind auch direkte Kunden von API-Provider Plaid.
VR Ventures will verstärkt in Kryptofirmen investieren
VR Ventures, der Risikokapital-Fonds von 17 deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, will verstärkt Investments in Kryptofirmen ins Visier nehmen. Der Ende 2019 aufgelegte Fonds hat ein Volumen von knapp 70 Mio. Euro. Ziel ist es, insgesamt 25 Beteiligungen über einen Zeitraum von fünf Jahren aufzubauen. Aktuell ist der Fonds in neun Unternehmen investiert. Da das Thema Krypto jetzt die Masse erreicht, sei es auch an der Zeit, in solche Unternehmen zu investieren.
Remagine in der Insolvenz
Im vergangenen Jahr sorgte das Fintech Remagine noch mit einem großen Funding für positive Schlagzeilen. Im Rahmen einer Neupositionierung wollte sich die Firma als nachhaltiges Banking-Angebot mit dem Fokus auf Business-Kund:innen präsentieren. Offenbar gelang es dem Fintech aber nicht, rechtzeitig neue Investoren für die Idee zu begeistern. So hat Remagine jetzt die Insolvenz verkündet.
12 Mio. für Circula
Das auf Reisekosten- und Spesenmanagement spezialisierte Fintech Circula sichert sich 12 Mio. Euro in einer neuen Finanzierungsrunde. Alstin Capital, der Fonds von Carsten Maschmeyer, führt die Runde an, an der sich auch Peak Capital aus den Niederlanden und Storm Ventures aus den USA beteiligt haben. Ebenfalls dabei ist auch das Startup Personio.
Billwerk übernimmt Sofacto
Das in Frankfurt beheimatete Fintech Billwerk übernimmt das französische Unternehmen Sofacto. Angaben zum Kaufpreis hat das 2015 gegründete Fintech nicht gemacht. Sofacto bietet ebenfalls eine Lösung für wiederkehrende Abrechnungen und Abo-Management, die basiert allerdings auf der Salesforce Lightning-Plattform und ist entsprechend gut in das Ökosystem integriert. Erst im November hatte Billwerk den Zusammenschluss mit Reepay aus Dänemark verkündet. Ziel von Billwerk ist nicht weniger, als die Markführerschaft in Europa im Subscription Management zu werden.
Sparkassen erteilen Bitcoin offiziell eine Abfuhr
Vorderhand wird es jetzt vielleicht doch nichts mit Kryptowährungen bei den Sparkassen. Die Meldung schlug vor einigen Wochen hohe Wellen: Die Sparkassen sollen daran arbeiten, den Kund:innen den Handel mit Bitcoin und anderen Kryptos anzubieten. Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbandes Bayern, erteilte dem jetzt offiziell in einem Interview eine Absage. Bekanntlich ist die Welt der Sparkassen aber groß und kompliziert. Und so könnte in anderen Verbänden weiter an dem Thema gearbeitet werden.
15 Mio. für Tuum
Das Fintech Tuum, die ehemalige Modularbank, hat eine Serie-A-Finanzierung in Höhe von 15 Mio. Euro erhalten. Portage Ventures, Blackfin Tech und Karma Ventures führen die Runde an. Das Geld will das Fintech in das Wachstum und die Expansion in weitere Märkte stecken.
Klarna startet Festgeld-Angebot in App
Gleich zwei Neuigkeiten gibt es von Klarna. In Deutschland führt das Fintech ein neues Festgeld-Angebot ein. Das „Festgeld+“ kann direkt in der Klarna-App abgeschlossen werden. Klarna bietet vier verschiedene Laufzeiten und bis zu 1,15 Prozent Zinsen an. In Großbritannien bringt das Fintech eine physische Klarna-Card an den Start, mit der die Kund:innen dann das BNPL-Angebot auch beim Einkaufen in Geschäften nutzen können.
SAP will Taulia übernehmen
Das Fintech Taulia wurde bereits 2009 gegründet und hat sich auf Lieferanten-Finanzierungen für Unternehmen spezialisiert. SAP hat angekündigt, die Firma übernehmen zu wollen, aber eigenständig unter dem Dach von SAP fortzuführen. Finanzielle Details wurden bisher nicht verraten, angedeutet wurde indes, dass SAP weniger als 1 Mrd. Dollar für rund 95 Prozent der Anteile bezahlen werde.
Orderbird wird zur Payment-Firma
Orderbird, bekannt durch seine auf dem iPad basierende Kassenlösung für die Gastronomie, verstärkt seine Führungsspitze. Dr. Katrin Stark übernimmt die Aufgabe des COO. Sie bringt viel Erfahrung mit: So war sie Beraterin bei McKinsey & Company und verantwortete als Senior Managerin verschiedene Positionen bei der Commerzbank, der Deutschen Bank und der Silicon Valley Bank. In ihrer neuen Aufgabe soll sie den Übergang des Unternehmens zur Payment-Firma begleiten. Denn Orderbird will zu einer festen Größe im Zahlungsdienstleistungssektor, wie das Fintech per Mail mitgeteilt hat.
Finmatics kommt nach Deutschland
Aus Österreich stammt Finmatics, das sich auf die Automatisierung von Buchhaltungsprozessen spezialisiert hat. Mit KI-Unterstützung will es den gesamten Prozess vom Eingang der Belege bis zur automatisierten Verbuchung für Firmen und Steuerkanzleien vereinfachen. Nach eigenen Angaben nutzen bereits 20.000 Unternehmen das Angebot, das jetzt nach Deutschland und Ungarn expandiert. Dazu hat das Fintech Büros in München und Budapest eröffnet.
JJ Entertainment will Neofin übernehmen
Das in Hannover ansässige Unternehmen JJ Entertainment, auf Digitalisierungslösungen für die Finanzbranche spezialisiert, will das Hamburger Fintech Neofin übernehmen. Die Übernahme wird durch Aktien finanziert und würde aktuell ein Volumen im zweistelligen Millionenbereich bedeuten. Nach der Übernahme soll die operative Tätigkeit von Neofin, nämlich die Tokenisierung von Wertpapieren und Sachanlagen, zum operativen Geschäft der JJ Entertainment werden.
Personalia:
Dr. Peter Robejsek wird Mastercard-Chef in Deutschland
Zum 1. Januar hat Dr. Peter Robejsek die Aufgabe des Country Manager für Mastercard Deutschland übernommen. Er ist bereits seit 2017 für Mastercard tätig und hat in den vergangenen Jahren als Vice President das Produktmanagement für Deutschland und die Schweiz verantwortet. Er folgt auf Peter Bakenecker, der neuer President Central Europe von Mastercard wird.
Trade Republic verstärkt Führungsteam
Mit Andreas Torner (ehemals Deutsche Bank) und Gernot Mittendorfer („Erste Group“) soll Neo-Broker Trade Republic seine Unternehmensführung um zwei erfahrene Top-Banker verstärken. Beide werden formal wohl auch an der Spitze des Unternehmens stehen.
Neuer COO für Anybill
Seit Anfang des Jahres hat das Fintech Anybill einen neuen COO/CFO, wie die Firma heute mitteilt. Die Aufgabe übernimmt Jan Sobota, der beim „Enabler für digitale Kassenbons“ nicht nur das operative Geschäft leiten wird, sondern auch das Wachstum vorantreiben soll. Sobota bringt 15 Jahre Erfahrungen aus der Digitalwirtschaft mit. Arbeitsstationen waren u. a. Condé Nast Germany und Farfetch.
N26 verliert COO Gormley
N26 muss einen weiteren prominenten Personalabgang verkraften. Zum April wird Adrienne Gormley das Fintech verlassen. Sie will sich neuen beruflichen Herausforderungen stellen. Ihre Aufgabe als Chief Operating Officer soll Jan Kemper übernehmen, der dann die Doppelrolle des CFO und COO übernimmt.
Aiga Senftleben wird Teil der Billie-Geschäftsführung
Das Fintech Billie beruft Mitgründerin Aiga Senftleben in die Geschäftsführung des Unternehmens und erweitert damit erstmals die Firmenleitung. Bereits seit 2016 verantwortet sie die Bereiche Rechtliches und Compliance bei Billie und will in der neuen Funktion den Themen Firmenkultur und Employer Branding stärkeres Gewicht verleihen.
Zinsbaustein mit neuer Geschäftsführung
Das Fintech Zinsbaustein teilt einen Wechsel an der Spitze mit. Der bisherige Geschäftsführer Rainer Pillmayer verlässt Ende Februar auf eigenen Wunsch die Firma. Ihm folgt Markus Kreuter: Der ausgewiesene Immobilienexperte ist bereits seit Oktober im Führungsteam dabei. Er wird das Fintech gemeinsam mit Volker Wohlfahrt, dem geschäftsführenden Gesellschafter, lenken.
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