Laut einer Studie des EHI-Retail-Instituts ist der Umsatzanteil von Kartenzahlungen leicht gestiegen. Gleichzeitig sind Händler wieder dazu bereit, mehr in Payment-Infrastruktur zu investieren.
In den vergangenen Jahren nahm der Anteil des Bargelds am Zahlungsverhalten kontinuierlich ab. Eine Studie des EHI-Retail-Instituts fand nun heraus, dass 2024 nur noch knapp ein Drittel der Zahlungen im stationären Einzelhandel in Höhe von fast 500 Milliarden Euro mit Bargeld umgesetzt wurden. Mit 63,5 Prozent wurde der Großteil der Umsätze mit Karte gezahlt. Für die Branche der Zahlungsanbieter scheint das erstmal eine gute Nachricht zu sein.
Doch Horst Rüter, Leiter des Forschungsbereichs Payment, muss der Payment-Branche noch einen Wermutstropfen bescheren: „Gemessen an der Zahl der Transaktionen bleibt Bargeld vorerst noch die beliebteste Zahlart”, sagte er auf dem EHI Payment Kongress. Von rund 20 Milliarden Transaktionen 2024 wurden 54,6 Prozent mit Bargeld getätigt. Eine weitere kritische Botschaft: Der Anteil von Bargeldzahlungen am Umsatz sank im Vergleich zu 2023 lediglich um 1,7 Prozentpunkte. Wirklich grundlegend änderte sich das Zahlungsverhalten der Deutschen im vergangenen Jahr also nicht.
Trend Nummer 1: Die internationalen Debitkarten kommen
Unter den Kartenzahlungen war die Girocard weiter das beliebteste Zahlungsmittel und verlor nur knapp einen Prozentpunkt an den Gesamtzahlungen. Die Gewinner unter den Kartenzahlungen waren jedoch die Internationalen Debitkarten von Visa und Mastercard, die ihren Anteil auf 6,9 Prozent um 2,8 Prozentpunkte steigern konnten. Eine schlechte Nachricht für den Einzelhandel, die laut EHI-Institut rund drei- bis viermal so hohe Kosten wie bei Zahlungen mit Girocard kalkulieren.
Trend Nummer 2: Mobile Payment wird wichtiger
Trotzdem gibt es bei den elektronischen Zahlungsmethoden einen Gewinner: Mobile Payments über Wallets wie Apple Pay oder Google Pay konnten ordentlich zulegen. Ihr Anteil an den unbaren Transaktionen stieg von 7,5 auf 12,9 Prozent. Die physische Karte, ob sie nun kontaktlos oder kontaktbehaftet eingesetzt wird, dominiert weiterhin mit einem Anteil von über 87 Prozent. Ebenfalls stiegen die Bargeldauszahlungen an den Händlerkassen über die Girocard mit zehn Prozent leicht, was die Einzelhändler insgesamt 19 Millionen Euro an Gebühren (meistens 0,1 bis 0,2 Prozent) kostete.
Dieser Trend weckt natürlich Begehrlichkeiten bei anderen Playern. Um die Vorherrschaft über die Mobilen Zahlungen an den Kassen, ist ein echter War of Wallets entbrannt (unsere Experten haben sich das hier einmal genauer angeschaut). Zu den Konfliktparteien zählen neben Apple und Google bald auch der Zahlungsdienst Wero, der in Deutschland vor allem von den Volksbanken getragen wird und die Hoffnung der europäischen Banken auf Unabhängigkeit von amerikanischen Anbietern ist. Aber auch Paypal versucht hier einen Fuß in die Tür zu bekommen und meldete gerade, dass man mit einer kontaktlosen Zahlungsmöglichkeit an die Kassen gehen wolle.
Trend Nummer 3: Paypal bleibt König der Online-Kassen
Bei Online-Einkäufen behält Paypal mit 28,5 Prozent der Zahlungen laut dem EHI die Nase vorne. „Der Marktanteil von Paypal wäre noch deutlich höher, wenn Marktführer Amazon diese Zahlungsart anbieten würde”, sagt Zahlungsexperte Horst Rüter. Gleichzeitig wären die Anteile von Lastschrift und Kreditkarten geringer, da sie bei den meisten Onlinehändlern abseits von Amazon eine weitaus geringere Rolle spielen. Denn Rechnungskäufe, Lastschriftverfahren und Kreditkarten machen zusammen immer noch über die Hälfte der Umsatzabwicklung im Online-Handel aus.
Hier Grafik zu Umsatzanteilen im E-Commerce
Doch auch weitere Zahlungsarten warten auf ihren Moment. So liegt der Ratenkauf über Buy now, pay later-Angebote mit 4,3 Prozent noch auf einem niedrigem Niveau, jedoch verdoppelte sich hier der Umsatzanteil in den vergangenen drei Jahren. Gleichzeitig planen die Händler, weitere Zahlungsarten wie ApplePay und GooglePay in den E-Commerce aufzunehmen. Auch der Bezahldienst Wero dürfte langfristig versuchen, hier Fuß zu fassen, was bei dieser starken Konkurrenz eine große Herausforderung wird.
Trend Nummer 4: Händler wollen in Payment-Infrastruktur investieren
Gleichzeitig seien die Einzelhändler erstmals seit drei Jahren wieder bereit, mehr in ihre Payment-Infrastruktur zu investieren. Eine zentrale Rolle spielen dabei Zahlungsterminals und Mobile Payment-Lösungen, so die Autoren der EHI-Studie. Es gehe außerdem darum, den Anforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes gerecht zu werden, nach dem alle gehandicapten Menschen einen adäquaten und diskriminierungsfreien Zugang zum bargeldlosen Bezahlen ermöglicht werde.