Das war 2022: ein Fintech-Jahr voller Erfolge, Überraschungen und Enttäuschungen – Teil 4

Ein weiteres Jahr endet. Ein Jahr, das wir uns nach zwei Jahren Pandemie sicher alle etwas anders vorgestellt hätten. Doch statt Leichtigkeit wurde das zurückliegende Jahr durch einen furchtbaren Krieg dominiert, der für sehr viel menschliches Leid in der Ukraine sorgt und „eine Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents“ eingeleitet hat.

Nach einem überaus erfolgreichen Fintech Funding-Jahr 2021 führten die aktuellen politischen Bedingungen auch in unserer Payment-, Banking- und Finanzindustrie zu einer Abkehr von einem „immer weiter so“. Unsicherheiten prägten das unternehmerische Handeln und führten zu einem wirtschaftlichen Umdenken. Für viele Fintechs wurde es enorm schwierig, eine (Folge-) Finanzierung zu erhalten, erfolgreich geglaubte Fintechs mussten in die Insolvenz und viele Mitarbeiter verloren angesichts ausbleibenden Kapitals ihren Job.

Doch nicht alles war schlecht. Aus Krisen erwachsen Chancen und so haben viele Fintechs diese genutzt, haben ihr Produkt geschärft und sind „all in“ gegangen. Für etliche hat sich das ausgezahlt. Wir nutzen die letzten Tage des Jahres 2022 für einen kleinen Rückblick und fragen im Team nach der persönlichen Einschätzung.

Heute: André Bajorat, Co-Founder von Payment and Banking

Das war im Jahr 2022 der größte Erfolg

Von FinTechs in den Anfängen in den Markt gebrachte Themen sind voll in der Industrie angekommen und nicht mehr wegzudenken. Ob mobile Payment, APIs an allen Stellen, Real Time Risk Management, Open Banking oder auch digitale Assets und Blockchain. Vor gut 10 Jahren nahezu nur von neuen Playern bespielt, sind diese Themen im Alltag und im Kernbusiness nahezu aller etablierten Player angekommen.

Das hat mich in diesem Jahr besonders überrascht

Die ernsthafte Überraschung vieler in der „Szene“ über den Sumpf und die Gier in der Krypto-Szene und die stumpfe Verteidigung der in weiten Teilen adabsurdum geführte “Crypto-Ideale” durch elitäre und libertäre Profiteure der ersten Stunde.

Davon hätte ich 2022 mehr erwartet

Ich hätte mir in diesem Jahr der Krise und damit der Konsolidierung mehr Initiative und Mut von deutschen Investoren und Unternehmen gewünscht. Die großen Versprechen, digitale Champions aus Deutschland für Europa und die Welt zu bauen und zu finanzieren, wurde wieder einmal nur selten in die Realität umgesetzt. Stattdessen sind echte Growth Runden weiter angeführt von VCs aus dem Rest der Welt und deutsche Unternehmen flüchten sich in der ersten echten Krise oft und gern in die Arme ihrer Marktbegleiter aus dem Ausland.

Das war für mich 2022 der größte Flop

Etwas, worauf ich seit Jahren auf den Durchbruch warte, ist die digitale ID. Gepusht durch schlimme analoge Erfahrungen während Covid und den laut verkündeten Support der öffentlichen Hand, hätte ich hier mehr erwartet. Es scheint mal wieder einen Schritt nach vorn und dann zugleich fünf zurückgegangen zu sein.

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Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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