Mit dem Start des neuen Anbieters Paydora und dem damit verbundenen „Angriff“ auf etablierte Anbieter wird deutlich: Die sogenannten „as a service Modelle“ sind seit dem Einzug von Cloud und APIs Erfolgsmodelle in vielen Branchen. Das Versprechen von einfacher Skalierung und hohen Margen ist damit verbunden.
In der Finanzdienstleistungswelt hat die Entwicklung bereits vor Jahren mit Payments im E-Commerce begonnen. Auch, wenn es damals noch nicht Payment „as a service“ genannt wurde, so war das Angebot der ersten Payment Service Provider oder Payment Schemes wie unter anderem Paypal oder Klarna doch nichts anderes als das.
Gleiches Thema, zwei Richtungen
Im Banking hat sich das Thema aus zwei Richtungen entwickelt:
- Zunächst etablierten sich vor rund 10 Jahren erste Player basierend auf Open Banking und boten ihre Dienste unter dem Stichwort „Banking as a service“ an. Die Pioniere in Deutschland hießen seinerzeit figo und FinTech Systems.
- Fast zeitgleich etablierten sich aber auch komplette Banken, die das gleiche Schlagwort (BaaS) für sich nutzten, aber nicht auf Open Banking aufbauten, sondern ihre eigene Bankinfrastruktur, Lizenzen und Produkte wie Konto und Karte anbieten. Prominentes Beispiel aus Deutschland ist sicher die Solarisbank. Genauer spezifiziert, würde man diese Modelle eher als Bank as a service bezeichnen.
Die jeweiligen Use Cases von „Bank as a service“ und „Banking as a service“ unterscheiden sich in Teilen voneinander, wobei diese Unterscheidung für den nutzenden Laien oftmals noch immer nicht klar ist.
Was gehört wie zusammen?
Während bei Open Banking basierten Modellen immer das vorhandene Bankprodukt des Nutzers zum Einsatz kommt, ist bei den Modellen der Gruppe 2 in der Regel ein neues Konto inkl. KYC etc. zu eröffnen.
Auf die letzten Jahre in der Payment Welt zurückblickend, könnte man hier den Vergleich – auch, wenn er hinkt – die jeweilige Rolle des Acquirers und PSPs heranziehen. Die Frage, die sich nach fast einer Dekade „Bank(ing) as a service“ nämlich stellt: Ist die unternehmerische Trennung der Ansätze noch sinnvoll? Oder gehören Banking und Bank as a service nicht eigentlich zusammen?
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Subsumiert man beide Ansätze unter dem Begriff „Banking as a service“ 2.0, dann kann der Open Banking Ansatz ein weiteres Feature-Set im Angebot des Gesamtprodukts sein. Aus der Perspektive der Kunden sicher hilfreich, da für die Anwendungsfälle vielfach Funktionen aus beiden Bereichen sinnvoll und nötig sind. So kann das vorhandene Konto im KYC und/oder Scoringprozess eine Rolle spielen, Open Banking für die spätere Aggregation weiterer Konten und Karten oder die Zahlungsinitiierung genutzt werden.
Trennung, ja oder nein?
Ein weiterer Grund für das Zusammenführen ist sicher auch, dass die meisten Player noch kein finales Modell gefunden haben und in Zeiten von Konsolidierung sinnvolle Merger in Erwägung gezogen werden sollten. Was meint Ihr? Sollten die Themen zusammengeführt werden oder macht die Trennung dauerhaft Sinn?
Jochen Siegert
Schaue ich mir die etablieren Wholesale-Banken im B2B Banking an, so stellte sich schon immer die Frage, ob diese Anbieter nicht ohnehin schon immer “Banking-as-a-Service” machten. Früher war das Acquiring- und teilweise auch das PSP-Geschäft ein Standardprodukt einer jeden Geschäftsbank im Wholesale-Banking. Dann kam “Banking-as-a-Service” und damit der Fokus auf die BaaS-Banken mit einem Fokus auf Technologie und moderne APIs. Aber das eigentliche Geschäftsmodell hatte sich eigentlich gar nicht verändert.
So gesehen stellt sich die Frage, ob Banking-as-a-Service 2.0 nicht eigentlich ein “back-to-the-roots” ist. Doch welcher Anbieter wird am Ende das Rennen machen im Banking-as-a-Service? Innovative Tech-Neobanken oder klassische Banken mit einem modernisierten Tech-Stack oder passiert eine immer weiter zunehmende Spezialisierung im Banking-as-a-Service auf spezielle Banking-Verticals wie Payment, Lending, Working Capital, Trade etc.?
Klaus Igel
Beim „Banking as a Service“ Anbieter handelt es sich in der Regel um ein Technologieunternehmen mit Banking Know-how, das bankbezogene Services wie die Ausführung von Zahlungen, Bonitätsermittlung, Zugriff auf Umsatzdaten, Kontoverifizierung etc. über APIs auf Basis bereits vorhandener Produkte bereitstellt. Für die Erbringung dieser Leistungen muss der Anbieter keine eigene Banklizenz besitzen. Bei den potenziellen „Banking as a Service“ Nutzern kann es sich um Unternehmen (z.B. E-Commerce-Plattformen, Telekommunikations- und Versicherungsunternehmen), Fintechs, Banken, Entwickler und sogar Endkunden handeln.
Demgegenüber handelt es sich bei einem „Bank as a Service“ Anbieter um eine lizenzierte Bank, die es Dritten ermöglicht, eigene Bankprodukte anzubieten. Hierfür wird neben der Lizenz auch das eigene Kernbankensystem einem Partnerunternehmen zur Nutzung via APIs angeboten. Diese können ihren eigenen Kunden Bankdienstleistungen/-produkte, wie z.B. die Führung eines Girokontos oder die Herausgabe einer eigenen Kreditkarte, zur Verfügung stellen.
Aufgrund der unterschiedlichen rechtlichen Voraussetzungen, die ein Anbieter für das Erbringen der jeweiligen Services erfüllen muss, halte ich eine separate Betrachtung der beiden Serviceangebote nach wie vor für sinnvoll.
Allerdings ist es für einen „Bank as a Service“ Anbieter heute fast schon ein Muss, aktiv auch „Banking as a Service“ Leistungen anzubieten und so von Synergien und einem größeren Leistungsangebot zu profitieren.