Es sind schwere Vorwürfe, die Medien gegenüber Worldline und Payone gerade erheben. Neu sind die zwar nur bedingt, doch könnten sie zu einer weiteren Konsolidierung im Markt führen.
Presseberichte in verschiedenen europäischen Medien (in Deutschland bei Der Spiegel) erheben schwere Vorwürfe zu ehemaligen Geschäftsbeziehungen von Worldline/Payone im „Schmuddelbereich” des Zahlungsverkehrs. „Namhafte” Kunden und Personen, die wir schon seit Jahren im High-Risk-Kontext von Wirecard und Heidelpay/Unzer kennen, tauchen plötzlich wieder in der Berichterstattung auf.
Das Thema ist nicht wirklich neu. Im Herbst 2023 revidierte Worldline seine Prognose im Merchant-Services-Bereich mit Hinweis auf das deutsche Geschäft und die (Bafin-initiierte) Kündigungen von High-Risk-Händlern. Anfang 2025 wurde bekannt, dass die Aufsicht höhere Kapitalzuschläge und einen Sonderprüfer ins Payment-Joint-Venture der Sparkassen und Worldline schickte.
Was das Payone-Management antrieb, sich für diese branchenbekannten, hochriskanten Kunden zu entscheiden und dabei nicht die notwendigen Risikokontrollen vorzuhalten, kann nur spekuliert werden. Es wirft jedenfalls kein gutes Licht auf die Professionalität der Geschäftsführung und der Vertreter von Worldline und der Sparkassen-Finanzgruppe in den internen Kontrollgremien.
Neben unangenehmen Fragen hat das Handeln gravierende Auswirkungen auf Firmenwert sowohl der Worldline-Aktie als auch den Payone-Anteil in den Bilanzen des Sparkassenverlags: Das an der Pariser Börse gelistete Unternehmen Worldline verzeichnete bereits mit den Meldungen im Herbst 2023 einen Einbruch des Aktienkurses um 50 Prozent an einem Tag. Seitdem hat sich die Aktienbewertung nochmals halbiert und heute Vormittag ging es nochmals knapp 35 Prozent in den Keller. Worldline hat nun die Marktkapitalisierung von 1 Milliarde erstmals unterschritten und ist nur noch ein Schatten des ehemaligen europäischen Payment-„Champions”.
Gestern hat Worldline gerade noch rechtzeitig die Platzierung einer Unternehmensanleihe in Höhe von 550 Millionen Euro zu einem Zinssatz von 5,5 Prozent abgeschlossen. Die Zeichner des Bonds haben bei der jetzt weiter kollabierten Marktkapitalisierung vermutlich den Angstschweiß auf der Stirn. Für Worldline ist dieses Geld ein zusätzliches Zeitfenster und vielleicht die letzte Chance für einen notwendigen Turnaround und Hebung von Kosten- und Synergieeffekten zum Beispiel durch die überfällige Konsolidierung und Modernisierung der verschiedenen Paymentplattformen. Vergleicht man die Marktkapitalisierung, Shortseller-Quote und Kursentwicklung von Worldline mit ihren Peers wie Adyen, Stripe, GlobalPayments, so wettet der Kapitalmarkt jedenfalls auf keinen guten Ausgang bei Worldline.
Vielleicht materialisieren sich jetzt frühere Gerüchte zu einer attraktiv günstigen Übernahme des Assets durch Private Equity und einer damit einhergehender Zerschlagung beziehungsweise weiterer Konsolidierung im europäischen und auch deutschen Paymentmarkt.




