Digitale Identity-Verfahren sollen uns eigentlich das Leben einfacher machen. In der Praxis klappen die vielen verschiedenen Verfahren aber oft nicht und treiben selbst versierte Nutzer zur Weißglut. Ein Selbsttest. 

Das Thema digitale Identität beschäftigt mich schon sehr lange und ich bin ein großer Freund der Idee. Letzte Woche kam ich dann mal wieder in die Situation eines Selbsttests. 

Bedingt durch mehr Menschen mit Führerschein im Haushalt, wollte ich meine Mitgliedschaft beim ADAC erweitern. Über den Sinn oder Unsinn dieses Abos kann man sicher streiten, aber nicht jetzt. 

Der Nect-Selbsttest

Meinen Online-Zugang zum ADAC hatte ich glücklicherweise in meinem Apple Passphrase – wann auch immer ich so weise gewesen bin. Der Login war also einfach. Allerdings wollte der ADAC vor der Änderung der Mitgliedschaft meine Identität bestätigt wissen. Ok, dachte ich, dann mal los. Begeistert von der Vielfalt der Identity-Anbieter wählte ich aus Sympathie zu Hamburg und zum Gründer Benny die Lösung Nect.

Da ich das Ganze parallel zu einem Gespräch mit meiner Tochter machte, war ich dabei gegebenenfalls nicht hundertprozentig aufmerksam. Der Download von Nect (hatte ich noch nie vorher genutzt) war einfach. Dann sollte ich mir Videotutorials ansehen. Darauf wollte ich aber verzichten und dachte, dass es schon nicht so schwer sein wird. Ich legte also den Personalausweis auf den Tisch und startete den Scan desselbigen. Irgendwas ging dabei wohl schief und ich wurde aufgefordert, das Ganze noch einmal zu versuchen. Inzwischen hatte ich verstanden, dass ich den Perso zum Scan in der Hand halten und bewegen musste, um die Sicherheitsmerkmale sichtbar zu machen. Gesagt, getan. Leider mit demselben Nicht-Erfolg.

Mir wurden zwar immer wieder mehr oder weniger lustige Texte zur Unterhaltung angezeigt, meinen Scan wollte Nect aber auch nach weiteren Versuchen nicht akzeptieren.

VERIMI: Eine Alternative?

Und nach einigen erfolglosen Versuchen – fünf an der Zahl, wie mir Benny im Nachgang sagte – war ich nicht mehr in der Lage, den Prozess noch einmal zu starten. Den Grund dafür nannte mir die App übrigens nicht. Wie ich inzwischen weiß, darf sie das aus Sicherheitsgründen auch nicht.

Damit war Nect also leider raus und ich dachte, egal, gibt ja noch das altgediente VERIMI. Ich erinnerte mich, dass ich dort vor einigen Jahren sogar meinen E-Perso in der Wallet hinterlegt hatte. Also los, das muss ja einfach werden! 

Der Start war nicht ganz einfach, da die App von Apple ausgelagert worden war – den Grund kennen wir leider alle. Also wieder installiert und gestartet – leider stürzte die App aber immer wieder beim Start ab. Ich hatte aber Zeit und wollte es lösen, also wendete ich die alte Windows Regel an: App löschen, Handy neu starten und die App wieder installieren. Auch hier wusste Apple zum Glück noch meine Verimi Logindaten und schon war ich drin! Allerdings musste ich erst noch mein Handy neu koppeln, da ich seit der letzten Nutzung mein Gerät gewechselt hatte. Auch das klappte.

Also zurück zum Ausgangspunkt meiner Reise auf der ADAC-Webseite. Von da ging es in die Verimi App und in der App wollte VERIMI meinen E-Perso per NFC auslesen und brauchte dafür meine perso PIN. Beides hatte ich zur Hand, womit die App das Auslesen begann – allerdings immer wieder und in einer Endlosschleife. Dass mein E-Perso eigentlich schon in der Verimi Wallet hinterlegt war, sagte mir die App leider nie.

Ich versuchte es einige Male und dachte dann: Was soll’s, VERIMI bietet schließlich auch Bankident an. Am selben Morgen hatte ich das noch erfolgreich bei Coinbase gemacht.

Gesagt, versucht und wieder kein Erfolg. In der mobilen Gesellschaft gibt es leider kein Bankident by VERIMI für Smartphones.

Die Suche nach Lösungen

Inzwischen war ich auf Linkedin aktiv geworden https://www.linkedin.com/posts/abajorat_adac-eid-activity-7167229194572054528-sxV6?utm_source=share&utm_medium=member_ios) und hatte zudem Benny von Nect eine Nachricht gesendet, da ich ihm die Chance geben wollte, es zu lösen. Benny war sofort erreichbar, konnte mir aber leider auch nur sagen, dass ich etwas falsch gemacht hatte und nun leider in einer Sackgasse steckte.

Also noch einmal zurück zum ADAC und nochmal VERIMI e-ID Ident gewählt. Warum auch immer, schien das Auslesen jetzt zu klappen und ich bekam in der App grünes Licht.

Sollte der eigentlich nur minutenlange Prozess, der mittlerweile schon etwa zwei Stunden in Anspruch nahm, doch noch zu einem guten Ende führen? Leider nein, denn zurück beim ADAC wurde ich mit der folgenden Meldung empfangen (Bild links).

Ich habe jetzt einen Brief bestellt und warte noch auf den Code. Ach so: Beim ADAC konnte ich meine Kinder jetzt auch so einfach hinterlegen. Vielleicht war ja doch ein Versuch bei VERIMI erfolgreich – ohne das ich es im Prozess sehen konnte

Chaos, Frust und ein Hauch von Hoffnung

Woran es nun bei mir genau lag, ist irgendwie eine müßige Frage – ich fürchte es lag an der toxischen Kombination aus einem nur halb aufmerksamen Anwender, mittelmäßiger User Experience in den beiden Ident-Apps und auch in einer fehlerhaften Integration der Lösungen beim ADAC.

Was meine Erfahrung aber zeigt: Die eID in Deutschland ist weit entfernt von Alltagstauglichkeit, vor allem wenn die Anwendungsfälle in der Nische gefangen sind wie dieses Beispiel. Die Hürden, die ich überspringen musste, würden so sicher die Wenigsten nehmen. Für einen Erfolg der eID wird es daher darauf ankommen, dass die Anwendungsfälle Relevanz für die Mehrheit haben – wenn ich mich also mit der eID ins Banking einloggen oder Zahlungen freigeben will.

Let’s fix it 

PS: Inzwischen habe ich auf Bitte von Benny noch einmal einen Test bei Nect gemacht – im zweiten Versuch war ich dann erfolgreich. Das Verfahren klappte also und war jetzt auch sehr schnell.

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