In den letzten Wochen war die Deutsche Bank vor allem durch die Anstellung bekannter Branchen-Größen in aller Munde. Gleich vier Gründer von uns, Payment & Banking, sind zur Deutschen Bank gewechselt. Aber auch andere bekannte Gesichter wie Alexander Bechtel des Podcasts Bitcoin, Fiat & Rock’n’Roll ist ein weiterer Wechsel aus der Branche. Lieber gut eingekauft, als schlecht selbst gemacht ist ein bekanntes und nachvollziehbares Prinzip und passiert in allen möglichen Branchen immer wieder. Niemand wunderte sich darüber als z. B. Matthew Renna (Vice President E-Mobility and Innovation at Volkswagen of America) von Tesla zu Volkswagen wechselte. Auch in der deutschen Bankenlandschaft gab es solche Wechsel immer wieder. Prominentestes Beispiel ist der ehemalige CEO von PayPal Deutschland, Arnulf Keese, der inzwischen als Chief Digital Officer das Digitalgeschäft bei der DKB verantwortet.
Solche Wechsel bringen natürlich auch immer kritische Stimmen auf den Plan und reflexartig kommt es zu einer Aussage, dass man mal nach einem Jahr sehen müsse, ob sich Person A oder B bezahlt gemacht hat. Wie im Fußball, wenn Joao Felix der von Benfica Lissabon für 126 Millionen zu Atletico Madrid wechselte in der letzten Saison nur drei Ligapartien über 90 Minuten bestritt und in Summe gerade mal 8 Tore schoss.
Der Teufel ist bekanntermaßen ein Eichhörnchen, denn das Problem sind nicht die oft hervorragenden Biografien, sondern die Bedingungen oder das Ökosystem in dem sich die neuen Protagonisten zurechtfinden müssen. Um bei der Fußballmetapher zu bleiben: es hilft kein teuer eingekaufter Spieler, wenn das Team oder der Verein am Ende nicht passt. Oder: Alufelgen machen keinen Sportwagen.
Vom Querdenker zum Maskottchen
Ich selbst war einmal ein Maskottchen. Nicht verkleidet als Bieber vor einem Baumarkt, sondern in einer großen deutschen Bank. Meine Aufgabe war es da zu sein. Das war zugegebenermaßen eine lösbare aber derweil eine Aufgabe, die mich unterfordert hat. Ich hab diese Aufgabe bis zum Ende gut gelöst, war also immer da. Für mich war das weniger frustrierend als für das Team, denn die hätten tatsächlich gerne etwas bewegt und wollten einen Paradigmenwechsel. Das Team hatte also jemanden auf ihrer Seite, mit einer gewissen Expertise, aber mit der Bewegungskraft eines Papiertigers. Am Ende war ich dann einfach nur da – bis ich dann weg war.
Diese Geschichte ist leider kein Einzelfall. Gerade im Beratungsgeschäft passiert das immer wieder: fähige Berater*innen werden eingesetzt, die dann an der DNA des Unternehmens scheitern. Die beiden Gene mit dem Namen “NICHT-WOLLEN” oder NICHT-MACHEN verhindern am Ende jede notwendige Veränderung.
Was wichtig ist
“Machen ist wie wollen, nur krasser“ ist eine Phrase, welche wir bei Payment & Banking gerne dreschen. Aber die Phrase bringt es auf den Punkt, denn es enthält zwei unabdingbare Punkte, die essentiell sind: Wollen und machen. Es fängt damit an zu wollen und dieses wollen, muss im Operativen enden. Wenn man sich also einen Macher (oder Macherin) aus einem Fintech ins Boot holt, muss auch der Wille nach Veränderung vorhanden sein. Denn ohne diese Wechselwirkung ist jede notwendige Veränderung zum Scheitern verurteilt.
Eine Basis, welches diese Veränderung mit trägt, ist nicht minder wichtig. Aber oft ist es die operative Ebene, die nicht das Problem sind, sondern Manager (männlich, alt) die Veränderung blockieren, weil es anstrengend ist und nicht so richtig in die Rentenplanung passt. Und natürlich gibt es Ausnahmen. Selten.
Die Basis ist in der Regel nicht das Bottleneck und wenn, bekommt man die am einfachsten überzeugt und im schlimmsten Fall kann man und muss man die ein oder andere Veränderung diktieren. Umgekehrt geht das schlecht.
Last but not least braucht es so etwas wie Geduld. Egal welchen Rockstar oder Business-Punk man sich geholt hat, in ganz seltenen Fällen können die zaubern und es gibt ja gute Gründe warum man sich solche Leute holt. Also am besten machen lassen. Oder machen lassen. Ggf. auch machen lassen.
Fazit
Kann man sich Glück kaufen? Nein. Aber die Voraussetzung dafür. Und wenn es am Ende scheitert, muss es nicht zwangsläufig an den Protagonisten liegen, sondern an dem zur Verfügung gestellten Ökosystem. Wenn man also nach einem Jahr schaut, ob eine Personalie etwas gebracht hat, sollte man zuerst die Frage beantworten, ob man als Unternehmen etwas gebracht hat?