finanzblick web – ein weiterer Schritt zu meinem Evernote für persönliches Finanzmanagement?

finanzblick web - ein weiterer Schritt zu meinem Evernote für persönliches Finanzmanagement?
Quelle: https://finanzblick.de/

Im November des letzen Jahres habe ich mich das erste Mal hier im Blog mit der Lösung finanzblick beschäftigt und die Frage gestellt, ob die Lösung das Potential für mein „Evernote für PFM“ hat.
Nun ist mehr als ein halbes Jahr vergangen und weitere Marktbegleiter sind am Markt gestartet. Vor einigen Tagen hatte ich hier bereits StarMoney Web näher betrachtet und will ähnliches heute mit der noch nicht finalen Version von finanzblick web tun und die beiden Lösungen in einigen Bereichen vergleichen.

1. Das Sicherheitskonzept

Ein wesentlicher Unterschied der beiden Lösungen ist in ihrem grundsätzlichen Sicherheitskonzept zu suchen. Während StarMoney Web das Thema sichere und AGB getreue Dateneingabe von PIN und TAN in den Vordergrund stellt und die Eingabe der Daten in einem Java Applet auf dem Kunden-PC erfolgt, setzt finanzblick web auf die Standardverschlüsselung heutiger Webseiten in Kombination mit einer verschlüsselten Ablage der Kundendaten im unternehmenseigenen Rechenzentrum.

Hier kann man sicher keinem den einzig gültigen Rat geben, sondern jeder Nutzer muss für sich entscheiden, wie hoch sein Sicherheitsbedürfnis ist und ob er zudem seine PIN und TAN auf den Servern eines Dritten eingeben mag. Ich persönlich habe es in den Tests getan.

Sicherheit von finanzblick
Sicherheit von finanzblick

2. Unterstützte Geräte:

StarMoney Web kann systembedingt nur auf Geräten mit einer Java Runtime betrieben werden (Laptops, PCs) und damit ist die Nutzung nahezu auf alle mobilen Geräte ausgeschlossen.
Der Ursprung von finanzblick war Ende 2011 eine iPhone app, welche wenige Monate später um eine Version für das iPad ergänzt wurde. Mit der Einführung von finanzblick web ist das Produkt jetzt auf allen Plattformen mit einem Browser nutzbar (ob auch als Stand-Alone Weblösung ohne eine mobile App gekauft zu haben, bleibt abzuwarten).

Apps als Grundlage
Apps als Grundlage

3. Die Oberflächen – die User-Experience

StarMoney Web geht einen eigenen neuen und unabhängigen Weg in der Gestaltung der Oberflächen und orientiert sich weder an den eigenen mobilen Apps noch am PC Client und muss zudem im Transaktionsbereich den Umgang mit einem Applet in den Ablauf integrieren.

finanzblick web hingeben, orientiert sich nahezu zu 100% an den vorher schon am Markt befindlichen finanzblick Apps, was die Wiedererkennbarkeit und ein gelernte Nutzungsverhalten unterstützt. Die Bedienung ist dabei recht schnell gelernt, die Buttons und Logos sind gut gewählt und die Eingabe von PIN und TAN einfach und komfortabel. Dies allerdings unter dem Vorbehalt der oben ausgeführten „geringeren“ Sicherheit.

finanzblick hd für das iPad
finanzblick hd für das iPad
finanzblick web im mobilen Safari
finanzblick web im mobilen Safari

Warum die Oberfläche von finanzblick allerdings in Gänze so düster ist (gilt schwarz und grau als elegant?) und warum auch finanzblick web viel Platz links und rechts verschenkt, müssen die Macher uns vielleicht einmal erklären.  Da gerade in der Mitte der App die wirklich wichtigen Informationen – die Umsätze – zu finden sind, könnte diesen gern mehr Platz eingeräumt werden. Ggf. wird der Platz auf der rechten Seite aber noch sinnvoll für die Umsatzdetails genutzt werden. In der Vorabversion blieb die Spalte allerdings dunkel.

Dunkel und verschenkter Platz
Dunkel und verschenkter Platz

3. Datensynchronisation

StarMoney Web stellt im Moment noch eine separate Lösung (Silo) ohne Anbindung an andere StarMoney Clients (Apps, Desktop) dar. Wie schon im Detailbericht erwähnt, ist hier aber wohl dank der Cloud Abhilfe im Anmarsch.

finanzblick ist hier schon einen Schritt weiter:
Die mobilen Apps konnten schon von Beginn an per iCloud manuell auf einer Datenbasis betrieben werden. Mit der Einführung von finanzblick web synchronisiert das Program nun die Daten automatisch zwischen mobilen Apps und der Web-App. Datensilos sind auf diese Art und Weise endlich ausgeschlossen. Mit der Folge allerdings, dass alle persönlichen Finanzdaten auf den Servern des Betreibers liegen und man sich dieses Umstandes bewusst sein sollte.

automatischer Sync der Daten zwischen Web und Apps
automatischer Sync der Daten zwischen Web und Apps

4. Funktionen

In den Grundfunktionen spielen beide Lösungen die Historie als langjährige Anbieter von Online-Banking Lösungen (StarMoney und Wiso mein Geld) aus. Die Einrichtung von Girokonten klappt reibungslos und auch Überweisungen sind keine Herausforderung für die Anwendungen.

Anders sieht es bei den über die Banken und Sparkassen hinaus gehenden Konten aus. Hier überrascht finanzblick bereits mit zahlreichen „Bonus-Angeboten“ wie:

  • PayPal-Konten
  • diversen Kreditkarten
  • Kundenkarten
  • Offline Konten
  • Bargeldkonten
Kundenkarten
Kundenkarten
Kreditkarten
Kreditkarten

5. Auswertungen

Neben der Multibankenfähigkeit ist das Thema Auswertung der persönlichen Finanzen sicher eines der Hauptargumente für Lösungen wie diese, gegenüber dem kostenlosen Online-Banking der Banken.

Hier setzten beide Angebote auf die automatische Kategorisierung von Umsätzen und machen dies beide auch schon sehr gut. Nicht automatische zugeordnete Umsätze, können zudem jederzeit manuell angepasst werden.

Auswertung Kontosaldoverlauf finanzblick web
Auswertung Kontosaldoverlauf finanzblick web
Auswertung StarMoney Web
Auswertung StarMoney Web

Die diversen unterschiedlichen Auswertungsmöglichkeiten bei finanzblick sind dabei aktuell umfangreicher als die von StarMoney Web. Da die verschiedenen Auswertungen aber eigentlich nur Filter und unterschiedliche Views der selben Daten darstellen, ist hier sicher auch recht bald bei StarMoney Web mehr zu erwarten.

6. Preis

finanzblick web wird wohl als kostenloser Zusatzdienst zu den mobilen Apps positioniert. Ob die reine Webversion auch ohne den Kauf einer mobilen App nutzbar ist, scheint noch offen zu sein.

StarMoney Web hingegen setzt auf das beliebte Freemium Modell – die kostenlosen Basisdienste können durch ein monatliches Abo in Höhe von € 1,49 um Premium Dienste ergänzt werden. Ob es mit Einführung der StarMoney Cloud Bundels mit anderen StarMoney Produkten geben wird, ist noch nicht sichtbar, aber anzunehmen.

7. Ausblick

Beiden Lösungen fehlt stand heute eine API für weitergehende oder vorgelagerte Systeme. Meine Wunschvorstellung der Online-Banking API ist mit den Lösungen ja ein gutes Stück näher gerückt, aber die eigentliche API fehlt halt weiterhin.

Auch ein einfacher Export der Umsätze ist in beiden Lösungen stand heute nicht sichtbar.

8. Fazit:

Wie schon im Bericht über StarMoney Web geschrieben, freue ich mich über diese neuen Lösungen. Auch freue ich mich, dass es mehr als eine Lösung gibt, da so ein Anreiz zur Verbesserung für uns Kunden auf Seiten der Hersteller größer sein wird.

Eine Empfehlung mag ich stand heute keine aussprechen, da die beiden Lösungen zwar in gewissen Weise vergleichbar sind, aber durch ihre Konzeptunterschiede sicher beide unterschiedliche Nutzergruppen ansprechen.

Autor

  • André M. Bajorat ist seit fast 30 Jahren in der deutschen Digitalwirtschaft zu Hause. Über die Stationen SK Online, Star Finanz, giropay und Number Four kam er 2012 als Business Angel zu figo. Das Unternehmen führte er von 2014 bis September 2019 als CEO von einer b2c App zu einem von der BaFin regulierten Banking as a Service Provider. Seit 2020 ist er Teil des deutsche Bank Konzerns und seit Mitte 2022 Managing Director bei einem deutschen Assetmanager. Er ist zudem Gründer und Herausgeber des erfolgreichen Branchen-Portals paymentandbanking.com, Podcaster, Investor (figo, Finleap, Loanlink, Sparkdata, Weddyplace, nufin, portify, moss, compa, brygge, embeddedcapital, PlanetA, Naro), Mitglied im Digital Finance Forum des Bundesfinanzministeriums, aktives Mitglied im Bitkom, Herausgeber des Buches “Köpfe der digitalen Finanzwelt” und international gefragter Speaker. Inhaltliche Schwerpunkte sind Banking, Payment, FinTech, API-Banking, digital Assets und Crypto. Außerdem ist er Mit-Initiator und Ausrichter der Wahl zum „FinTech des Jahres” sowie der Eventreihen Bankathon, Payment Exchange, Banking Exchange und Transactions.io.

Weitere interessante Beiträge

  • Warum Promi-Werbung zu oft Geldverschwendung ist 

    Warum Promi-Werbung zu oft Geldverschwendung ist 

    Ob Revolut mit Mario Götze, Naga mit Mike Tyson oder Bitpanda mit Alexander Zverev: Eine ganze Reihe von Fintechs lässt…

  • Die wichtigsten Lehren aus Singapur

    Die wichtigsten Lehren aus Singapur

    Manuel Klein und Stefan Grasmann waren für gleich zwei Krypto-Konferenzen in Singapur. Was es dort zu hören gab und was…

  • Inklusion auf Sparflamme

    Inklusion auf Sparflamme

    Obwohl Barrierefreiheit kein neues Thema ist, scheinen die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen im Bankensektor oft übersehen zu werden.

Newsletter
open close

Der beste Newsletter ever.

Wir versorgen dich täglich mit News, ausgewählten Artikeln und Kommentaren zu aktuellen Themen, die die Finanz-Branche bewegen. Jetzt anmelden!